Köln – Im roten Cabrio rauscht Max Ballauf über die Straßen von Miami, Haar und Hemd flattern sorglos im Wind. Für die Dienstkleidung des Kommissars sind Sonnenbrille und Cowboystiefel unverzichtbare Accessoires, aber Ballauf ist ja auch nicht Bezirkspolizist in Hahnwald, sondern Drogenfahnder des amerikanischen DEA.
So sehen die ersten Szenen des Tatorts „Willkommen in Köln“ aus, bei dem die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk im Jahr 1997 ihren Einstand als Kölner Ermittlerduo gaben – ein filmischer Spagat zwischen Miami Beach und Niehler Hafen. Wir haben Fakten und Anekdoten zum Dienstjubiläum gesammelt.
Erst Ermittler in Düsseldorf, dann in Köln
Als Horst Schimanski, der ruppige Haudegen aus Duisburg, in den Ruhestand ging, schickte der WDR 1992 gleich drei Kommissare als Nachfolger ins Rennen. Und zwar in Düsseldorf. Flemming, Koch und Ballauf hießen die Ermittler, in acht Folgen jagte Schauspieler Klaus J. Behrendt als Kommissar Max Ballauf Mörder in Düsseldorf. Über den Umweg Miami landete er schließlich in Köln an der Seite von Freddy Schenk (Dietmar Bär).
Die Jubiläumsfolge „Spur des Blutes“ wird am 23. Oktober in der ARD ausgestrahlt. Es ist der 85. Fall der würdevoll gealterten Fahnder. Gedreht wurde hierfür übrigens im Büro des Kölner Detektivs Lothar Wenzel in der Engelbertstraße. Auch Dietmar Bär war bereits vor seiner Rolle als Kommissar in einem Tatort zu sehen. Als Fußballfan stand er 1984 für den Film „Schimanski – Zweierlei Blut“ nackt auf dem Rasen des Duisburger Stadions.
Gedankensortieren bei Bratwurst und Kölsch
Es ist nicht ganz klar, wie viele der von ihnen verzehrten Bratwürste die beiden Kommissare jemals auch bezahlt haben. „Schreib’s auf, ja?“, ist ein Zitat-Klassiker des Kölner Tatorts, wenn die Fahnder mal wieder Hals über Kopf eine Zwischenmahlzeit abbrechen mussten.
Erstmals war die Wurstbraterei im Februar 2001 im Fall „Mördergrube“ zu sehen, zwischen 2013 und 2020 stand der Imbisswagen im Rheinauhafen am Südkai. Für die Filmaufnahmen wurde die Bude stets am rechten Deutzer Rheinufer in Szene gesetzt – mit Dom im Hintergrund. Nun steht der Wagen im Freilichtmuseum Kommern.
Landminen und Kinderprostitution
Normalerweise vergibt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International keine Filmpreise, im Jahr 2005 war das anders. Damals wurde der Kölner Tatort „Minenspiel“ mit einem Preis bedacht, weil Tretminen eine Hauptrolle spielten. Um Sextourismus und Kinderprostitution ging es in „Manila“, auch Rechtsextremismus (Odins Rache), Obdachlosigkeit (Wie alle anderen auch) und vieles mehr wurden schon thematisiert.
Starkomponist und andere Promis mit Gastrollen
Mit blauer Kappe auf dem Kopf und Lederweste spielt ein Straßenmusiker in der Folge „Wacht am Rhein“ gefühlvoll das Saxophon. In dieser Gastrolle ist der berühmte Komponist Klaus Doldinger zu sehen, von ihm stammen unter anderem die Titelmelodien von „Das Boot“, „Tatort“ und „Liebling Kreuzberg“.
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Ballauf und Schenk werfen ihm ein wenig Kleingeld in den Instrumentenkoffer. Auch die Schauspieler Axel Milerg, Armin Rohde, Charly Hübner waren schon im Kölner Tatort zu sehen. Jürgen Fenske, einst Chef der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) durfte in einer Komparsenrolle den beiden Kommissaren an der Wurstbraterei die letzte Bratwurst wegessen. Nach dem sechsten Drehversuch war der Regisseur zufrieden.
Verfolgungsfahrten in bulligen Amischlitten
Nicht nur Krimifans, auch Autoliebhaber kommen im Tatort auf ihre Kosten. Nach Vorwürfen der Schleichwerbung in 13 Schimanski-Tatorten griff der WDR durch und gestattete als Dienstwagen der Ermittler nur noch Modelle, die älter sind als drei Jahre. Einst cruisten Ballauf und Schenk in einem monströsen Ford Courier Sedan Delivery durch die Stadt, das Fahrzeug hat die Ausmaße eines Leichenwagens.
„An meiner Rolle mag ich, dass ich für Recht und Ordnung sorgen und coole Autos fahren darf. Und dass ich eine Waffe trage und mich manchmal ein bisschen wie ein Cowboy fühlen darf“, sagte Dietmar Bär einst in einem Interview.
Bislang mussten sie aber nie abends in Nippes oder Ehrenfeld rückwärts einparken. Freddy Schenk bezieht seine Dienstwagen laut Drehbuch aus dem Fundus sichergestellter Fahrzeuge, die einst zwielichtigen Gestalten gehörten. Zwei Jahre lang fuhren sie einen Lincoln Continental Mark IV, in „Streng geheimer Auftrag“ (1998) sitzen sie in einem Cadillac Eldorado.
Kultiger Pathologe als feste Größe
Todesursache? Uhrzeit des Todes? Oft bereichert der Pathologe Dr. Joseph Roth die Ermittlungen mit entscheidenden Hinweisen. Im richtigen Leben arbeitete Joe Bausch als Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl.
Dabei war sein Engagement für die Rolle eher dem Zufall geschuldet. „Eigentlich wollte die Produktion damals nur einige fachkundige Informationen für die Maske, die Ausstattung und die Regie haben. Meine Antworten waren so umfassend, dass man mich am nächsten Tag anrief und meinte: Es ist nur eine kleine Rolle, aber du würdest uns einen Gefallen tun, wenn du sie übernimmst“, erinnert sich Bausch.
Drehorte im Ausland – und sehr oft in Köln
Eine Auslandsreise nach Miami genehmigte der WDR für den ersten Kölner Tatort 1997, für die Folge „Manila“ ging es auf die Philippinen. Ansonsten kommt im Kölner Tatort sehr viel Köln vor, was am Hauptsitz des WDR liegt.
Für „Kaltes Herz“ entstanden einige Szenen im Historischen Stadtarchiv – und zwar wenige Tage vor dem Einsturz im März 2009. Für die Folge „Weiter, immer weiter“ (2018) wurde jedoch das Kölner Designhotel „The Qvest“ einfach nach Düsseldorf verlegt – das sorgte für reichlich Häme.
Zum Jubiläum zeigt das WDR-Fernsehen nochmals die erste Folge der Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk „Willkommen in Köln“ am Dienstag, 5. Oktober, 23.40 Uhr. Zuvor wird die Doppelfolge „Kinderland“ (20.15 Uhr) und „Ihr Kinderlein kommet“ (22.15 Uhr) gezeigt.