Coronavirus in KölnAuf Streife gegen Uneinsichtigkeit
- In Köln haben noch nicht alle verstanden, was die Auflagen und Maßnahmen der Stadt aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus bedeuten.
- Doch das Einhalten der Corona-Auflagen wird intensiv kontrolliert.
- Auf Streife mit zwei Mitarbeitern des Kölner Ordnungsamtes.
Köln – Er hatte seine Chance, der Filialleiter des Kodi auf der Venloer Straße. Hätte er außer Kosmetik und Lebensmitteln alles aus dem Sortiment genommen und auch noch Vorbereitungen für eine Zugangskontrolle getroffen, sein Geschäft könnte noch offen sein. Hat er aber nicht. „Wir werden diesen Laden jetzt schließen“, gibt darum Florian Westerhausen kein Pardon. Zusammen mit seiner Kollegin Katharina Berg ging der Ordnungsamtsmitarbeiter auf Streife durch Ehrenfeld. Ihr Auftrag: Kontrolle der Auflagen, durch die das Coronavirus eingedämmt werden soll. Ihre Gegner: Uneinsichtige Bürger.
Kaum zu glauben: Es hat sich immer noch nicht bei allen rumgesprochen, dass das öffentliche Leben in Deutschland herunter gefahren wird. Ein SUV hält neben einer Ordnungsamtsstreife. Ein Mann fragt aus dem offenen Fenster heraus, warum denn hier alle Läden geschlossen und wo denn noch geöffnete Geschäfte zu finden seien. Geduldig, wenn auch verwundert, bekommt er eine Erklärung über die Auflagen der Stadt Köln, die seit Tagen immer neue Lebensbereiche umfassen. Seit Donnerstag muss nun auch der Einzelhandel geschlossen sein in Köln. Ausnahmen unter anderem: Lebensmittelläden, Drogerien, Zeitungsanbieter. Der tägliche Bedarf muss gedeckt werden können. Ansonsten soll alles, was zum Kontakt von Mensch zu Mensch führen kann, unterbunden werden.
Die Eltern, die mit ihren Kindern bisher immer den Spielplatz zwischen Hansemann- und Philippstraße genutzt haben, scheinen das verstanden zu haben. Katharina Berg und Florian Westermann finden ihn verwaist vor. Das war bis gestern noch nicht selbstverständlich.
Das Spielplatzverbot zeigt Wirkung. Nachdem sich immer wieder auf zahlreichen Spielplätzen im Stadtgebiet größere Gruppen von Müttern mit ihren Kindern eingefunden hatten, sah sich die Stadt gezwungen, sie per Verfügung schließen zu lassen. Nun hängen auch am Spielplatz in Ehrenfeld entsprechende Hinweisschilder an den verschlossenen Toren.
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Die Tür des Bekleidungsgeschäftes an der Venloer Straße hingegen steht offen. Das Licht brennt. Der Besitzer steht hinter der Verkaufstheke. Florian Westerhausen tritt mit festen Schritten ein. Der Inhaber hebt die Hand wie zum Schwur: „Ich zähle meine Ware, mache Inventur.“ Hinter den Ordnungsamtsmitarbeitern schließt er eilfertig die Ladentür ab und fährt die Beleuchtung runter. Sollte er hoffen, er könnte nochmals etwas offenherziger seine Ware zählen, wenn die Streife erst weit genug weg ist, hätte er sich verrechnet. Westerhausen und Berg kommen wieder. Versprochen.
„Die Menschen sind uneinsichtig“, kann Florian Westerhausen aus seinen Schichten in den vergangenen Tagen berichten. Oft habe er diskutieren müssen. „Es hat noch nicht jeder verstanden, dass wir alle unser Leben einschränken müssen.“
Das kann auch Heribert Büth, zuständig für die Öffentlichkeit im Ordnungsamt, bestätigen. Mit Grausen denkt er daran zurück, was er am Mittwochabend am Rheinboulevard in Deutz sah (siehe Kasten). Der dortige Massenauflauf wird Folgen haben. Und Büth ist sich sicher: „Wegen der Uneinsichtigkeit der Menschen werden wir eine Ausgangssperre bekommen.“ 150 Ordnungsamtsmitarbeiter sind in zwei Schichten unterwegs, um das vielleicht noch abzuwenden.