Blick ins Modehaus SauerHier soll 2022 das Stadtmuseum untergebracht werden
Köln – Kabelstränge hängen aus der Wand, Arbeiter verputzen die Decke, an einer Ecke wird auf die Kollektion Herbst/Winter 2016 verwiesen. Das ist eine der letzten Erinnerungen ans Modehaus Sauer in der Minoritenstraße. Ab dem nächsten Frühjahr soll hier Kölner Stadtgeschichte erlebbar sein. Das Museumsteam öffnete erstmals die Türen.
Weil der Stammsitz an der Zeughausstraße nach einem Wasserschaden seit vier Jahren nur noch stark eingeschränkt zu nutzen ist, braucht das Stadtmuseum einen Interimsort. Langfristig soll das Haus in der Historischen Mitte eine neue Heimat finde.
2000 Jahre Stadtgeschichte auf einem Stockwerk
Der Unterschied zum Zeughaus: Das Museum ist kleiner, 750 Quadratmeter statt 2000. Es ist verschachtelter. Das Modehaus (1986 fertig gestellt) ist, dem Zeitgeist entsprechend, mit offenen Ebenen ausgestattet.
Mit einem klassischen Museumsbau hat das wenig zu tun. Doch die Ausstellungsmacher sehen das als „freudige Herausforderung“. „Wir sind gar nicht auf die Idee gekommen, Geschichte über Jahrhunderte nachzuerzählen“, sagt Kurator Sascha Pries. „In diesem Haus ginge es auch nicht.“
Die 2000-jährige Stadtgeschichte gibt es kompakt im ersten Geschoss in einem Raum, auch das Stadtmodell wird hier seinen Platz finden. Wo früher Pullis und Kleider hingen, werden künftig Münzfunde oder ein preußischer Kürassierhelm zu sehen sein.
Ein Zehntel der Objekte im Interimsquartier
Die offene Glasfront wird viele Einblicke ins Museum erlauben. In den oberen Etagen muss das Licht vermutlich gedämmt werden, aber das Foyer soll offen sein, Passanten schauen schon jetzt interessiert, was sich „im Sauer“ tut. Neben Kasse, Garderobe und einem kleinen Shop soll der „Open Space“ (offener Raum) auch kleine Veranstaltungen ermöglichen: Debatten und Vorträge, ein Forum für die Stadtgesellschaft.
Rund 500 Objekte werden im Interim Platz finden, am alten Standort waren es zehn Mal so viele. Ab dem Spätsommer soll der Umzug beginnen. Für XXL-Stücke wie das Stadtmodell wird die Fensterfront geöffnet werden müssen. Für manche Ausstellungsstücke sind die Decken schlicht zu niedrig.
Neues Quartier als „Expermientierfeld“
Die Skulptur des kölschen Boor (3,50 Meter hoch) muss im Depot bleiben.Kern des Stadtmuseums im Modehaus sollen acht Themenräume sein. Mit emotionalen Begriffen wie „Angst“, „Heimat“ oder „Gefühl“ soll Stadtgeschichte über Objekte erzählt werden.
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Der Blick reicht etwa von der Corona-Krise zurück zur Cholera Ende des 19. Jahrhunderts. Die breitete sich vor allem in den Armenvierteln aus – die Stadt Köln impft derzeit mit Priorität in den sogenannten Brennpunkten. „Das Haus ist für uns ein Experimentierfeld“, sagt Museumsdirektor Mario Kramp. Man wolle dem Besucher keine staubige Geschichtsstunde halten, sondern ihn zu eigenen Überlegungen anregen. Das Museum soll eins für alle sein.
Bis es soweit ist müssen noch einige Kabel verlegt, Böden gelegt und etliche Eimer Farbe verstrichen werden. Schon im Spätsommer könnte es ein kleine Schau („Stadtmuseum goes Modehaus“) geben. Ein Appetithappen an der neuen Adresse.