Köln – Zurzeit kommt aus der Flüchtlingsunterkunft an der Herkulesstraße niemand raus und auch kein Besucher hinein. Denn die Einrichtung steht unter Quarantäne, nachdem in der vergangene Woche eine große Zahl von Corona-Fällen bei den Bewohnern und Mitarbeiten festgestellt wurde – darunter auch in hoher Zahl die neue ansteckendere südafrikanische Variante (die Rundschau berichtete). Einzig die Beschäftigten dürfen mit FFP2-Masken die Einrichtung betreten – unter strenger Beachtung der Hygieneanforderungen, so Sabine Wotzlaw, die Sprecherin der Stadt Köln.
Um die Einhaltung der Quarantäne in der Unterkunft an der Herkulesstraße zu überwachen, war die Polizei am Sonntag mit einem Großaufgebot von rund hundert Beamten vor Ort. Aber bereits seit Sonntagabend übernehmen diese Aufgaben laut Polizei Köln wieder die normalen Streifendienste. Zur Unterstützung hat die Stadt zudem die regelmäßigen Kontrollen des Sicherheitsdienstes verstärkt.
„Herkulesstraße ist für eine Quarantäne nicht geeignet“
„Als die Polizei am Sonntag kam, hatten wir die Angst, dass sie uns abschieben. Wir sind über diese Aktion nicht informiert worden“, schildert ein Mitglied einer albanischen Familie, die nun im Flüchtlingsheim in Quarantäne leben muss, wie es den Einsatz erlebt hat. Marianne Arndt von der Flüchtlingsinitiative Willkommenskultur Köln-Mülheim hat dort Kontakt zu zwei Familien und berichtet von ihrer Ansicht nach nicht akzeptablen Zuständen in der Unterkunft: „Eine siebenköpfige Familie wohnt in zwei jeweils rund zwölf Quadratmeter großen Zimmern, aus denen sie aktuell nicht raus dürfen. Und Waschgelegenheiten gibt es auch nicht.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Essen werde vom Deutschen Roten Kreuz geliefert. Aber die Betroffenen seien unzufrieden, weil oft zu wenig Essen geliefert werde, gibt Arndt die Kritik der Bewohner wieder.Im Grunde müsse die Stadt auch handeln und die Menschen aus der Herkulesstraße in andere Unterkünfte mit abgeschlossenen Wohnungen plus Bad verlegen. „Allein wegen der Gemeinschaftswaschräume ist die Herkulesstraße keine geeignete Lösung“, plädiert Arndt für einen sofortigen Umzug. Denn selbstverständlich hätten die Leute deswegen auch Angst vor Ansteckungen.
Stadt weist Kritik von sich
Die Stadt hält solche Vorwürfe nicht für zutreffend. Aufgrund der Größe der Einrichtung mit Unterbringungsplätzen von bis zu 600 Personen sei die Umsetzung der dortigen Quarantänemaßnahmen gewährleistet, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Johannes Nießen. „Wir haben uns auch gegen einen Umzug der Bewohner in eine andere Einrichtung entschieden, weil wir verhindern wollen, dass die neue Variante des Corona-Virus sich weiter verbreitet“, so Nießen.
Bereits am 21. Januar wurden die Mitarbeiter in der Flüchtlingsunterkunft auf Corona getestet. Am vergangenen Dienstag waren daraufhin zwei positive Fälle festgestellt und deswegen anschließend umgehend die gesamte Einrichtung in Quarantäne versetzt worden. Die nachfolgenden Tests am Mittwoch bei allen 108 aktuell dort lebenden Bewohnern ergaben 41 positive Corona-Fälle.
Und wie sich bis zum Wochenende herausstellte waren darunter 31 Fälle der neu aufgetretenen südafrikanischen Coronavirus-Variante, die nach Aussage des Robert-Koch-Instituts (RKI) neben anderen neuen Varianten als besonders ansteckend gilt. Spätestens seitdem läuten die Alarmglocken im Gesundheitszentrum und im Krisenstab der Stadt. Wer die Corona-Variante in die Einrichtung eingebracht hat, konnte laut Stadt bisher nicht ermittelt werden.