Gottesdienst auf Knopfdruck: In der Kapelle des St. Marien-Hospitals steht Kölns erstes mediales Kirchensystem.
Andacht auf KnopfdruckSo funktioniert Kölns erster Kirchenautomat

In der Kapelle des St. Marien-Hospitals im Kölner Kunibertsviertel gibt es jetzt ein digitales Meditationssystem.
Copyright: St. Marien-Hospital
Wo es immer weniger Gläubige, Pastoren und Priester gibt, sinkt auch die Zahl der Gottesdienste und Andachten. Viele Kirchen sind Orte der Ruhe – aber auch unbelebt und einsam. Ganz neue Möglichkeiten der Andacht bietet die Krankenhauskapelle des St. Marien-Hospitals: Patienten, Besuchern und Mitarbeitenden steht seit einiger Zeit ein mediales Kirchensystem zur Verfügung, mit dem der Kirchenraum nach eigenen Vorlieben mit Worten, Liedern und Licht gefüllt werden kann.
Die Bedienung ist einfach: An einem Computerbildschirm mit Touch-Funktion können Besucherinnen und Besucher das entsprechende Programm auswählen. Auf Wunsch werden über Lautsprecher Psalmen und Gedichte gelesen oder Lieder und Musik abgespielt. Außerdem gibt es zehnminütige, geführte Meditationen zu unterschiedlichen Themen. Zur Auswahl stehen etwa Krankheit, Freude oder Dankbarkeit. Eine andere Funktion bedient eine Lichtinstallation, deren Farben und Helligkeit je nach Stimmung verändert werden können. Von Regenbogen bis zu „seegrün“ ist alles dabei.
Besonders beliebt bei unseren Patientinnen und Patienten sind die Taizé-Gebete.
In Köln ist das System im St. Marien-Hospital das erste Gerät seiner Art. Bundesweit gibt es mittlerweile rund 30 solcher medialen Kirchensysteme. Nur zwei stehen in Krankenhaus-Kapellen, alle anderen werden in Kirchengemeinden eingesetzt. Entwickelt wurde das patentierte System 2014 von dem evangelischen Pfarrer Lars Weber aus Braunschweig. „Die Nachfrage nimmt stetig zu“, sagt Weber. Ursprünglich sei das Gerät nur für seine Gemeinde gedacht gewesen. „Wir waren überrascht über den großen Zuspruch, aber es scheint der Zeit entsprechend zu sein.“ Für Herstellung und Vertrieb ist eine Marburger Firma verantwortlich.
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Auch die Ordensschwestern nutzen das mediale Kirchensystem gerne
Die Kapelle des St. Marien-Hospitals im Kunibertviertel liegt im ersten Stock, genau zwischen Schlaflabor und Nonnenstift. „Die hier lebenden Ordensschwestern nutzen das System ebenfalls“, berichtet eine Klinik-Sprecherin. Generell sei die Kapelle gut besucht, einmal in der Woche findet ein Gottesdienst statt. Das Krankenhaus hat dem System, in Anlehnung an „Maria“, den Namen „Marius“ gegeben haben. Installiert wurde es auf Initiative von Chefarzt Dr. Andreas Schlesinger, der das Gerät aus seiner Heimatpfarrei in Bensberg kannte. Finanziert wurde die rund 10.000 Euro teure Installation inklusive Lautsprecher und Lampen von der Stiftung St. Marien-Hospital.
In Köln werden die Meditationen auch von Physiotherapeuten genutzt, erzählt Andreas Schlesinger. Diese bringen ihre Patienten für diese Einheiten extra in die Kapelle. „Besonders beliebt bei unseren Patientinnen und Patienten sind die Taizé-Gebete“, sagt Schlesinger und betont im Hinblick auf die Lichtinstallation: „Das soll keine Disko sein.“ Ihm sei wichtig, dass die Menschen im Hospital mit Hilfe des Systems Trost finden und zur Ruhe kommen.