Die CDU Köln wählt auf einem Parteitag am Samstag ihren neuen Vorstand. Zudem entscheiden die Mitglieder über eine gemeinsame Kritik an Friedrich Merz, angestoßen durch die Junge Union Köln.
Parteitag am SamstagSerap Güler ist Favoritin für den Vorsitz der Kölner CDU

Florian Braun und Serap Güler auf einem Parteitag der CDU Köln.
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Wenn der Kölner CDU-Kreisverband am Samstag seinen neuen Vorstand wählt, stehen mittlerweile drei Kandidaten zur Wahl. Neben Serap Güler kandidieren auch Mario Ebel und Hans-Günter Kersten für den Posten des Parteichefs. Dabei erinnert der parteiinterne Streit kurz vor der Abstimmung an die Vorstandswahlen von 2023.
Damals trat Zukunft jetzt mit Karl Alexander Mandl als Kandidaten an, um die Mitglieder mehr einzubinden und ein „Weiter so“ in der CDU Köln unter der Führung von Bernd Petelkau zu beenden. Einer der Hauptvorwürfe war damals, dass die Mitglieder nicht genug einbezogen werden und die Partei ihre Basis vergesse. Zwei Jahre nachdem Mandl seinen Konkurrenten vom Thron stürzte, trat er selbst zurück.
Unternehmer Ebel, der neben dem Import von Datteln aus Saudi-Arabien auch eine Beratungsfirma führt, tritt mit ähnlicher Kritik an. Er möchte keine politischen Alleingänge, ist gegen das, was er als „Establishment“ beschreibt und möchte die Mitglieder mehr einbinden. Ebel hat dabei eine bunte politische Vergangenheit: Von 2002 bis 2013 war er CDU-Mitglied, vorher bei der Jungen Union. 2014 war er für sieben Monate Gründungsmitglied des Stadtbezirksverbands Porz der AfD und 2020 bis 2022 war er zwei Jahre Mitglied bei den Grünen. Im Oktober 2024 kehrte er als Mitglied in die CDU zurück. Hans-Günter Kersten hat seine Kandidatur, wie die Rundschau erfuhr, erst in dieser Woche beim kommissarischen Vorstand eingereicht.
Viel Unterstützung für Serap Güler
Die Vorzeichen deuten jedoch darauf, dass Serap Güler den Vorsitz übernehmen wird. Die Junge Union hat das Bundestagsmitglied nominiert, die Frauenunion unterstützt Güler, die die erste Frau an der Spitze der Kölner CDU wäre. Ursula Heinen-Esser übernahm Anfang der 2000er Jahre interimsweise den Vorstand nach dem Rücktritt von Richard Blöm.
Auch Franz Corneth, Ehrenvorsitzender der CDA Mittelrhein, dem Arbeitnehmerflügel der CDU, spricht sich für Güler und auch Florian Braun aus. „Ich finde die Tandemlösung ganz toll und kann das nur befürworten“, erklärt der 71-Jährige. Nur mit diesen beiden werde die CDU Köln auch überregional wahrgenommen. „Die Kommunalwahl gewinnt man nur einig und jeder, der anders handelt, handelt parteischädigend“, kritisiert er den erneuten internen Parteistreit vor den Wahlen.
Zwischenzeitlich gab es die Idee, Serap Güler mit Florian Braun einen politischen Geschäftsführer an die Seite zu stellen. Güler hatte sich einen Partner an der Seite für die Parteiführung gewünscht, da sie als Bundestagsabgeordnete viel in Berlin ist. Ursprünglich wollte sie deswegen auch nicht kandidieren, änderte dann aber ihre Meinung. Einen Sonderposten wird es jedoch nicht geben, denn dieser ist in der Satzung nicht vorgesehen. Florian Braun wird als also als Stellvertreter kandidieren, könnte im Anschluss aber trotzdem in einer Art Tandem mit Güler fungieren. Es gibt Kritik, dass Braun damit eine Sonderstellung als Stellvertreter erhalten soll. Wie die Rundschau erfuhr, sollen jedoch die gezielten Aufgaben auf alle Stellvertreter verteilt werden.
Die Mitglieder entscheiden mit ihrer Stimme
Die weiteren männlichen Kandidaten für die Stellvertreter-Posten im geschäftsführenden Vorstand sind Oliver Kehrl und Andreas Bohl. Bei den weiblichen Kandidaten standen am Donnerstag noch Ira Sommer, Janina Jänsch, Marliese Berthmann sowie Birgitta Nesseler-Komp auf der Liste. Für das Amt des Schatzmeisters tritt erneut Sebastian Benz an. Und es bleiben noch 25 Posten für die Beisitzer. Die endgültige Wahlliste wird erst beim Parteitag am Samstag stehen und dann entscheiden die Mitglieder.
Auch wenn die innerparteilichen Streitereien in der aktuellen Situation nicht so laut sind, wie sie es vor den Vorstandswahlen 2023 waren, verpasst die CDU damit derzeit eine ernstzunehmende Einigkeit. Dabei ist es genau das, was sie benötigt, um die Kommunalwahl im September erfolgreich zu gestalten. Denn der Rückenwind von dem guten Ergebnis der CDU bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar scheint verweht. Die Euphorie ist Kritik an der Parteiführung gewichen, die auch die Junge Union Köln deutlich macht.
Junge Union Köln kritisiert Friedrich Merz
Die Junge Union Köln (JU) übt vor dem Parteitag am Samstag harte Kritik an der Parteiführung der Bundes-Union. In einem Brief macht sich der mitgliederstärkste JU-Verband Deutschlands (rund 1350 Mitglieder) Luft über die Entscheidungen in Berlin und die Koalitionsverhandlungen mit der SPD. Dabei ist die Rede von „großer Beunruhigung und wachsendem Unmut“, mit der sich der politische Nachwuchs an Berlin wendet.
Sorge vor der Kommunalwahl
„Was wir derzeit aus Berlin vernehmen, ist ein politisches Desaster und eine große Enttäuschung für die vielen engagierten Mitglieder der Basis. Wir waren es, die bei Schnee und Minusgraden im Winterwahlkampf an den Ständen standen, Plakate geklebt, Haustürwahlkampf gemacht und Menschen überzeugt haben“, erklärt die JU Köln. Sie vermisse die Handschrift der Union in den Verhandlungen, ebenso wie den versprochenen Kurswechsel in der Migrationspolitik und die angekündigte Wirtschaftswende. „Wir haben den Menschen im Wahlkampf klare Botschaften vermittelt. Wenn davon nichts umgesetzt wird, stehen wir vor Ort als Lügner da. Das wird uns spätestens bei der Kommunalwahl 2025 schmerzhaft auf die Füße fallen.“
Auf Initiative der Union hat der Bundestag zuletzt ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur sowie Lockerungen der Schuldenbremse beschlossen. Zudem empört die JU die Debatte über Landesverbandsquoten bei der Ministerbesetzung. „Wenn dieser Kurs nicht sofort korrigiert wird, gefährden Sie nicht nur das Profil der CDU – Sie zerstören das Vertrauen der Menschen und das Engagement der Mitglieder“, kritisiert die JU Köln und fordert unter anderem eine Migrationswende mit Zurückweisungen, eine Wirtschaftswende ohne Steuererhöhungen und eine Wende in der Verteidigungspolitik mit Wehrpflicht und Nationalem Sicherheitsrat.
Am Samstag entscheiden die Mitglieder der CDU, ob der Brief im Namen des Kölner Kreisverbands nach Berlin gesendet wird. Der Schlussappell: „Wenn Sie diese Partei wirklich führen wollen, dann führen Sie sie bitte auch – und zwar mit Haltung, Profil und Rückgrat. Die Basis der Partei hat Sie mit großer Mehrheit zu unserem Vorsitzenden gemacht! Hören Sie auf Ihre Basis – bevor sie Ihnen davonläuft.“