Woher kommt der Strom für die Deutzer Kirmes? Das ist noch unklar. Die Verteilerkästen auf der Deutzer Werft gehören der Gemeinschaft Kölner Schausteller, doch die darf die Kirmes 2024 nicht veranstalten.
Woher kommt der Strom?Spannung zwischen Schaustellern vor Deutzer Kirmes hält an
Der Streit um die Vergabe der Deutzer Kirmes geht weiter. Wie berichtet, hatte die Stadt Köln die beiden Volksfeste in diesem Jahr erstmals seit Jahrzehnten nicht an die Gemeinschaft Kölner Schausteller e. G. (GKS) vergeben, sondern an den Leverkusener Unternehmer Wilfried Hoffmann. Beim ersten Mal zu Unrecht, wie das Verwaltungsgericht Köln urteilte. Beim zweiten Mal entschied das Los zu Gunsten des Leverkuseners und gegen die GKS. Das war vor zwei Wochen. Während Wilfried Hoffmann „frischen Wind und neue Ideen“ versprach, waren die Schausteller der GKS tief enttäuscht und fühlten sich von der Stadtverwaltung ausgebootet. Inzwischen hat sich das Ordnungsamt wieder bei ihnen gemeldet und eine Bitte vorgetragen. Die GKS möge doch die Stromversorgung, die sie auf eigene Kosten auf der Deutzer Werft hat installieren lassen, ihrem Konkurrenten Wilfried Hoffmann vermieten. Also dem Mann, gegen den sie beim Losentscheid den Kürzeren gezogen hatte.
Die Frage ist, warum die Stromversorgung eines Festplatzes auf städtischem Grund nicht der Stadt, sondern einem Pächter gehört. Klar ist jedenfalls: Die bisherige Praxis wirft Fragen auf. Die GKS hat nach eigenen Angaben seit 1997 mehr als 440.000 Euro in den Kirmesplatz investiert, darunter 275.000 Euro für Elektroinstallationen.
Die GKS-Aufsichtsratsvorsitzende Tanja Hoffmann sagte der Rundschau: „Die alte Verkabelung des Kirmesplatzes war so marode, dass die Rheinenergie die irgendwann nicht mehr ans Netz anschließen wollte. Die Stadt hat uns damals sinngemäß gesagt, wenn wir Strom haben wollen, müssen wir selbst dafür sorgen. Also haben wir auf eigene Kosten Starkstromkästen installieren und unterirdisch Starkstromkabel verlegen lassen.“
Die Stadt räumte ein, dass sich die Installationen im Besitz der GKS befinden. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin: „Wir können bestätigen, dass durch die GKS Arbeiten im Bereich Elektro, Frischwasser, Abwasser vorgenommen worden sind. Es handelt sich nach aktuellem Stand um Investitionen, die seitens der GKS getätigt wurden, um den Betrieb des Festplatzes sicherzustellen. Sofern sich die GKS für eine dauerhafte Lösung entschieden hat, weil dies praktikabler und wirtschaftlicher ist, ist dies nachvollziehbar und stellt eine dauerhafte Einrichtung dar, die auch anderweitig genutzt werden könnte. Jedoch ist unstrittig, dass diese Ausgaben nicht von der Stadt Köln getätigt worden wären, da es sich um durch den Betreiber zu tragende Betriebsaufwendungen handelt.“
Vermietet GKS ihre Verteilerkästen?
Die Verteilerkästen gehören also der GKS, doch die darf die Kirmes in diesem Jahr nicht veranstalten. Wäre sie denn bereit, ihre Stromversorgung an Wilfried Hoffmann zu vermieten? Schließlich drängt die Zeit, das Frühlingsvolksfest soll in 18 Tagen starten, am 30. März.
Dazu sagt Tanja Hoffmann: „Wir sind eine Genossenschaft. Über eine solche Frage müssen unsere 145 Mitglieder entscheiden. Das können Vorstand und Aufsichtsrat nicht. Also müssten wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, und die hat eine Ladungsfrist von 14 Tagen.“ Lässt sich das Thema nicht auch per Umlaufbeschluss – also schriftlich – erledigen? „Das lassen wir gerade prüfen“, so die GKS-Aufsichtsratschefin. Die Stadt habe es versäumt, vor der erneuten Vergabe der Kirmes an die GKS heranzutreten und zu fragen, ob sie ihre Stromversorgung gegen Entgelt zur Verfügung stellen würde.
Unklar ist, wie sich die GKS-Mitglieder entscheiden werden – für Konfrontation oder Kooperation? Schließlich wird die Stadt bald einen Fünfjahresvertrag für die Frühlings- und Herbstkirmes auf der Deutzer Werft in den Jahren 2025 bis 2029 ausschreiben, auf den sich die GKS bewerben will. Geplant ist, Mindestanforderungen und Qualitätskriterien festzulegen, die Bewertung der Bewerbungen soll durch eine Jury erfolgen.
Und was ist, sollte die GKS ihre Stromversorgung nicht vermieten wollen? Zu dieser Frage wollte sich Wilfried Hoffmann gestern nicht äußern. Dazu könne er erst in einigen Tagen etwas sagen.