Im kommenden Jahr möchte die Stadt Waldbröl mit mindestens drei neuen Stolpersteinen an die Schicksale jüdischer Familien erinnern.
StolpersteineWaldbröl möchte neue Mahnmale an der Kaiserstraße setzen lassen
Die Nazis zerstörten die Scheiben ihrer Schaufenster, dann wurden die Besitzer des Geschäftes an der Kaiserstraße 47 vor den Augen der Stadt misshandelt – und niemand griff ein. In der Pogromnacht des Jahres 1938 wurden in Waldbröler auch Meta und Hermann Bettelheiser Opfer der braunen Schergen. Noch im selben Jahr wurde das Ehepaar gezwungen, die Heimatstadt zu verlassen und nach Köln umzuziehen. Im Laufe des kommenden Jahres sollen im Gedenken an Meta und Hermann Bettelheiser Stolpersteine gesetzt werden.
Meta Bettelheiser wurde Recherchen der Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ und anderen Quellen zufolge im August 1885 in Ruppichteroth geboren und im Mai 1941 ins jüdische Ghetto nach Lodz (Polen) deportiert, im Mai 1942 soll die Frau im Vernichtungslager von Chelmno ermordet worden sein – 1955 wurde Meta Bettelheiser für tot erklärt.
Waldbröler Ehepaar Bettelheiser fand wahrscheinlich in Chelmno den Tod
Ihr Ehemann Hermann, geboren im Dezember 1877 in Laasphe, wurde 1941 ebenfalls nach Lodz gebracht und wohl am 6. Mai 1942 in Chelmno getötet. Eingelassen werden sollen die Steine in den Gehweg vor dem heutigen Haus 33 an der Kaiserstraße im Stadtzentrum.
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Das berichtete Christoph Thiel vom zuständigen Fachbereich im Waldbröler Rathaus jetzt dem Ausschuss für Kultur und Tourismus des Stadtrates, die Recherchen dafür seien bereits erledigt. „Neben dem Ehepaar Bettelheiser wohnten auch ein Neffe und zwei Nichten in dem Haus“, schilderte Thiel. So werde es für Fritz Gärtner, 1938 in Buchenwald ermordet, dort ebenfalls einen Stolperstein geben.
Die Schicksale von Hanni und Frieda Gärtner aus Waldbröl sind auch heute noch nicht geklärt
Das Schicksal der Nichten Hanni und Frieda Gärtner sei dagegen unklar: Auch die Schwestern sollen 1941 von Köln nach Lodz gebracht worden sein, auch sie wurden in späteren Jahren für tot erklärt. „Den Regeln zufolge erinnern Stolpersteine aber nur an Menschen, deren Schicksal aufgeklärt worden ist“, sagte Thiel mit Blick auf seine Recherchen in den Stadtarchiven von Waldbröl und Köln.
Sechs bis neun Monate dauert es, bis ein Antrag für solche Gedenksteine bearbeitet ist. Christoph Thiel: „Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal weltweit.“ Schöpfer ist der 74 Jahre alte Künstler Gunter Demnig, seit 1992 erinnern seine 9,6 mal 9,6 Zentimeter großen und zehn Zentimeter hohen Messingsteine an die Opfer der Gewaltherrschaft im Dritten Reich.
2018 wurden in der Stadt Waldbröl die ersten Stolpersteine verlegt
Zuständig für die Vergabe ist heute die „Stiftung – Spuren – Gunter Demnig“ in Alsfeld-Elbenrod. „Der Künstler selbst reist nur an, wenn in einer Stadt oder Gemeinde noch keine Stolpersteine liegen“, führte Verwaltungsmann Thiel aus.
In Waldbröl ist das nicht der Fall: Dort wurden am 25. Mai 2018 unter Altbürgermeister Peter Koester an der Querstraße und an der Hochstraße Stolpersteine ins Pflaster gebracht, sie erinnern an Hedwig und Albert Elias (Querstraße 9) sowie an Carolina, Hermann und Erich Salomon (Hochstraße 30).
Und weil damals schon lange feststand, dass die Kaiserstraße in großem Stil umgebaut werden würde, verzichtete die Stadt zunächst auf weitere Stolpersteine – was nun nachgeholt werden soll. Als Platz im Stadtbild gewählt werden dafür laut Stiftung „der letzte selbstgewählte Wohnort oder andere zu bestimmende Orte“. Ein Stein kostet 120 Euro. Aus den Reihen der Ausschussmitglieder kündigte Wastl Roth-Seefrid (SPD) an, dass alle Fraktionen im Stadtrat sicher dazu bereit seien, die Kosten für drei oder eben auch fünf Steine unter einander aufzuteilen.
Das Schicksal jüdischer Menschen in Waldbröl stand auch im Fokus des preisgekrönten Projekts „Von Katzen und Mäusen in Waldbröl – Antisemitismus in Waldbröl“ an der städtischen Gesamtschule.