Köln – Das Chaos um die Infektionszahlen geht weiter. Die Aussagekraft der Werte leidet darunter. Fragen und Antworten zum Thema.
Was war das Problem am Mittwoch?
Am Mittwoch meldete das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) für Köln eine Sieben-Tagesinzidenz von 176,9. Allerdings mit dem Hinweis: „Aufgrund von Funktionsstörungen der Meldesoftware konnten die aus Köln übermittelten Daten nicht weiterverarbeitet werden.“
Die Stadt Köln meldete am Morgen den gleichen Wert, gegen Mittag tauschte sie den Wert wieder gegen den Wert vom Vortag: 299,7. Der Grund: Der Wert sei „offenkundig fehlerhaft“, sagte ein Sprecher der Stadt.
Das LZG teilte auf Anfrage mit, eine fehlerhafte Transportdatei aus Köln habe zum Datenproblem geführt. Mit solchen Daten übermitteln die Gesundheitsämter ihre Meldedaten täglich – teilweise mehrfach täglich an das LZG. Das Robert-Koch-Institut muss die Datei dann reparieren. Das sei bereits am Mittwoch erfolgt. Weiter heißt es: „Nach Darstellung des RKI treten solche Fälle bundesweit nur wenige Male pro Woche auf – bei insgesamt mehreren 10 000 Dateien pro Woche.“ Ursache seien technische Datenfehler in der Datenbank des jeweiligen Gesundheitsamts.
Wie aussagekräftig ist die Inzidenzzahl aktuell?
Die jeweiligen aktuellen Werte sind nur sehr begrenzt aussagekräftig. Denn neben den Problemen am Mittwoch kommt es schon seit Tagen zu Meldeverzögerungen. Dass führt dazu, dass sich auch Werte, die über eine Woche zurückliegen, durch Nachmeldungen weiterhin verändern. Ein Beispiel: Am vergangenen Samstag gab das LZG die Inzidenz in Köln mit 368,1 an, am heutigen Donnerstag liegt der Wert von Samstag bereits bei 548,8
Den fehlerhaften Wert von Mittwoch korrigierte das LZG am Donnerstag um mehr als 150 Punkte nach oben auf 329,6. Der heutige Wert liegt laut LZG bei 268,7.
Warum kommt es zu den Meldeverzögerungen?
„Das Kölner Gesundheitsamt trägt weiter einen großen Berg nicht abgearbeiteter Fälle ab. Aber auch die Labore sind im Verzug“, teilte ein Stadtsprecher am Mittwoch auf Anfrage mit. Es gebe sowohl bei der Meldung positiver Fälle als auch bei der Benachrichtigung von Kontaktpersonen einen Bearbeitungsrückstand.
Wie groß ist der Verzug?
Insgesamt gebe es aktuell 158 nicht kontaktierte Indexpersonen, heißt es von der Stadt (Stand: Mittwoch, 15. Dezember). Die Kontaktierung privater Kontaktpersonen erfolge aktuell innerhalb von drei bis fünf Tagen, nachdem die Kontaktpersonen von der infizierten Person oder einer betreuenden Einrichtung gemeldet wurde.
Ist das Gesundheitsamt nicht gut genug aufgestellt für die aktuelle Infektionslage?
Das Gesundheitsamt hat laut Stadt derzeit 1309 Mitarbeiter eingestellt, davon 930 überwiegend in Teilzeit, von denen viele in der Kontaktverfolgung helfen. Dazu kommen 54 Bundeswehrsoldaten. Im Vergleich zur Vorwoche habe das Gesundheitsamt 37 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. „Die Infektionslage ist dynamisch, eine personelle Nachsteuerung erfolgt bestmöglich“, sagt der Sprecher.
Lässt sich die Infektionslage durch die vielen Nachmeldungen überhaupt einschätzen?
Die Stadt sagt, ja. Die Meldungen seien wieder rückläufig. Dazu verweist die Stadt auf die Zahlen des LZG. Laut den dort aktuell angegebenen Zahlen gab es bis zum 8. Dezember einen Anstieg der Zahlen bis auf einen Wert von 570. Danach fielen die Zahlen wieder. Inwieweit sich die Werte durch Nachmeldungen noch verändern können, ist unklar.
Die Stadt nennt auf ihrer Homepage jeden Tag die aktuelle Inzidenz – ohne weitere Einordnung. Suggeriert sie damit nicht einen falschen Eindruck des Infektionsgeschehens?
Der Stadtsprecher verweist darauf, dass das Robert-Koch-Institut und das Landeszentrum Gesundheit NRW für die Veröffentlichung der Zahlen zuständig sei. „Das LZG weist alle Inzidenzen der vergangenen Tage inklusive Nachmeldungen aus“, heißt es. Das stimmt auch alles soweit. Auf der Internetseite der Stadt Köln sind diese Zahlen allerdings nicht zu sehen. Wer sich nur dort informiert, sieht die aktualisierten Werte nicht.
Wie ist die Lage in den Laboren?
„Gut zu tun“ habe man zurzeit, bestätigt Fabian Wisplinghoff vom Labor Dr. Wisplinghoff in Köln: „Langeweile hat bei uns keiner.“ Große Rückstände in der Auswertung gebe es momentan allerdings auch nicht. „Wir hatten uns auf eine knackige Herbst- und Wintersaison vorbereitet. Das ist auch eingetroffen.“
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Als die Testzahlen in den vergangenen Wochen sehr stark anstiegen, habe man „nachjustieren“ müssen. Tatsächlich sei es zu Beginn zu Verzögerungen gekommen, die seien mittlerweile aber kein Thema mehr. „Es läuft aktuell ganz gut“, sagt Wisplinghoff.
Das Nadelöhr seien nicht die Testkapazitäten, sondern das Fachpersonal. Er rechnet damit, dass kurz vor Weihnachten die Zahlen noch einmal ansteigen. Darauf sei man aber vorbereitet. Eine Prioritätenliste gebe es etwa für Notfall-Patienten oder Schul-Tests.