Bizarrer Mitmach-Horror„Rocky Horror Show“ feiert Premiere im Musical Dome
Köln – Nach fünf Jahren Pause landen die Verlobten Brad und Janet nun schon zum vierten Mal in einer regnerischen Nacht durch eine Reifenpanne auf der Bühne des Kölner Musical Domes vor dem Schloss des außerirdischen Transvestiten Frank’n’Furter. Nur dass die unheimlich anmutende „Herberge“ nicht als Kulisse aufgebaut ist, sondern – ganz zeitgemäß – als Video-Bild auf eine Leinwand projiziert wird. Zeichen auch einer Entschlackung, die Regisseur Sam Buntrock seit seiner ersten Inszenierung der „Rocky Horror Show“ 2008 nun verordnet hat, um sie kompatibler für die unterschiedlichen Bühnen seiner europaweit tourenden Show zu machen.
Das geht zwar bisweilen auf Kosten der düsteren Gothik-Horror-Atmosphäre des Originals , betont nun aber dessen zweite, burlesk-erotische Ebene. Die schlägt sich vor allem in den anzüglich-verspielten
Kostümen von David Farley nieder – die sich auch im ausverkauften Zuschauerraum widerspiegeln. Denn die eingeschworene Fangemeinde des 1973 in einem kleinen Londoner 60-Platz-Theater uraufgeführten Stückes, schien nach der Pandemie-Pause nur darauf gewartet zu haben, dem Affen wieder Zucker zu geben.
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Und so musste man sich durch eine Menge bizarr geschminkter und freizügig kostümierter Fans aller Altersklassen auf seinen Platz durchkämpfen. Kaum hatte man die Gebrauchsanweisung der zum Ticket gehörenden Mitmach-Tüte durchgelesen, traf einen auch schon aus hunderten Wasserpistolen jener imaginäre Regenschauer, in dem Brad und Janet vor dem Schloss standen.
Sky Dumont als Erzähler
Der Zuschauerraum entwickelte sich allmählich zu einem Chaos aus weißem Konfetti, Lamettaschlangen, Leuchtstäben, schnalzenden Gummihandschuhen, verstreuten Spielkarten und schnarrender Rasseln – nebst den unermüdlichen „boring“ (langweilig)-Rufen, wenn der deutsche Erzähler des in englisch dargebotenen Musicals seine zahlreichen Zwischenauftritte hatte. Und die meisterte Sky Dumont mit bewundernswerter Nachsicht und Schlagfertigkeit gegenüber dem gespielt-renitenten Publikum. Er ist der ruhende Pol in einem ausgelassen agierenden Ensemble, in dem Oliver Saville (Frank’n’Furter) mit seiner ironischen Interpretation und ausdrucksstarken Stimme die Akzente setzt. Auch wenn man sich von ihm etwas mehr Verruchtheit gewünscht hätte.
Die bietet dann die verspielt-pornografischen Scherenschnitte, mit denen Buntrock Frank’n’Furters Verführungskünste bei allen Geschlechtern illustriert, die zwar von einem Familienbesuch des Musicals abraten lassen, bei den Fans aber Szenenapplaus auslösen.