Der SV SW Stotzheim hat seine Mannschaft aus der Kreisliga A zurückgezogen. Die Zukunft des Vereins ist offener denn je.
Nach Attacke auf SchiedsrichterSo geht es mit SW Stotzheim weiter
Stotzheims Saison endete am 14. Spieltag in der 75. Minute. Wenige Augenblicke zuvor hatte Schwarz-Weiß-Akteur Oliver Küpper Schiedsrichter Julien Kramer tätlich attackiert und geschubst. „Er ist nicht umgefallen, aber das muss er auch gar nicht. Er ist mit beiden Armen attackiert worden. Das ist eine Grenzüberschreitung“, sagte Wolfgang Vohsen, Vorsitzender des SV Schwarz-Weiß Stotzheim. Er rechnet mit einer Sperre von mindestens einem Jahr für seinen Spieler.
Aber ist der 21-Jährige dann überhaupt noch Spieler bei SW Stotzheim? Denn mit der Attacke auf den Unparteiischen war für Vereinschef Vohsen eine Grenze überschritten. In diesem Moment stand für ihn fest: Die Mannschaft wird zurückgezogen. „Ich habe sofort mit dem Trainer gesprochen. Er war natürlich enttäuscht, aber zeigte sich auch verständnisvoll“, so Vohsen: „Paulo Morgado hat viel für den Verein gegeben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Stotzheim: Trainer der Reserve springt ein, kann den Rückzug aber nicht verhindern
In der Tat. Morgado war zuvor Jugendtrainer und Coach der Reserve bei den Schwarz-Weißen, so etwas wie das letzte Fünkchen Hoffnung. Am 1. Juli stand Vohsen nämlich nach mehr als 16 überraschenden Abmeldungen praktisch ohne erste Mannschaft da. Es war eine Entwicklung, die er so nicht habe kommen sehen, so der Vorsitzende. Dass ein, zwei Spieler, unter anderem Kevin Viltz und Marco Bartusch, sich dem TuS Dom-Esch anschließen werden, war bekannt. Doch daraus folgte eine Fluchtbewegung, deren Dynamik dann nicht mehr aufzuhalten war. Also machte er kurzerhand die C-Klassen-Truppe zur A-Liga-Mannschaft.
Bereits nach wenigen Spielen war klar – dieses Team ist nicht tauglich für die höchste Spielklasse auf Kreisligaebene. Die Mannschaft aber machte viel richtig: Sie spielte fair und verlor – teilweise zweistellig – mit Anstand. Dann jedoch kam die Partie am zehnten Spieltag beim BC Bliesheim. Bis dahin lagen die Schwarz-Weißen in der Fairnesstabelle auf Platz zwei.
Kreisliga-A-Spiel gegen Dreiborn der traurige Höhepunkt
Doch dann nahm das Schicksal seinen Lauf. In Bliesheim sahen nicht nur der Trainer, sondern auch zwei Spieler die Rote Karte. Im folgenden Spiel gegen Weilerswist folgte der nächste Platzverweis. Die Partie gegen die Sportfreunde DHO musste schließlich wegen Spielermangels abgesagt werden. Und dann kam eben die Partie gegen Dreiborn mit dem traurigen Höhepunkt. Abbruch, moralische Selbstaufgabe, vorzeitiges Saisonende.
Der so stolze Dorfverein liegt am Boden. Das Ergebnis eines schleichenden Prozesses, der mit dem Rücktritt von Vohsens Bruder Norbert als Trainer seinen Anfang nahm. Weder Oliver Bosbach, noch Erich Rick, Karsten Schreiner oder Kurt Krüger blieben lange bei den Schwarz-Weißen. Entsprechend groß war auch die Fluktuation bei den Spielern, die das schwarz-weiße Trikot überstreiften.
„Du brauchst eigentlich einen großen Geldkoffer oder einen Trainer, der zahlreiche Spieler mitbringt“, so Vohsen. Beides birgt aber auch das Risiko, dass alles nicht nachhaltig ist. Geld weg gleich Spieler weg. Trainer, der Spieler mitgebracht hat, weg. Dann auch keine Mannschaft mehr.
Um etwas zu finden, das symbolisch für die Arbeit der Schwarz-Weißen in den vergangenen Jahren steht, muss man nur am Vereinsheim vorbeigehen. Dann blickt man auf den Naturrasen. Der wurde mit viel Geld und noch mehr Mühen in Eigenregie realisiert. Seitdem aber der von Beginn an schlecht konzipierte Aschenplatz in einen modernen Kunstrasen umgewandelt ist, verkommt der Rasen zu einem überdimensionalen Blühstreifen. Wären Bienen schwarz-weiß, sie würden sich in Stotzheim besonders wohlfühlen.
Roitzheim spielt in Stotzheim, Stotzheim tut es nicht
Und ausgerechnet dieser Platz wird nun ebenfalls in einem Kunstrasen umgewandelt – aus dem Topf des Wiederaufbaus nach der Flut, in Rücksprache mit dem SC Roitzheim dessen Heimspielstätte bei der Hochwasserkatastrophe total zerstört wurde.
Und dann ist da noch das Projekt von Wolfgang Vohsen und Detlef Küpper vom SC Wißkirchen. Beiden wollen die Kräfte bündeln, die Abteilungen zusammenlegen und einen neuen Verein gründen. Ob und wann das aber passiert, ist derzeit unklar. Und als wären die Sorgen nicht schon groß genug – im März 2024 stehen Vorstandswahlen an.
Vohsen wirkt im Gespräch mit dieser Zeitung angefasst, die vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen. Vielleicht auch die vergangenen Jahre. Es ist wohl nicht ganz undenkbar, dass er nicht mehr antreten wird. Es ist aber auch nicht ganz undenkbar, dass er als Vorbild vorangeht und den Karren aus dem Dreck ziehen will. Nach Informationen dieser Zeitung hat der Schwarz-Weiß-Chef Kontakt zu Ex-Trainer Kurt Krüger aufgenommen, um an einen Neuanfang in der Kreisliga B zu arbeiten.