Prozessauftakt zum ScherenangriffAngeklagter ist eine „Gefahr für die Allgemeinheit“
Köln – Für Beweise, von denen es sehr viele gibt, scheint sich der Mann auf der Anklagebank des Landgerichts nicht direkt zu interessieren. „Ich war das nicht“, sagt er in deutscher Sprache, zwischendurch spricht er auch Englisch, neben ihm sitzt eine Dolmetscherin.
Am 22. April soll er in der Opernpassage an der Breite Straße eine Passantin niedergeschlagen und ihr dann dreimal mit einer Schere in dem Hals gestochen haben. In einer Notoperation retteten Ärztinnen und Ärzte das Leben der Frau. Bei der Anklageverlesung spricht die Staatsanwältin von einem „Zustand der Schuldunfähigkeit“, aber auch von „Tötungsabsicht“ und „Heimtücke“.
Angeklagter leide unter paranoid halluzinatorischem Syndrom
Untersuchungen haben ergeben, dass der recht ausdruckslos wirkende Angeklagte unter einem akuten paranoid halluzinatorischem Syndrom leidet. Seine Einsichtsfähigkeit sei „vermindert oder ausgeschlossen“, heißt es. Auch die sonstige Einschätzung der Psychologen ist eindeutig.
Der Mann sei „für die Allgemeinheit gefährlich“, liest die Staatsanwältin vor, weitere Taten seien „zu erwarten“. In dem Prozess vor dem Schwurgericht geht es nun darum, ob der Mann dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird.
Mann ist davon überzeugt, in New York geboren zu sein
Von seinem Schweigerecht macht der Angeklagte keinen Gebrauch, wobei schnell deutlich wird, dass er sich in einer eigenen Wirklichkeit bewegt. Laut Geburtsurkunde stammt er aus Frankreich, er ist jedoch überzeugt davon, sein wirklicher Geburtsort sei New York.
Er habe einen Highschool-Abschluss gemacht und Computerwissenschaften studiert, ein Startup habe er gegründet und wolle bald durch Gespräche mit Investoren 200.000 US-Dollar auftreiben, erzählt er. Über die USA und Schweden führte sein Weg nach Köln. Seit der Tat wird er in der LVR-Klinik in Essen betreut.
Angeklagter war schon in Schweden der Polizei bekannt
Schon in Schweden war der Mann nach einem Streit mit seiner Pflegemutter für drei Monate in einer Psychiatrie behandelt worden, auch Medikamente waren ihm verschrieben worden. Ende Januar stand zum ersten Mal die Polizei vor seiner Tür, denn er hatte „aus Wut“, wie er sagt, eine Zimmertür aus den Angeln gerissen. Mitte Februar folgte der nächste Einsatz, hier warf er Teile der zertrümmerten Tür auf die Straße. Im April war er schließlich vom Balkon auf das Hausdach geklettert, um sich zu sonnen. Wieder kam die Polizei.
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Übernächste Woche wird der Prozess fortgesetzt, dann sollen mehrere Zeugen vernommen werden, unter anderem das Opfer des Scherenangriffs. Vier Prozesstage sind vorgesehen.