J.D. Vance wollte ein entspanntes Wochenende in Vermont verbringen. Dazu kam es zunächst jedoch nicht.
„Geh in Russland Ski fahren“Proteste gegen J.D. Vance beim privaten Familien-Wochenende
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US-Vizepräsident J.D. Vance ist im Skiurlaub von Demonstranten empfangen worden. (Archivbild)
Copyright: dpa
In den USA regt sich seit einigen Tagen Protest gegen die Trump-Regierung, wenn auch bislang eher verhalten. Trotz des historisch einmaligen Agierens von Donald Trump und seinen Vertrauten ist bislang eine große Demonstrationswelle ausgeblieben. Trump ist erst seit dem 20. Januar im Amt, dennoch ist der Umbau der Bundesverwaltung in vollem Gange, außenpolitisch handelt Trump beispiellos.
Nach dem Eklat im Weißen Haus am Freitag allerdings, als Trump und sein Vize J.D. Vance den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor der Weltöffentlichkeit demütigten und hinauswarfen, scheinen immer mehr Amerikaner aus ihrer Schockstarre zu erwachen. Von den Demokraten gab es Widerspruch, und auch in der Bevölkerung mehren sich die Proteste. Dies bekam auch Vance in seinem Privatleben zu spüren.
J.D. Vance sorgt für Eskalation des Gesprächs mit Wolodymyr Selenskyj
Trump und Vance hatten den Präsidenten des angegriffenen Landes Ukraine niedergemacht und ihm mangelnde Dankbarkeit vorgeworfen. Nicht der russische Präsident Wladimir Putin wurde als Aggressor benannt, sondern Selenskyj vorgeworfen, mit seiner angeblich störrischen Haltung einen „dritten Weltkrieg“ zu provozieren. Dies glich einer Übernahme russischer Narrative.
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Insbesondere Vance hatte das Gespräch, das in weiten Teilen zunächst relativ harmonisch verlief, durch seine Wortbeiträge nach rund 40 Minuten angeheizt. Der Vizepräsident sprach von Respektlosigkeit seitens Selenskyjs. Dieser sei ins Oval Office gekommen, um zu versuchen, einen „Streit vor den amerikanischen Medien auszutragen“. Er zwinge in der Ukraine Wehrpflichtige an die Front. Der Ukrainer sei auf einer „Propagandatour“ unterwegs, stattdessen sollte er Trump besser dankbar sein. Daraufhin eskalierte der Termin vollends.
Im Anschluss an den Eklat erklärten sich einige Politiker der Demokraten mit Selenskyj solidarisch. Deren Vorsitzender im Senat, Chuck Schumer, schrieb im Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter: „Trump und Vance machen Putins Drecksarbeit.“
„Im Kreml knallen gerade die Sektkorken“, kommentierte der demokratische Senator von Maryland, Chris Van Hollen, das Geschehen ähnlich wie Schumer. „Wir können nicht zulassen, dass Präsident Trump die Geschichte umschreibt oder bewährte Partnerschaften mit Jahrzehnten der beidseitigen Unterstützung umstürzt“, erklärte der Fraktionschef der Demokraten im Senat, Dick Durbin. „Trump baut die Vereinigten Staaten in eine ultrarechte, autoritäre, wertefreie Oligarchie um, die auf einer Linie mit den Autokratien der Welt liegt“, kritisierte der stellvertretende Sicherheitsberater unter Ex-Präsident Barack Obama, Ben Rhodes.
Schumers Kollege im Repräsentantenhaus, der dortige Chef der Demokraten Hakeem Jeffries, nannte den Schlagabtausch „bestürzend“. „Schande. Schande. Schande“, nannte Hawaiis Senator Brian Schatz den Eklat zwischen Trump und Selenskyj. Laut der demokratischen Senatorin von Massachusetts, Elizabeth Warren, behandelt Trump „die Zerstörung einer Demokratie wie ein politisches Spektakel – er wirft die Ukraine den Wölfen vor und tut Putin einen Gefallen“.
Proteste gegen Vance in Vermont
J.D. Vance bekam am Wochenende darüber hinaus den Unmut der Bevölkerung zu spüren. Als der Vizepräsident mit seiner Familie weniger als 24 Stunden nach dem Termin im Weißen Haus zum Skifahren im Bundesstaat Vermont eintraf, wurde er von mehreren hundert Demonstranten empfangen.
Vance, der mit seiner Familie ins Sugarbush Resort bei Warren fahren wollte, wurde am Samstag in Waitsfield von einer 800 Meter langen Menschenmenge von Demonstranten begrüßt, die pro-ukrainische Schilder hochhielten. Auf den Transparenten wurde Vance als „Nazi“ und „Verräter“ bezeichnet. Teilweise forderten ihn die Demonstranten auf, „zum Skifahren nach Russland zu gehen“. Auf anderen Schildern stand: „Trump dient Putin“, „Theokratie ist nicht Freiheit“ und „Steht an der Seite der Ukraine.“ Einige Demonstranten kampierten sogar bei einem Skilift in der Nähe der Stelle, wo die Vances ihrer Meinung nach Ski fahren wollten.
Allerdings gab es auch Zuspruch von MAGA-Unterstützern (Trumps Wahlspruch ist „Make America Great Again“). So fuhren Pick-up-Trucks mit Flaggen die Hauptstraße in Waitsfield entlang, wie die „New York Post“ berichtet. Eine andere Gruppe von Gegendemonstranten geriet vor dem Sugarbush Resort in ein Wortgefecht mit Vance-Gegnern.
Der Sender Fox News berichtet, dass Vance mit seiner Familie ursprünglich geplant hatte, in einem Vier-Sterne-Hotel in der Nähe des Skigebiets zu übernachten, dann aber an einen unbekannten Ort umzog. Allerdings sei diese Entscheidung bereits vor den Protesten gefallen. Offenbar mussten aber Sicherheitskräfte eingreifen, um die Situation in Waitsfield zu entschärfen.
Die Proteste in Vermont waren laut US-Berichten bereits Anfang der Woche geplant worden, bekamen aber neue Dynamik durch die jüngsten Entwicklungen in Washington. (mit dpa)