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Ministerin Gebauer in Köln-SeebergBesuch an der Henry-Ford-Realschule

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An Lerninseln holen Schüler Schulstoff nach. 

Seeberg – Viel Trubel in der Aula der Henry Ford Realschule in Seeberg. Verteilt in dem großen Raum stehen Gruppentische, so genannte Lerninseln, an denen Mathe-, Englisch- und Deutsch-Aufgaben bereitliegen. In der anderen Raumecke haben sich in einem Stuhlkreis Schulleiter Markus Jansen, Lehrer, Betreuer und Schüler eingefunden.

Grund ist der Besuch der NRW-Bildungs ministerin Yvonne Gebauer (FDP), die sich mit den Anwesenden über die pandemiebedingten Herausforderungen im Hinblick auf den bevorstehenden Schulstart am nächsten Mittwoch informieren möchte. Direkt zu Beginn stellt Gebauer klar: „Wir wollen keine Schulen mehr schließen.“

Quarantäne-Regeln überarbeiten

Stattdessen fordert sie eine genaue Betrachtung des Infektionsgeschehens und eine Überarbeitung der RKI-Richtlinien. Außerdem solle weiter getestet werden und auch die Maskenpflicht innerhalb des Schulgebäudes werde weiterhin gelten. Statt bisher ganze Klassen bei einem Corona-Fall in Quarantäne zu schicken, schlägt sie vor, nur noch einzelne Sitznachbarn nach Hause zu schicken: „Wir wollen so wenig Schüler wie möglich in Quarantäne schicken und über den Quarantäne-Zeitraum müsste man auch nochmal nachdenken“, so Gebauer. Ein Schüler beklagt, erkrankte Schüler würden allein gelassen und ausgeschlossen werden. Daraufhin versichert die Ministerin, die Lehrerinnen und Lehrer würden ihr Bestes geben, um alle mitzunehmen, aber auch Eigeninitiative seitens der Schüler sei hier wichtig.

Extra-Zeit zum Lernen

Die Realschule in Seeberg war beispielhaft vorangegangen und hatte ein Lernbetreuungsprogramm in der ersten und letzten Ferienwoche angeboten. Das Projekt ist Teil des Landesprogrammes „Extra-Zeit zum Lernen“, das zum Ziel hat, pandemiebedingte Lernrückstände aufzuholen und das Entwicklungspotenzial der Schüler zu stärken. 36 Millionen Euro werden bis zu den nächsten Sommerferien in Nordrhein-Westfalen für außerschulische Bildungsangebote zur Verfügung gestellt.

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Yvonne Gebauer diskutiert mit den Schülern.

In Seeberg wurden in Zusammenarbeit mit der Diakonie Lernbegleiter eingesetzt, die auch zuvor schon Arbeitsgemeinschaften für die Kinder angeboten hatten. Deswegen waren den Betreuern die Kinder, die Schule und die Herausforderungen des Standortes schon bekannt, was laut Schulleiter Markus Jansen ein großer Vorteil des Projektes ist.Kelvin (14 Jahre) berichtet, dass er in den letzten Tagen viel lernen und aufholen konnte. Er hofft, dass es für seine bevorstehende Nachprüfung reicht, denn seine Versetzung in die neunte Klasse steht auf der Kippe. Vor allem Kinder aus bildungsfernen Haushalten hätten Probleme, berichtet Daniel Zembrana, einer der projektbegleitenden Lernbegleiter. „Wir sind hier in einem Stadtteil mit hohem Migrationsanteil. Viele Kinder können nicht gut Deutsch sprechen und waren durch die Schulschließungen isoliert von ihren Deutschsprechenden Klassenkameraden. Gerade für diese Kinder werden die Schulschließungen langfristig Folgen haben“, so Zembrana. Deswegen seien Projekte wie dieses so wichtig.

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„Die Kinder blühen hier zum Teil richtig auf, und die ganze Energie, die sie vor den Bildschirmen nicht rauslassen konnten, kommt jetzt zum Vorschein“, erzählt der Betreuer lächelnd. Der Schulstart bedeutet allerdings das Ende des Projektes, schließlich würde man mit Ganztagsschule und weiteren Förderungsangeboten an die eigene Grenze kommen, erklärt Schulleiter Jansen. Auf die Nachfrage einer Schülerin, ob es an anderen Schulen auch Betreuungs- und Nachholaktionen geben wird, verspricht die Ministerin: „Wir werden Projekte wie diese weiterführen.“