Die Nummer Zehn sagt nochmal Tschö und 50.000 werden im Rheinenergie-Stadion dabei sein. Viele Tore von Podolski sind unvergessen. Und seine Liebe zu Köln.
Abschiedsspiel im Kölner StadionZehn Momente mit Lukas Podolski, die wir nie vergessen werden
Natürlich ist das Rheinenergie-Stadion ausverkauft. Die Tickets gingen weg wie geschnitten Dönerfleisch, sozusagen. Zum letzten Mal wird Lukas Podolski bei einem Spiel auf Stadionrasen das Trikot des 1. FC Köln tragen. Längst ist er Sportbotschafter der Stadt Köln, er ist Idol, Weltmeister und Liebling der Fans. Weil dieser 10. Oktober im Zeichen der Zehn steht, unser Beitrag zur kölschen „Zehn“-Sucht.
1. Doppelte „Scheiße“ nach dem ersten Ligator
Vielleicht ist die Trostlosigkeit im Spiel des 1. FC Köln zum Ende des Jahres 2003 der Vorlagengeber für den frühen Karrierebeginn von Lukas Podolski. Am 22. November stürmt der Fußballer im Alter von 18 Jahren beim Auswärtsspiel in Hamburg die Bühne der Fußball-Bundesliga. Sein erstes Tor folgt drei Wochen später bei Hansa Rostock. Im Interview am Premiere-Mikrofon bringt er nach dem Spiel gleich zweimal das Wort „Scheiße“ unter, der Reporter hat Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Als A-Jugendlicher erzielt der erfrischend unerschrocken aufspielende Podolski in seiner ersten Saison zehn Treffer. Und darf im Sommer 2004 als Nationalspieler die Fußball-Europameisterschaft erleben. Da ist der FC bereits abgestiegen.
2. Das Premierentor im neuen Rheinenergie-Stadion
Eines seiner zehn Tore fällt am 30. Januar 2004, dem ersten Spiel im gerade fertiggestellten Rheinenergie-Stadion. An der Strafraumgrenze nimmt er einen kurzen Pass an, zieht einmal nach innen und hämmert den Ball mit links an die Unterkante der Latte und ins Tor. 1:0. Siegtreffer gegen Borussia Mönchengladbach. Ein Tor für die Kölner Geschichtsbücher. Die offizielle Stadioneröffnung findet dann im März beim Länderspiel zwischen Deutschland und Belgien statt. In Köln kann sich daran kaum jemand erinnern.
3. Eiskalte Grüße vom Ordnungsamt
Wenn irgendwo in Köln eine neue Eisdiele öffnet, wird das meist kühl zur Kenntnis genommen. Als Lukas Podolski im Juni 2017 seinen ersten Eisladen im Belgischen Viertel eröffnet und selbst die Kugeln formt, drängeln sich 3000 Menschen auf der Antwerpener Straße. Nach zwei Stunden ist das Eis ausverkauft. Er selbst schwor als Kind auf Wassereis vom Kiosk, Waldmeister und Zitrone waren die favorisierten Sorten. Übrigens: Als Podolski später am Heumarkt seinen zweiten Eisladen ins Rennen schickt, verbietet ihm das Ordnungsamt einen persönlichen Auftritt. Aus Sicht des Ordnungsamtes ist die öffentliche Sicherheit gefährdet.
4. Der Fußballer mit eigenem Brauhaus
Nach dem Reitergeneral Jan von Werth ist ein Brauhaus in Köln benannt, ebenso nach diversen Kölsch-Sorten. Und nach Lukas Podolski. „Zum Prinzen“ heißt das Gasthaus am Alter Markt. Podolski zu Ehren. Musikmanager Markus Krampe übernimmt die Gastronomie 2015 und benennt den Laden nach seinem Kumpel Lukas Podolski. Inzwischen veranstalten beide gemeinsam das Glücksgefühle-Festival am Hockenheimring. Der Name Prinzen-Festival hätte in der Musikwelt wohl zu viele Menschen verschreckt.
5. Liebeslieder und Treueschwüre an seine Stadt
Mit der Zeile „Guten Morgen, meine heiß geliebte Stadt“ eröffnen der Rapper MoTorres und die Musiker von Cat Ballou ihre vertonte Hommage an Köln. Im Musikvideo tritt hierzu Lukas Podolski auf den Balkon seiner luxuriösen Wohnung ganz oben im Kranhaus des Rheinauhafens. „Liebe deine Stadt“ heißt der Song, in dem es unter anderem heißt: „Wir leben hier im Vollspeed. Kinder werden später einmal Zehner wie Podolski.“ Mit den Musikern von Brings hat Podolski für das Video vom „Kölsche Jung“ vor der Kamera gestanden.
6. Als der Rosenmontagszug für Podolski stoppte
Nach seiner Rückkehr aus München zum 1. FC Köln erfüllt sich für Lukas Podolski im März 2011 ein Traum. Erstmals darf er im Rosenmontagszug mitfahren. Für 10 Uhr hat FC-Trainer Frank Schaefer noch eine kleine Trainingseinheit angesetzt, dann tauscht Podolski das Trikot gegen die Soldatenuniform. Weil er spät dran ist, müssen die Roten Funken am Waidmarkt kurz stoppen, um Podolski auf ihren Wagen klettern zu lassen. Das Festkomitee zeigt sich hinterher ein wenig pikiert über den unerlaubten Halt des Wagens. „Unglaublich, wie die Leute hier feiern. Das gibt es in Mainz oder Düsseldorf nicht“, lautet damals der Kommentar des Fußballers.
7. Das schlimmste Tor seiner Karriere fällt in Köln
Die Sonderstellung des Lukas Podolski als kölscher Jung, als fußballerischer Heilsbringer und Ausnahmetalent, wie es der 1. FC Köln lange nicht gesehen hat, offenbart sich am 13. September 2008. Im Kölner Stadion wird Podolski in der 57. Spielminute für Miroslav Klose eingewechselt. Er trägt das Trikot des FC Bayern München, zu dessen Kader er seit 2006 gehört. In der 90. Minute muss Podolski den Ball dann zum 3:0 für die Bayern ins Kölner Tor schieben. Weil ihm so gar nicht nach Jubel zumute ist, lässt er sich auf den Bauch plumpsen und vernimmt dort die „Poldi“-Sprechchöre aus der Kölner Südkurve. Als die Kölner Spieler später längst in der Kabine sitzen und sich die Bayern-Spieler artig bei den mitgereisten Fans bedanken, macht sich Podolski mit seiner kleinen Nichte auf dem Arm auf den Weg zur Kölner Kurve, macht die „Welle“ und winkt seinen Fans vom FC Köln.
8. Mit der Goldmedaille auf dem Rathausbalkon
Nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien verschafft Lukas Podolski seiner Lieblingsstadt Köln einen imposanten Werbeauftritt mit kaum messbarem Marketingwert. Bei den Feierlichkeiten in Berlin trägt er die Köln-Fahne wie eine zweite Haut um die Schultern. Als er am 17. Juli von Oberbürgermeister Jürgen Roters empfangen wird und vom Kölner Rathaus-Balkon winkt, jubeln Tausende Fans auf dem Alter Markt. Und Podolski trägt stolz das Deutschland-Trikot.
9. Die Döner-Dynastie beginnt in der Südstadt
Eis oder Döner? Hauptsache Köln. Nach der Eisdiele im Belgischen Viertel eröffnet Podolski 2018 auf der Bonner Straße in der Südstadt die erste Filiale von „Mangal-Döner“. Wieder droht ein Verkehrskollaps, weil der Fußballer ein wenig Fleisch vom Spieß kratzt. Podolski ist Mit-Inhaber der Kette, zu der inzwischen 34 Filialen in 20 Städten gehören. Allein sieben Döner-Läden gibt es in Köln – in der Filiale nahe des Kölner Doms laufen Podolskis schönste Tore für den FC in Dauerschleife. Auch sein 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach ist dort zu bewundern.
10. Der Südstadtchor singt Podolski nach Hause
In München hat Lukas Podolski nie sein Fußballglück gefunden, viele Fans des 1. FC Köln schmerzt es ungemein, ihr Idol beim FC Bayern auf der Bank sitzen zu sehen. So stimmt der „Südstadtchor“ mit Pfarrer Hans Mörrter mit dem Lied „Holt den Lukas nach Hause“ ein frommes Flehen an. Bei den Schull- un Veedelszöch werden 11 111 CD's unters närrische Volk gebracht. Und am 19. Januar verkündet schließlich die „Tagesschau“ die vereinbarte Rückkehr des Nationalspielers nach Köln. „Es ist eine seltene Geschichte im Profifußball. Ein Spieler folgt nicht dem Ruf des Geldes, sondern hört auf sein Herz“, beginnt Sprecherin Susanne Holst ihre Moderation. Bis 2012 bleibt Podolski in Köln. Derzeit lässt er seine Karriere bei Górnik Zabrze in Polen ausklingen.