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„Das ist nicht normal“So erleben Kölner Autofahrer den Preis-Wahnsinn an der Tanke

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Heike (55, r.)  und ihr Mann Jochen (58) 

Köln – So teuer war Tanken noch nie in Köln. Flächendeckend stiegen die Spritpreise am Montag weit über 2,00 Euro pro Liter – und gaben den Tag über nicht mehr nach. Am zwölften Tag des Krieges in der Ukraine kostete Superbenzin E5 in der Stadt am Nachmittag etwa 2,08 Euro. Diesel war noch teurer – teilweise wurden 2,14 Euro pro Liter verlangt.

Viele Autofahrer reagierten überrascht und sauer. „Das ist nicht mehr normal“, meint Hakan (21). Früher habe er seinen Diesel für 50 Euro volltanken können, „jetzt kostet mich eine Tankfüllung 100 Euro. Das ist doch Wahnsinn. Wer soll das denn noch bezahlen?“

Auch für Jana ist es das erste Mal, dass sie mehr als 2,00 Euro für einen Liter Diesel berappen muss. „Das ist schon krass. Als ich vor ein paar Jahren den Führerschein gemacht habe, waren es noch 1,30 Euro.“ Sie habe zwar einen 70-Euro-Tankgutschein dabei. „Aber damit bekomme ich den Tank bei den Preisen gar nicht mehr voll“, erzählt die 21-Jährige. Sie will in Zukunft mehr mit Bus und Bahn fahren.

„Die zocken uns ab. Die Tanklager sind voll“

Ina hat nur kurz im Tankstellenshop etwas gekauft und die hohen Spritpreise gar nicht bemerkt. „Was? 2,08 Euro? Ich habe doch vor ein paar Tagen noch für 1,88 Euro getankt“, wundert sich die junge Frau aus Weiden. „Aber wir wissen ja, woran es liegt“, sagt sie mit Blick auf Putins Überfall auf die Ukraine.

„Die zocken uns ab. Die Tanklager sind voll“, meint dagegen Monteur Joachim (63) aus Minden. Erst Corona, jetzt der Krieg – es werde immer ein Anlass gesucht, um die Spritpreise hochzutreiben. „Außerdem sind doch das meiste davon Steuern und Abgaben. Da kassiert der Staat an der Zapfsäule kräftig mit.“

Jochen und seine Frau Heike wohnen in England und sind auf der Rückreise in die Midlands. Für mehr als zwei Euro pro Liter haben auch sie noch nie getankt. „2,14 Euro für Diesel – das ist schon der Hammer“, meint der 58-Jährige an einer Tankstelle an der Riehler Straße. Vor einer Stunde habe er am Clevischen Ring bei derselben Marke den Diesel noch für 1,95 Euro gesehen, sich das Tanken aber für später vorgenommen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. „So einen Preissprung habe ich noch nie erlebt.“ Aber davon will sich das Paar den Tag nicht vermiesen lassen – denn es ist Heikes 55. Geburtstag. Der Tag, an dem sich die Zwei vor dem Komma festgesetzt hat. „Als ich den Führerschein gemacht habe, waren es rund 1,30 D-Mark“, erzählt Heike.

Als Berufspendler auf das Auto angewiesen

In den vergangenen Tagen hätten die Preise schon mehrfach die 2,00-Euro-Marke geknackt, seien im Tagesverlauf aber stets wieder unter diese Grenze gefallen, berichtet eine Tankstellenmitarbeiterin am Nachmittag. „Heute ist der erste Tag, an dem Super und Diesel konstant über 2,00 Euro liegen.“

Auch Frank aus dem Bergischen tankt am Montag erstmals für mehr als zwei Euro. Er zuckt mit den Achseln. „Was soll ich machen? Ich bin Berufspendler und auf das Auto angewiesen.“ Offenbar gebe es immer welche, die am Krieg mitverdienen.

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Funkmietwagenfahrer Faruk (50) befürchtet, dass das Ende der Spritpreisrallye noch lange nicht erreicht ist. Je teurer es werde, desto weniger würden er und seine Kollegen verdienen. Denn die Mehrkosten könne man nicht sofort an die Kunden weitergeben. Langfristig würden die festgelegten Fahrpreise sicher steigen. Er vermutet, dass viele in Köln jetzt mehr Fahrrad fahren. Mit seiner Prognose könnte er recht behalten. Am Montagabend kostete Super E5 bereits bis zu 2,12 Euro pro Liter.