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Ausverkaufte Premiere im SenftöpfchenKöster und Hocker bleiben „stabil nervös"

Lesezeit 2 Minuten

Nerven, aber den Humor behalten: Gerd Köster (l.) und Frank Hocker

Köln – „Schön, dat ihr do sid“, rappte Gerd Köster für die Senftöpfchen-Besucher. Köln-Premiere hatte das neue Programm des Mundart-Barden und seines Duo-Partners Gitarrist Frank Hocker im fast ausverkauften Altstadt-Theater.

„Stabil nervös“ heißt das, weil die beiden damit zur „Belastungssteuerung“, wie sie es nennen, beitragen wollen, zum Nerven und Humor behalten in diesen Krisenzeiten. Anders als angekündigt, verstärkte Gitarrist Roger Schaffrath statt Helmut Krumminga die Zwei. Wie erwartet, taten die erdigen eingekölschten Rockballaden von Tom Waits, Iggy Pop bis Frank Zappa und eigene Lieder gut dank ihrer schrägen humorvollen Sicht auf das Leben.

Kreativ in Zeiten der Ausgangssperre

Stark ging der Auftritt los mit „Fümmunzwanzich Johr“, dem Song über eine Band, die einem Fan die Soundtracks liefert zum Verlieben in seine Marie und 25 Jahre später beim Wiedervereinigungskonzert zum Trennungs-Blues. Eine solche Geschichte aus dem Leben ist auch „Gar nix well passeere“ über die Einsamkeit in der Großstadt, wenn alles dicht ist. Den Beweis, dass nicht nur ein Virus mutieren kann, sondern auch ein Lied, liefert „Eng Wäng für dä Schäng“.

Jetzt soll der Song die „Volkskreativität in Zeiten der Ausgangssperre“ besingen. Weil nur Hundebesitzer und Jogger rausdürfen, schafft sich Schäng einen Königspudel an, ein Skatbruder umläuft den Lockdown, was nichts nützt – die „Weetschaff“ ist jetzt Testzentrum.

„Mehr als sonst haben wir in den letzten Jahren Ärzten zugehört, aber wie entscheiden die eigentlich, wenn es zu einer Triage kommt zwischen einer Immobilienmaklerin und einer Prostituierten?“, sinniert Köster. Klar, wem die Band den Vorzug geben würde. Noch immer aktuell ist der Hit von 2017 „Wa’sch nit kenn ka’sch nit ligge“, der temporeich unter lebhaftem Schlag der Klanghölzer von Gerd Köster der Ignoranz mancher Zeitgenossen gegen alles Fremde den Garaus macht.

Zu Recht gibt es Zwischenapplaus für manch großartige Gitarrensoli von Hocker und Schaffrath, so in „4 Wäng“, der Ballade für einen einsamen Trinker in der Kaschemm, die sein letztes Zuhause ist. Einen Seitenhieb auf die katholische Kirche kann sich Köster dabei angesichts der Dauerkrise nicht verkneifen.

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