EhrenamtspreisHilfsbedürftige Menschen stehen bei Canan Durna an erster Stelle
Köln – Schon im Kindesalter hat sich Canan Durna zu obdachlosen Menschen gesetzt und sich ihre Geschichten angehört: „Ich habe nie verstanden, wieso diese Personen als „Penner“ abgewertet wurden. Ich habe den Menschen auf der Straße in die Augen geschaut und konnte einfach nicht das Negative sehen, was viele andere sehen.“
Auch heute mit 49 Jahren geht sie noch tagtäglich auf die Straße und unterstützt Hilfsbedürftige bei ihren tagtäglichen Aufgaben, wie beispielsweise bei der Verarztung von Wunden, anstehendem Papierkram und der Wohnungssuche. Die Kölnerin aus Mülheim sagt: „Jeder hat Sachen daheim, die er nicht braucht. Aber es gibt immer Menschen, die es gebrauchen können. Noch haben wir alle Glück und können froh sein, nicht auf der Straße leben zu müssen. Aber auch uns kann es treffen. Wir sind alle füreinander verantwortlich“.
Einkauf für ältere Menschen übernommen
Als die Mülheimerin während der Pandemie zusätzlich noch anfing, für ältere Menschen den täglichen Einkauf zu übernehmen, war der Jury des Ehrenamtspreises klar: Canan Durna verdient den Preis „KölnEngagiert 2022“ in der Rubrik Miteinander für Demokratie und Vielfalt. „Als ich das gehört habe, musste ich erst einmal weinen. Ich habe mich so sehr gefreut, dass das, was ich mache, gesehen wird. Ich hoffe, dies motiviert auch andere Menschen dazu, mehr zu helfen“, verrät Canan Durna. Sie möchte das gesamte Preisgeld bis auf den letzten Cent an die bedürftigen Menschen weitergeben, da dieses auch nur von ihnen kommt.
Die 49-jährige Mutter arbeitet neben ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten zusätzlich noch als freiberufliche Altenpflegerin. Auf die Frage, wie sie denn all das unter einen Hut bekomme antwortet sie stolz: „Es ist zwar schwer, aber auch vollkommen okay. Es ermüdet mich nicht, denn der Tag ist schöner, wenn man Menschen eine Freude machen kann. Es gibt einem die Kraft, die man braucht.“ Canan Durna ist sich sicher: „Jeder kommt mit einer Berufung auf die Welt, und meine ist es, die Menschen zu sehen und zu reagieren.“ Das Umfeld der Ehrenamtspreisträgerin hat ihr den Spitznamen „die Verrückte“ verliehen, welchen sie mit vollem Stolz trägt. „Ich bin vom Egoismus ins Soziale verrückt. Und genau diese Verrückte hat es geschafft, die Gesellschaft zu verrücken.“
Viele einschneidene Erlebnisse
Durna berichtet von vielen Ereignissen, an welche sie sich ihr Leben lang erinnern wird. Aber besonders geprägt habe sie eine körperlich eingeschränkte Frau, welche tagelang nichts gegessen hatte. Allerdings war es ihr sichtlich unangenehm zu betteln, sodass sich Canan Durna mit den Worten „Ich habe Hunger und muss jetzt erstmal was essen. Möchtest du auch etwas?“ zu ihr setzte. Vorerst lehnte die Frau das Angebot ab, allerdings verdeutlichte ihr die Kölnerin, dass sie viel zu viel Essen habe und das gar nicht alles schaffen könne. Nachdem die Frau dann doch ihren ersten Bissen tat, liefen ihr Tränen über die Wange. Ein weiteres einschneidendes Erlebnis von Canan Durna war eine Nacht im Jahr 2018, in der zehn Obdachlose aufgrund von Kälte ihr Leben lassen mussten. In dieser Nacht stand sie auf, weckte ihr Tochter und sagte: „Menschen sterben, während wir hier ruhig schlafen. Wir können das nicht verantworten“. So gingen sie in der Nacht gemeinsam raus auf die Straßen und halfen den hilfsbedürftigen Menschen.
Auch derzeit hat Canan Durna ein großes Projekt im Auge. Ein Obdachlosenheim in München gilt es nämlich ordentlich aufzupäppeln. Gemeinsam mit der türkischen Hilfsorganisation Merhaba und Mahlzeit möchte sie im Zuge eines Sommerfestes im August auf das abgelegene Heim aufmerksam machen. „Die Menschen haben hier weder Strom noch fließendes Wasser. Sie wurden komplett im Stich gelassen. Was wir hier zudem dringend benötigen sind zahlreiche Sachspenden“.
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Durna bezeichnet sich selbst als kölsche Kurdin, welche sich direkt vor ihrer Haustüre tagtäglich engagiert und Menschen hilft. Sei es am Kölner Hauptbahnhof oder aber am Marktplatz in Mülheim, eins steht fest – in ihrer Stadt tut sie immer das bestmögliche, um Hilfsbedürftigen den Tag zu verschönern. Und genau das wünscht sie sich von allen Menschen in der Domstadt: „Ich erwarte von meinen Kölnern, dass sie anfangen die unsichtbaren Menschen zu sehen.“