Nächster Discounter drei Kilometer entferntIn Köln-Langel gibt es keine Geschäfte
Köln-Langel – Im Grunde lebt Siegfried Glass gerne in Langel. Vor fünf Jahren ist er aus Düsseldorf zu seiner Lebensgefährtin gezogen, mit der er nun auf einem ehemaligen Bauernhof in dem Rheindorf lebt. Eines allerdings stört ihn gewaltig: „Wer hier kein Auto hat, ist verloren“, sagt er. „Man müsste glatt verhungern“. Denn weder in Langel noch im benachbarten Rheinkassel finden sich Lebensmittelläden oder andere Einkaufsmöglichkeiten für Dinge des täglichen Bedarfs.
„Es gibt einen Discounter in Merkenich, das ist drei Kilometer entfernt. Ein weiterer ist in Blumenberg – ebenfalls drei bis vier Kilometer weit weg. Das nächste Zentrum, Worringen, ist genauso weit weg“, zählt er auf. „Sogar der nächste Bäcker ist erst in Fühlingen zu finden, das sind zwei Kilometer Entfernung.“
Mangelhafte Nahversorgungslage
Glass’ Eindrücke decken sich mit denen vieler Bewohner des Bezirks, denn wenn es um die Probleme des Bezirks Chorweilers geht, findet sich die mangelhafte Nahversorgungslage seit geraumer Zeit ganz vorne.
Diese Beobachtung deckt sich auch mit den Ergebnissen des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts von 2013, dessen Fortschreibung aus dem vergangenen Jahr der Bezirksvertretung Chorweiler in ihrer jüngsten Sitzung vorgelegt worden war. Laut dem Konzept weist Chorweiler eine Verkaufsfläche von 274 Quadratmetern pro 1000 Einwohnern auf - ein Wert, der deutlich unter dem Durchschnitt bleibt und seit 2008 nahezu konstant geblieben ist.
Allerdings seien innerhalb des Bezirks große Unterschiede festzustellen: So seien Chorweiler mit dem als Bezirkszentrum fungierendem City-Center, Worringen, Roggendorf/Thenhoven und auch Pesch mit mehreren Lebensmittelmärkten und Discountern quantitativ und qualitativ gut ausgestattet. Deutliche Defizite seien hingegen in Lindweiler, Seeberg, Fühlingen, Esch/Auweiler und Merkenich festzustellen.
Schlechte Infrastruktur in den Rheindörfern
Dass diese Situation bereits seit langer Zeit besteht, kann auch Glass bestätigen, der nicht erst seit seinem Zuzug mit den Ortschaften im Kölner Norden vertraut ist. „Ich kenne Langel schon seit 15, 16 Jahren. Genauso lange stellt sich mir die Situation auch so dar“, sagt er. „Die Frage ist doch vielmehr, warum tut sich daran nichts? Das verstehe ich einfach nicht.“ Eine mögliche Erklärung könnte darin bestehen, dass sein Viertel gar nicht als eigener Stadtteil gilt, sondern mit dem benachbarten Rheinkassel und dem weiter südlich gelegenen Merkenich zum Stadtteil Merkenich zusammengefasst wird. Unter diesen drei Stadtvierteln sei allein Merkenich mit eigener Versorgung ausgestattet, in Rheinkassel und Langel fehle diese aufgrund „geringen Bevölkerungspotenzials“ – eine Begründung, die oft genannt wird, wenn den Rheindörfern infrastrukturelle Verbesserungen verwehrt bleiben.
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Allerdings wird in der aktuellen Fortschreibung durchaus vermerkt, dass Handlungsbedarf besteht, vor allem, weil die bisher als Nahversorgungszentrum geltende Merkenicher Hauptstraße zur „Nahversorgungslage“ herabgestuft wurde: die nur sieben Einzelhandelsbetriebe der Straße bleiben mit insgesamt 800 Quadratmetern deutlich unter dem Orientierungswert für Nahversorgungszentren. Zur Verbesserung der Situation regt das Konzept die Ansiedlung eines weiteren kleinflächigen Lebensmittelmarktes in Merkenich an.
Für Glass würde dies wahrscheinlich keine spürbare Verbesserung bringen, schließlich liegen zwischen Langel und Merkenich ebenfalls mehrere Kilometer – allerdings deutet sich Linderung im benachbarten Fühlingen an: Hier sieht das Konzept die Ansiedlung eines großflächigen Lebensmittelmarktes vor, der über den Mennweg auch von Langel aus schnell zu erreichen wäre. Glass erwartet auch vom Bau des neuen Stadtteils Kreuzfeld deutliche Verbesserungen. „Aber das wird sich natürlich erst in einigen Jahren zeigen“, meint er.