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Dealer weichen den Kameras ausWie es aktuell um den Ebertplatz steht

Lesezeit 3 Minuten

Im Frühjahr ein grüner Anblick von oben: Die Platzfläche auf dem Ebertplatz ist durch die Videokameras fast drogenfrei – aber die Dealer weichen aus.

  1. Vor Gericht findet der Prozessauftakt nach der Bluttat vom Ebertplatz im August 2019 statt.
  2. Wie hat sich der Platz seitdem entwickelt und wie ist die Lage im Moment?

Köln – Es ging um Drogen – wie so häufig am Ebertplatz. Rund zehn Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 25-jährigen Mannes aus Somalia beginnt am Donnerstag die juristische Aufarbeitung des tragischen Falles. Auf der Anklagebank im Saal 210 muss ein gleichaltriger Landsmann Platz nehmen – ihm wird Totschlag vorgeworfen. Die 5. Große Strafkammer wird in bisher 16 geplanten Verhandlungstagen versuchen, die Hintergründe der Bluttat zu klären.

Am frühen Morgen des 25.August 2019 soll der Angeklagte dem Opfer nach einem Tumult die Halsschlagader durch eine Stichverletzung geöffnet haben, wie es vom Gericht heißt. Der 25-Jährige verblutete auf dem Ebertplatz.

Seit August wieder ruhiger

Im August 2019 war es an dem Brennpunkt nach einem Gewaltverbrechen im Jahr 2017 endlich etwas ruhiger geworden. Kulturschaffende, Gastronomen und die Stadt atmeten auf und belebten den Platz. Auch die Videoüberwachung der Polizei stand unmittelbar vor der Installation. Mit den Kameras ist der Drogenhandel auf der Platzfläche quasi zum Erliegen gekommen. Über Monate waren die Dealer nicht mehr zu sehen – doch nun sind sie wieder da. Nicht auf dem Ebertplatz, sondern neben dem Platz – wo die Kameras ihre kriminellen Geschäfte nicht aufzeichnen. Dies sieht auch die Polizei so: „Die Angehörigen der Drogenszene kennen die Videobeobachtung und versuchen sich regelmäßig dem Beobachtungsbereich der Kameras zu entziehen“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Ein Treffpunkt ist der Bereich vor dem Treppenabgang und stillgelegten Rolltreppen zum Ebertplatz. Die Behörde sieht außerdem einen „feststellbaren Verdrängungseffekt“, so der Sprecher weiter. Die Ermittler seien in Zivil und auch in Uniform den Dealern weiter auf der Spur. Seit Anfang des Jahres gab es 14 Festnahmen.

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Dealer verteilen sich an andere Orte

Die Verdrängung der Drogenszene nimmt auch der „Bürgerverein Eigelstein“ wahr. „Die Dealer halten sich nun am Treppenabgang, direkt an der Torburg oder am Gereonswall auf“, betont Vorsitzender Burkhard Wennemar. Nach seiner Einschätzung und nach Gesprächen mit den Anwohnern seien im Eigelstein-Viertel insgesamt mehr Dealer als noch vor Jahren auf Tour. Besonders am Gereonswall gebe es nun viele Drogengeschäfte. Dies konnte die Polizei zunächst nicht bestätigten. Die Situation auf dem Ebertplatz habe sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert, sagt Wennemar.

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Besonders der futuristische Getränke-Pavillon und die Liegestühle würden die Gäste anziehen und für eine weitgehend angenehme Stimmung sorgen. Zu beobachten sei allerdings, dass sich in den vergangenen Wochen die Obdachlosen- und Trinkerszene vermehrt gegenüber dem Pavillon aufhält. Vereinzelt kam es dort zu Polizeieinsätzen weil es Streit unter den Obdachlosen gab. Vermutlich den gesamten Sommer wird der Brunnen nicht sprudeln – es soll verhindert werden, dass sich dort in Corona-Zeiten zu viele Menschen treffen.