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DLRG warntMehr Nichtschwimmer wegen Corona – Seit Monaten gibt es keine Schwimmkurse

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Schwimmen Symbol

Ein Schüler schwimmt mithilfe eines Schaumstoffbords.

Köln – Die Corona-Pandemie hat nicht nur negative Folgen für die psychische und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Auch eine ganz elementare Fähigkeit leidet darunter, nämlich schwimmen zu können. Schon vor Corona warnte die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dass 60 Prozent der Kinder in Deutschland beim Verlassen der Grundschule nicht schwimmen können.

Die Zahl der sicheren Schwimmer (mit Bronzeabzeichen) sinke seit Jahren. „Die monatelange Schließung der Schwimmbäder verschärft diesen Trend“, sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese der Rundschau. Er schätzt, dass bundesweit rund eine Million Grundschüler der 3. und 4 Klasse betroffen sind. Ausgefallene Kurse würden oft nicht nachgeholt. Es sei zu befürchten, dass viele Kinder auch später nicht mehr richtig schwimmen lernen.

Wann neue Schwimmkurse starten können, ist unklar

Auch in Köln sind die Bäder seit 2. November für Publikumsverkehr geschlossen. Schwimmkurse finden seitdem nicht statt, Vereine können nicht trainieren, Eltern ihre Kleinkinder nicht ans Wasser gewöhnen. Einzige Ausnahme: Wie die Rundschau erfuhr, erhielten einige Schulen vom 1. bis 26. März Gelegenheit, in fünf Bädern Schwimmunterricht zu erteilen, darunter das Genovabad, Höhenbergbad, Rodenkirchenbad und Stadionbad.

Man habe die Bäder nur für Schulen geöffnet, in den Osterferien werde der Betrieb wieder heruntergefahren, so Achim Fischer, Sprecher der Kölnbäder. Wann es wieder normale Kurse für Kinder geben werde, könne er nicht sagen. „Bevor neue Schwimmkurse angeboten werden, möchten wir erst die im November gestoppten Kurse zu Ende führen.“

„Die Kinder sind die großen Leidtragenden“

Wie sich die ab heute geltenden Lockerungen in NRW (siehe Infotext) auswirken, blieb zunächst unklar. Fest steht dagegen: Selbst wenn es ab Frühsommer wieder losgeht, werden durch die seit fast fünf Monaten andauernde Schließung der Kölnbäder etwa die Hälfte der rund 800 Schwimmkurse, die dort im Schnitt pro Jahr stattfinden, ersatzlos ausfallen.

Das schon vor Corona ohnehin knappe und zu fast 100 Prozent ausgebuchte Kursangebot wird somit enorm reduziert. Das dürfte zwangsläufig zur Folge haben, dass weniger Kinder in Köln sicher schwimmen lernen.

Das sieht auch Sandra Wilken, Betriebsleiterin des privaten Schwimmbads „Krieler Welle“ so: „Die Kinder sind die großen Leidtragenden.“ Ihr Bad bietet pro Halbjahr Schwimmkurse für rund 1000 Kinder zwischen drei und neun Jahren an, auch hier ruht der Betrieb seit Anfang November. Zweimal habe man die Kurse im Lockdown unterbrechen müssen – erst im Frühjahr 2020, dann im Herbst.

Schwimmausbildung der Kinder liegt seit einem Jahr brach

Diese Kurse müssten erst zu Ende geführt werden, man habe Gutschriften ausgestellt – aber keine Einnahmen durch neue Kurse. Das sei angesichts der hohen Kosten „wirtschaftlich ein Desaster“.

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Was Wilken aber vor allem umtreibt: „Seit fast einem Jahr liegt die Schwimmausbildung von Kindern brach. Das ist schrecklich. Einen begonnenen Kurs zu unterbrechen, wirft kleine Kinder um Längen zurück.“ Die schon vor Corona langen Wartelisten für Kurse würden derzeit immer länger. „Wir haben mittlerweile einen kompletten Jahrgang, der nicht berücksichtigt werden konnte.“

Ob die am Freitag verkündete Lockerung es ermöglicht, ihr Bad trotz hoher Inzidenz zu öffnen, konnte Wilken nicht sagen. Das müsse man mit der Stadt klären. Ohnehin könne man nicht von heute auf morgen aufmachen. „So schnell bekomme ich weder das Team zusammengetrommelt, noch die Kunden informiert, noch das Schwimmbad vorbereitet. Wir brauchen mindestens zwei Wochen Vorlauf.“