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Eklatanter Schulplatz-MangelAlle Kölner Kinder bekommen Platz am Gymnasium

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Familien kritisieren Willkür bei der Platzvergabe mit Losverfahren. 

Köln – Eltern-Demos gegen die Schulplatzlotterie, Unterschriftenaktionen für mehr Plätze an Gymnasien, Appelle des Dezernenten für „Bildung first“ begleiteten die letzten Wochen: Nun steht das umstrittene Anmeldeverfahren mit Mehrfachanmeldungen an weiterführenden Schulen vor dem Ende, die zweite Runde mit angebotenen „Restplätzen“ endete am 27. April.

Die Probleme wegen der Schulplatznot besonders an Gymnasien und Gesamtschulen sind längst nicht gelöst, erläuterten am Dienstag Bildungsdezernent Robert Voigtsberger und Anne Lena Ritter, Leiterin des Amtes für Schulentwicklung. Der Handlungsbedarf sei groß, es werde schwieriger, das Angebot weiter „vollumfänglich aufrecht zu erhalten“.

Bekommen alle einen Platz am Gymnasium in Köln?

Alle Kinder, die einen Platz am Gymnasium wünschen, bekommen zum neuen Schuljahr auch einen in Köln, betont Voigtsberger. 2022/23 wechseln 9600 Viertklässler auf weiterführende Schulen, an städtische Gymnasien 3876 Kinder, an Gesamtschulen 3198 ( 1000 wurden abgelehnt). Es gab 5300 Mehrfachanmeldungen an teils verschiedenen Schulformen. Aktuell haben 23 Kinder noch keinen Platz am Gymnasium zugesagt. Für alle gebe es noch freie Plätze an städtischen und erzbischöflichen Gymnasien in Köln. 15 der 23 Familien hätten sich bei der Stadt gemeldet, um sich beratend unterstützen zu lassen. Ihnen könne ein „angemessenes Angebot“ mit Schulwegen bis 30 Minuten per ÖPNV gemacht werden. Bei acht der Kinder liege noch keine Rückmeldung vor.

3720 Kinder kamen nach Abschluss der ersten Anmelderunde an Kölner Gymnasien unter, das entspricht 96 Prozent, nach der zweiten Verteilrunde und Nachrücken erhöhte sich das auf 3851 (99 Prozent).

Soll es weitere Mehrklassen geben?

Insgesamt werden im Verfahren sieben zusätzliche Mehrklassen in Köln gebildet in Abstimmung mit der Bezirksregierung, auch an Erzbischöflichen Schulen, so Voigtsberger. Die Bezirksregierung und das Land würden künftig nur noch sehr restriktiv damit umgehen. Platzkapazitäten würden besonders auch für den Übergang zu G9 benötigt. Dann bleiben rund 4300 Kinder ein Jahr länger im System Gymnasium, etwa 4600 kommen neu in die fünften Klassen. Auch in umliegenden Kommunen kamen Kinder aus Köln unter. Nächstes Jahr werde man noch auf Mehrklassen angewiesen sein, mit sieben bis 14 werde gerechnet. Sie seien keine Dauerlösung. Wegen der hohen Nachfrage erhöhen die Gymnasien die Klassengröße auf 30, 31 Kinder.

Was muss jetzt getan werden?

Schulplätze bauen, bauen, bauen: Die Zeit drängt, „es ist eine Jahrhundertaufgabe, die in nur drei Jahren bis 2025 jetzt dringend zügig angepackt werden muss“, so Voigtsberger. Die Ursache des Vergabe-Problems liege im eklatanten Mangel an Schulplätzen. Es sei zwar viel in investiert worden, doch das reiche nicht. Es brauche noch mehr bauliche Maßnahmen als geplant. Dieses Jahr starteten zwei neue Gymnasien, nächstes Jahr keins. Voigtsberger kündigt den zeitnahen Start von „Stärkungspaketen“ für Gymnasien und Gesamtschulen bis 2025 an. Eine neue „Task Force“ unter Leitung des Baudezernenten startet jetzt, die sich mit kurzfristigen Maßnahmen für 2023 befassen soll, etwa Nachverdichtungen, Interims-Anmietungen, „Umwandlungen“. Bis 2026 würden zudem sechs Gymnasien und sechs Gesamtschulen schnellstmöglichbenötigt.

Gibt es ein neues Verfahren ohne Verlosung?

Das Schuldezernat macht sich stark für eine Änderung des Schulgesetzes, die Mehrfachanmeldungen unterbindet; auch in der Politik zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab. Gefordert wird vielfach ein transparentes Verfahren, in dem Kriterien wie das Schulprofil, Erst- und Zweitwunsch berücksichtigt werden. Laut Verwaltung soll die Möglichkeit von Onlineanmeldungen und Verbesserungen des digitalen Tools geprüft werden, mehr Unterstützung geben.

Was kritisieren betroffene Eltern?

Bei betroffenen Familien ist der Ärger groß über das Anmelde- „Chaos“. Etliche Widersprüche sind laut der Initiative „Die Abgelehnten“ zu erwarten. Olaf Wittrock: „Das Verfahren ist fehlerhaft und dilettantisch, es ist der Stadt komplett entglitten.“ Es werde ein juristisches Nachspiel haben. Ihn ärgere, nun so zu tun, als sei das Verfahren alternativlos gewesen, „es wäre besser gegangen!“ Eine Entschuldigung sei fällig.

Familien kritisieren unter anderem, dass noch nach Ende der Anmeldefrist einige Schulen Wartelisten abtelefonierten – obwohl Betroffene bereits woanders einen Platz zugesagt hatten. Das intransparente System habe gravierende Mängel.