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Coronavirus in KölnWo gibt es noch Klopapier, Nudeln, Mehl – und warum Hamsterkäufe?

Lesezeit 3 Minuten
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Das Leben in der Stadt während der Corona-Krise.

  1. Toilettenpapier, Nudeln und Mehl sind in diesen Tagen in manchen Supermärkten sehr gefragt.
  2. Das Coronavirus führt auch in Köln zu ungewohnten Situationen beim Einkaufen.
  3. Eindrücke aus einem großen Supermarkt im Kölner Westen.

Köln – Toilettenpapier. Nudeln. Mehl. In diesen Tagen schwer zu bekommen, heißt es. Aber alle versichern, dass die Regale regelmäßig neu gefüllt werden. Ein Besuch in einem großen Supermarkt im Kölner Westen. Die Gänge sind so breit, dass man sich gut aus dem Weg gehen kann. Ein älteres Paar legt Alltägliches in den Einkaufswagen, steuert dann zu den Hygieneartikeln. Die beiden tragen Handschuhe, damit sie nicht in direkten Kontakt mit dem Einkaufswagen kommen. Eine Vorsichtsmaßnahme, sie sind nicht die einzigen. Dort, wo eigentlich Klopapier-Packungen gestapelt sein sollten, steht Küchenrolle. Auf den Schildern heißt es noch „Toilettenpapier, 3-lagig, 8x200 Blatt, 2,99“. Tatsächlich gibt es hier die „Jumbo Kütü, 2,55“, wie es später auf dem Kassenbon heißt. Viele Kunden legen die Küchenrollen in ihren Wagen.

Ein kurzer Schwenk zu den Desinfektionsmitteln. Spray, Tücher, alles weg: „Leider ausverkauft! Wir bemühen uns um schnellstmögliche Lieferung“, heißt es auf einem Schildchen. „Die Grundnahrungsmittel sollte man im Haus haben“

Bei den Konserven (Ananas, Pfirsiche) zeigen sich Leerstellen. Weiter zu den Nudeln. Meterlange Regale, die günstigen Nudeln sind weg, aber hier liegen noch andere in besonderen Formen – warum nicht ein neues Nudeldesign ausprobieren.

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„Ich will doch hier keinen Hamsterkauf machen, aber du kriegst nix mehr“, sagt eine Kundin erbost in dem Gang, in dem es sonst Mehl und Zucker gibt. Standardware, Bioware, „ausverkauft“, die Schildchen sind aufgehängt. Trotzdem Gedränge mit mehreren Einkaufswagen, man versucht zu rangieren. Platz lassen ist jedenfalls nicht mehr möglich. Wer hätte gedacht, dass der Bereich mit den Backwaren zu einem der meistbesuchten in einem modernen Supermarkt wird.

Was wollen die Leute eigentlich mit so viel Mehl? „Ein Rezept mit Mehl und Wasser – da fällt mir jetzt nicht so viel ein“, sagt Erika Nuss vom ehemaligen Deutschen Hausfrauenbund, der mittlerweile Netzwerk Haushalt heißt. Sie habe das Gefühl, die Leute denken beim Einkaufen nicht mehr richtig nach. „Die Grundnahrungsmittel sollte man im Haus haben“, erklärt sie. Etwa Kartoffeln oder Äpfel, die Erika Nuss regelmäßig von einer Bäuerin bekommt. Dazu zum Beispiel Reis, Müsli, Nudeln, „aber doch nicht zehn Pakete!“ Die 77-Jährige hat Bärlauch gesammelt. Sie kocht im Moment gerne vitaminreich und mit frischen Kräutern. Im Alltag versucht sie, Abstand zu anderen zu halten, um sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen.

Das ist im Supermarkt in der Innenstadt zur Mittagszeit nicht so einfach. Vier von sechs Kassen sind geöffnet, mindestens sechs Leute stehen pro Kasse an. Einer hustet. Manche wenden sich ab. Ein Kunde hat seinen Schal über Mund und Nase gezogen, auf der Rolltreppe fährt eine Frau mit Mundschutz und Hygienehandschuhen. Auch in diesem Geschäft gibt es sonst Nudeln auf mehreren Regalmetern. Sieben Packungen sind noch da. Eine wirkt feucht und unappetitlich. Daneben sechs kleine Packungen mit Buchstabennudeln, haltbar bis 29.01.2023. Der Supermarkt-Inhaber bittet auf Zetteln um Verständnis, „dass wir bis auf Weiteres nur haushaltsübliche Mengen abgeben“, also zum Beispiel „1x Toilettenpapier, 2x Zucker, Mehl Nudeln, Reis“. Außerdem heißt es: „Wir bedanken uns für Ihre Fairness.“

Die Kassiererin zieht ein Produkt nach dem anderen über den Scanner. Sie hat einen bunten Schal um den Hals gewickelt. Erkältet? „15,16 Euro“, sagt sie. Ob sie keine Angst hat vor einer Ansteckung, wenn sie den ganzen Tag mit so vielen Kunden zu tun hat? Sie verdreht kurz genervt die Augen. „Absolut. Gar. Nicht.“