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Diebstahl-Serie in KölnWie Diebe den historischen Porsche 911 ins Visier nehmen

Lesezeit 4 Minuten
Porsche dpa

Ein Porsche 911 

Köln – „Männer weinen heimlich“, singt Herbert Grönemeyer in einer seiner bekanntesten Balladen. Kriminalhauptkommissarin Alexandra Dornhegge hat bei ihren Vernehmungen bislang noch keine Männer weinen gesehen. Allerdings saßen vor der 42-Jährigen zuletzt häufiger Autoliebhaber, die gerade ihr „Baby“ verloren haben und schwer getroffen sind. Gemeint ist der Verlust eines Porsche 911 – dieser Rennwagen-Klassiker hat in den vergangenen Monaten in Köln mehrfach auf kriminelle Weise den Besitzer gewechselt.

Die Diebstähle von Porsche und Oldtimern haben in Köln derzeit Konjunktur. „Gerade ist es extrem“, berichtet Dornhegge. Die Expertin in Sachen Bekämpfung von Autodiebstählen geht davon aus, dass eine oder mehrere „Porsche-Banden“ in der Stadt unterwegs sind und gezielt die „teuren Schätzchen“ stehlen. „Wir gehen von Profis aus“, erläutert die 42-Jährige weiter.

Tiefgaragen ausbaldowert

Die Täter würden immer wieder durch die Stadt fahren auf der Suche nach historischen Porsche – vornehmlich in den Stadtteilen mit höherem Einkommen. Die Ermittlerinnen und Ermittler halten es sogar für möglich, dass die Autoknacker die Porsche-Besitzer in der Stadt sehen und dann bis nach Hause verfolgen und später dann den Wagen stehlen. Bewiesen werden konnte diese Vorgehensweise bislang nicht – bislang wurde kein Täter gefasst.

Tipps zur Sicherung

1200 Euro kostet in etwa die Nachrüstung eines mit GPS ausgestatteten Ortungssystems. Die Polizei empfiehlt aus Sicherheitsgründen dringend den Einbau solcher Geräte in alte Autos. Neuere Modelle sind ab Werk mit dieser Elektronik ausgestattet. Zudem gibt es Trennschalter, mit denen die Batterieversorgung abgeschaltet werden kann. Auch die Benzinzufuhr kann unterbrochen werden. Kommen die Diebe mit einem Anhänger, nutzt dies jedoch nichts.

Die Polizei plädiert auch für den Einbau von Videokameras an Ein- und Ausfahrten von privaten Tiefgaragen. Wichtig ist aus Sicht der Polizei auch, dass der Wagen in der Tiefgarage nicht mit einer Plane mit Porsche-Symbol abgedeckt wird. (ta)

Was aber klar ist: Die Autodiebe halten gezielt in Tiefgarage nach teuren Fahrzeugen Ausschau. „Etwa 80 Prozent der Taten geschehen in Tiefgaragen“, betont Dornhegge im Gespräch mit der Rundschau. Wie kommen die oft gesicherten Fahrzeuge aus den Tiefgaragen heraus? Eine Masche: Die Diebe fahren einfach mit einem Auto mit Anhänger in die Garage und laden den Porsche auf – kurzgeschlossen wird der Wagen später. Die teuren Fahrzeuge, so die derzeitigen Ermittlungen der Polizei, werden in die Niederlande gebracht. Vermutlich werden die Porsche über die Häfen von Rotterdam oder Antwerpen verschifft. In diesem Jahr gab es bereits rund 20 Taten, darunter auch Versuche. Die Schadenssumme ist immens. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Schaden auf ungefähr 1,6 Millionen Euro.

Porsche-Besitzer reagieren sehr emotional

Dornhegge berichtet von „sehr emotionalen“ Vernehmungen mit den bestohlenen Porsche-Besitzern. „Die Männer haben eine besondere Beziehung zu dem Auto“, stellt die Hauptkommissarin fest. Mal handele es sich um Erbstücke, mit denen nun auch die Erinnerung an einen Angehörigen verschwunden ist. Andere verbänden mit dem Porsche schöne Urlaube auf tollen Wegen.

Die Serie der Diebstähle begann Anfang Januar in Neuehrenfeld. Unbekannte fuhren aus einer Tiefgarage an der Lukasstraße mit einem Porsche 911 auf und davon. In diesem Fall wurde eine Scheibe an dem wertvollen Auto eingeschlagen. Danach gab es ein wenig Ruhe für die zuständigen Ermittler des Kriminalkommissariates 74. Am 20. Januar meldete die Polizei die nächste Tat. Zwischen dem 18. und 19. Januar waren Diebe mit einem entwendeten Porsche Macan in Junkersdorf davongefahren. Der Wagen stand am Fahrbahnrand der Chlodwigstraße. Nur kurze Zeit später der nächste Coup: Ein grauer Porsche 911 Carrera ist zwischen dem 20. Januar und dem 21. Januar in Junkersdorf auf dem Stüttgerhofweg entwendet worden. Gegen 19 Uhr soll der Eigentümer seinen Oldtimer in einer Garage abgestellt und verschlossen haben. Wenig später kam der Eigentümer wieder in die Garage und stand vor einem leeren Parkplatz.

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Tage später veröffentlichte die Polizei die nächste Tat. Zwischen dem 23. und dem 24.Januar haben Unbekannte einen grauen Porsche an der Werderstraße entwendet. Der Besitzer hatte den Sportwagen nach eigenen Angaben zuletzt während des Joggens am Sonntag gegen 15 Uhr geparkt und abgeschlossen gesehen. Am Montagmorgen war er verschwunden.

Die Gesamtbilanz: Insgesamt sind 350 Autos im vergangenen Jahr in Köln gestohlen worden. Ein besonders teures Modell wurde im Januar 2021 aus einer Tiefgarage in Müngersdorf geklaut. Der schwarze Mercedes 190 SL ist 61 Jahre alt. Etwa 100 000 Euro werden für solche Modelle von Liebhabern gezahlt. Das Gleiche gilt für einen grauen Jaguar, der im Stadtteil Weiden seinen Besitzer wechselte. Der Wagen war mit dem Keyless-go-System ausgestattet, mit dem Autos per Fernbedienung geöffnet und gestartet werden − ohne dass ein Knopf am Schlüssel gedrückt werden muss.