AboAbonnieren

Angkor WatKölner Wissenschaftler kämpfen gegen den Zerfall des berühmten Tempels in Kambodscha

Lesezeit 3 Minuten
Der berühmte Tempel Angkor Wat in Kambodscha.

Angkor Wat ist der größte der Tempel des monumentalen Komplexes von Angkor in Kambodscha.

Ein Kölner Wissenschaftlerpaar kümmert sich seit über 25 Jahren um die berühmte kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat. Der Rundschau haben sie von ihrer Arbeit, einer Medizin für Steine und den Kampf gegen den Zerfall erzählt.

„Tempeldoktor.“ So nennen ihn einige. Hans Leisen, emeritierter Professor für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Technischen Hochschule Köln, wehrt sich nicht gegen den Ausdruck. Er passt zu seinem Verständnis. Sein gesamtes Berufsleben hat sich der Geologe darum bemüht, seine „Patienten“ in Form von Baudenkmälern zu retten. Zusammen mit seiner Frau Esther von Plehwe-Leisen, Geologin an der TH Köln, hat Leisen einen ganz speziellen „Patienten“: die kambodschanische Tempelanlage Angkor Wat.

Ab dem neunten Jahrhundert bauten die Khmer die riesige Anlage, bis ins 15. Jahrhundert wurde sie genutzt. Dann übernahm langsam die Natur: tropische Pflanzen, Moose und Pilze wucherten, Insekten nisteten, Regen und der Kot von Abertausenden von Fledermäusen setzten dem Sandstein des Weltkulturerbes zu. Die Folge: Der Stein wurde innen bröselig. „Schalenbildung“ nennen Geologen den Prozess, der zum Verfall führt.

Die Medizin für die geschädigten Steine müssen wir selber finden.
Professor Hans Leisen

Genau diese Schalenbildung versuchen die Leisens gemeinsam mit einem internationalen Team aufzuhalten. „Die Medizin für die geschädigten Steine müssen wir selbst finden“, sagt der „Tempeldoktor“. Ihm ist wichtig, zu stabilisieren ohne etwas zu verändern. „Die ersten, die sich um Angkor Wat gekümmert haben, waren indische Archäologen“, erzählt der 75-Jährige. Zement hätten sie in brüchige Stellen gegossen. Ein Vorgehen, dass dem Wissenschaftler die Haare zu Berge stehen lässt.

Sein Team und er stellen unter anderem Materialien her, die von innen stabilisieren sollen. Durch unterschiedliche Behandlungen haben mehr als 1850 steinerne Tempeltänzerinnen , sogenannte Apsaras, eine Verjüngungskur erhalten. Möglich gemacht hat diesen Einsatz das „German Apsara Conservation Project“ (GACP), das 1997 unter der wissenschaftlichen Leitung des Ehepaars Leisen startete. Das GACP wird aus Mitteln des Kulturerhalt-Programms des Deutschen Auswärtigen Amtes und der Technischen Hochschule Köln finanziert.

Professor Dr. Hans Leisen und Prof. Dr. Esther von Plehwe-Leisen, die seit über 25 Jahren an der Erhaltung der Tempelanlagen von Angkor Wat arbeiten.

Knapp 30 Mitarbeitende werden in Kambodscha über das Projekt finanziert. Darunter sind 18 Männer, die bei den Leisens gelernt haben zu konservieren. Drei Frauen sind mit Dokumentation und Berichten beschäftigt. Und immer sind Studierende da. Über 150 Studierende deutscher und internationaler Universitäten haben bisher im Projekt gelernt und durch Ihre Studien- und Abschlussarbeiten das Wissen zu konservatorischen, kunsthistorischen und geologischen Themen erweitert.

„Es ist eher ein Low-Budget-Projekt“, räumt Esther von Plehwe-Leisen ein. Wenn sie und ihr Mann mehrere Monate im Jahr in Kambodscha verbringen, dann machen sie das größtenteils ehrenamtlich. „Uns ist nicht nur der Tempel ans Herz gewachsen“, sagt Esther von Plehwe-Leisen. Auch das ständige Team, die Köchin, die seit mehr als 20 Jahren dabei ist, die Kultur und die Lebensweise sind dem Kölner Geologen-Paar sehr wichtig. „Unser Team hat hervorragende Arbeit geleistet“, sagt die Geologin. „Aber fertig wird man nie. Das ist wie beim Kölner Dom“, fügt ihr Mann hinzu, „die Verwitterung geht immer weiter“. Deshalb muss der „Patient“ Angkor Wat unter Langzeitbeobachtung bleiben.


Offizieller Besuch

Der Bundespräsident, Frank Walter Steinmeier, besuchte während seiner Reise nach Kambodscha und Malaysia am Dienstag, 14. Februar, Angkor Wat. Das Ehepaar Hans Leisen und Esther von Plehwe-Leisen wird ihn vor Ort treffen. „Wir freuen uns, ihm zu zeigen, was wir mit dem German Apsara Conservation Project machen“, sagt Leisen.