60 junge Filmschaffende haben jetzt ihren Bachelor an der Internationalen Filmschule in Köln gemacht.
25 Jahre ifsSo werden junge Filmschaffende in Köln ausgebildet

Szene aus dem Film „Sandmann“ mit Hauptdarsteller Madieu Ulbrich als Saam.
Copyright: Benedikt Pawils
Wie von tausend Teufeln gehetzt, eilt Saam (Madieu Ulbrich) durch die Küche einer Strandbar, gibt Kommandos und guckt, dass alles rund läuft. Obwohl es so aussieht, als habe er alles im Griff, wird im Film „Sandmann“ langsam klar, dass nichts so ist, wie es scheint. Saams Freundin ist verstorben, er hat es verdrängt, sich in Arbeit und die Manni geflüchtet. Professionell hat das Team um Regisseur Daniel Suarez-Wessel die Story verpackt. „Sandmann“ ist einer von 16 Filmen, mit denen die rund 60 Absolventinnen und Absolventen der Internationalen Filmschule (ifs) Köln ihr Studium jetzt abgeschlossen haben.

Szene aus dem Animations-Film „Cyclus“.
Copyright: Monika Luisa Schmitt
Man hat in dem Studium eigentlich alles in die Hand bekommen, was man so braucht.
Bei einem Branchentreff in der Schule und bei einem Screening im Cinedom zeigten die jungen Filmschaffenden ihre Produktionen. Dabei feierte die ifs auch ihr 25-jähriges Bestehen. Walid Nakschbandi, Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW, appellierte an ihre demokratische Verantwortung in der Kunst- und Medienwelt: „Wenn Ungerechtigkeit an die Tür klopft, ist es keine persönliche Entscheidung mehr, sich zu äußern.“
Womit beschäftigten sich die Abschlussfilme?
Ein breites Themenspektrum haben die Absolventinnen und Absolventen in ihren Abschlussfilmen umgesetzt. Die Genres reichen vom sozialen Drama über Coming-of-Age und Dramedy bis hin zu Thriller und Horror. Die Inszenierungen sind teilweise experimentell, teilweise eingängig.
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Regisseurin Marie Bagh drehte mit kleinen Kindern mit„Splitter“ eine feinfühlige, realistische und unaufgeregten Beziehungsstudie zwischen einer alleinerziehenden Mutter und ihrer sechsjährigen Tochter. Monika Luisa Schnitt und Maximilian Käppler ging es in ihrer Animation „Cyclus“ darum zu zeigen, wie Fantasiewesen ihren Egoismus überwinden. Aleksandr Kim, der aus Kirgistan stammt, stellte in „Mein Name Akim“ die, am eigenen Leib erfahrenen, Hürden als politischer Flüchtling dar.

Team des Films „Sandmann“ auf der Bühne im Cinedom.
Copyright: Heiko Specht
Hinter allen Produktionen steckt eine Menge Idealismus, Zeit und Engagement. 8000 Euro sowie die Technik steuert die ifs pro Film bei. Acht Abschlussfilmprojekte wurden von der Young Talent Foundation Berlin gefördert. „Wir haben von der Beatrix Lichtgen Stiftung und deren Geschäftsführer jeweils 5000 Euro erhalten", sagt „Sandmann“-Produzent Jakob Wissmeyer. Bei neun Drehtagen wurde von den 18.000 Euro der Fuhrpark, die Anmietung von Locations und das Catering bezahlt. Bei dem 29-Minüter „Sandmann“ arbeitete eine Crew von 54 Personen, die Schauspieler und 60 Komparsen unentgeltlich mit. Ohne Engagement und Idealismus geht es nicht.

Präsentation für Freunde, Familie und Team im Cinedom.
Copyright: Heiko Specht
Was haben die Absolventinnen und Absolventen gelernt?
Durchweg positiv ist das Resümee nach dreieinhalb Jahren Studium. Monika Luisa Schmitt hat visuelle Effekte studiert. Die VFX-Absolventin sagt: „Man hat in dem Studium eigentlich alles in die Hand bekommen, was man so braucht.“ Nick Julius Schuck, aus dem Fachschwerpunkt Kreatives Produzieren urteilt: „Es war ein guter Freiraum, um kreativ zu sein, Ideen anzugehen, aber auch um Fehler zu machen und aus diesen Fehlern zu lernen, um jetzt dann möglichst bereit zu sein für die Branche.“
„Das Studium hat uns ein Spielfeld geboten, um uns kreativ und technisch fortzubilden“, sagt Kameramann Benedikt Pawils. Marie Pauline Bagh, Absolventin des Fachschwerpunkts Regie, hat während ihres Studiums gelernt, welche Stärken sie mit in ein Projekt bringen kann und wer sie als Filmschaffende sein will. „Der Bachelor hat mir die Möglichkeit gegeben, aus meinen Ideen, Wünschen und Vorstellungen etwas Konkreteres zu machen. Vielleicht könnte man das eine filmische Handschrift nennen, die man nach und nach entwickelt hat.“ Neben den Schwerpunktkursen beinhaltet das Studium auch fächerübergreifende Seminare und Projekte. So haben die Studierenden die Möglichkeit, in andere Schwerpunkte reinzuschnuppern und ihre Interessengebiete zu erweitern.
Vielleicht könnte man das eine filmische Handschrift nennen, die man nach und nach entwickelt hat.
Zoe Lee Saba Krappen hat in ihrem Abschlussfilm „Medusa“ das Szenenbild gestaltet, zusätzlich schrieb sie mit Linus Krömer (extern) das Drehbuch und führte gemeinsam mit ihm Regie. Laut den Studierenden legt die ifs einen großen Wert auf praktische Erfahrung. Nicht nur bei den zahlreichen studentischen Produktionen. Krappen beispielsweise durfte in einer Hollywood-Produktion der „Tribute von Panem“-Reihe mitwirken.

Monika Luisa Schmitt studierte visuelle Effekte.
Copyright: Heiko Specht
Wie geht es jetzt weiter?
Es ist ein fließender Übergang zwischen Schule und Berufsleben, viele der Absolventinnen und Absolventen arbeiten bereits parallel an unterschiedlichen Projekten. Einige - vor allem die frisch gebackenen Produzenten - haben schon einen Vertrag mit einer Produktionsfirma. Bei anderen ist Idealismus und ein langer Atem gefragt. „Man muss jetzt erstmal das nehmen, was geht, wo man schreiben kann, ob das bezahlt wird, ist erstmal unwichtig“, meint Sylvia Sargisyan, Drehbuchabsolventin.
Zoe Krappen erzählt, dass die Zusammenarbeit im Team und die Co-Regie, eine tolle Erfahrung gewesen sei und auch ihrem Projekt sehr gut getan habe. „Ich finde es schön, sich ein wenig von dem Gedanken der Regiehoheit zu lösen und mehr in Richtung kollektives Arbeiten zu gehen.“ Marie Bagh erzählt, dass viele Menschen, die ihnen gratulieren, im selben Atemzug auch ein ‚Wappnet Euch‘ hinterherschieben würden, denn es werde nicht leicht, dieses Berufsleben. Sie schaut trotzdem optimistisch in die Zukunft und möchte sich und ihrer Arbeitsweise treu bleiben. Sylvia Sargisyan wünscht sich mehr Risikobereitschaft der Produktionsfirmen und Filmstiftungen, jungen Leuten auch eine Chance zu geben, sich zu beweisen. „Wir sind genauso gut, wir können gute Drehbücher schreiben und die Kamera genauso gut führen, wie Menschen, die schon ein paar Jahre in der Branche arbeiten.“

Zoe Krappen studierte Szenenbild.
Copyright: ifs
Was bietet die ifs?
Wer an der ifs Film im Bachelor studiert, darf sich auf einen der sieben Fachschwerpunkte bewerben. Drehbuch, Editing Bild und Ton, Kamera, Kreativ Produzieren, Regie, Szenenbild, VFX und Animation. Im Masterprogramm können Entertainment Producing und Film sowie drei englischsprachiger Master studiert werden. Die Abschlüsse an der ifs führen, dank der Zusammenarbeit mit der TH Köln, zu einem akademischen Abschluss.
Die ifs wird zum größten Teil durch das Land NRW und die Film- und Medienstiftung NRW getragen. Für das 7-semestrige Bachelorstudium fallen insgesamt 12.550 Euro Gebühren an. Es gibt die Möglichkeit, beim Förderverein der ifs ein zinsloses Darlehen zu beantragen, auch Stipendien sind möglich.
Alle zwei Jahre können sich Interessierte auf den Studiengang Bachelor of Arts Film im Wintersemester bewerben. Das zweistufige Bewerbungsverfahren besteht aus einer Online Bewerbung mit fachspezifischen Bewerbungsaufgaben und einer Aufnahmeprüfung.