Welcher Schuh passt zu welchem Läufertyp? Die Tester haben 17 Paar Herrenlaufschuhe von zehn Anbietern geprüft (Preise: 110 bis 135 Euro) - dabei waren Neutral- und Stabilitätslaufschuhe sowie ein Barfußlaufschuh. Die Gruppen unterscheiden sich vor allem in der Stützfunktion. Jeder Läufer hat entsprechend seiner Anatomie, seines Trainingszustands und Laufpensums unterschiedliche Anforderungen. Deshalb hat die Stiftung kein zusammenfassendes Test-Qualitätsurteil vergeben, sondern wichtige Aspekte wie dämpfende und stützende Eigenschaften für jeden Schuh beschrieben.
Die erste Frage, die sich vor dem Kauf stellt: Wie knickt meine Ferse beim Laufen ein - wenig oder stark? Knickt sie nur wenig nach innen ein, bezeichnen Orthopäden das als normale Pronation. Sie ist ein natürlicher Dämpfungsmechanismus zum Schutz des Körpers vor hohen Stoßbelastungen. Für Läufer mit normaler Pronation eignen sich Neu-tralschuhe, wenn keine anderen Fußfehlstellungen oder orthopädischen Probleme vorliegen. Wer beim Laufen dagegen stark nach innen einknickt - Überpronation genannt -, sollte es mit Stabilitätslaufschuhen probieren. Sie sollen den Fuß stützen. Eine zu starke Überpronation kann nach Meinung vieler Mediziner zu Überlastungsbeschwerden im Fuß, Knie oder in der Hüftregion führen.
Bei den Neutrallaufschuhen im Test ist die Stützfunktion bis auf eine Ausnahme gering oder mittel. 24 erfahrene Läufer, je zur Hälfte Normalläufer und Überpronierer, liefen im Praxistest mit jedem Schuh fünf Kilometer. So hatten alle Modelle am Ende 120 Kilometer auf dem Buckel. Die Läufer beurteilten sie nach dem Rundkurs detailliert. Ergebnis des Testmarathons: Mit den meisten Modellen kamen die Läufer gut zurecht. Einen Stabilschuh fanden sie sogar "sehr gut". Lediglich vier Schuhe bewerteten sie mit "befriedigend". Geht der Mensch, belastet sein Körpergewicht die Gelenke. Beim Laufen wirken zwei- bis dreimal höhere Kräfte. Stoßdämpfung schont die Fuß-, Knie- und Hüftgelenke. Sie ist bei den geprüften Laufschuhen sehr gering bis sehr ausgeprägt. Die von den Läufern am besten bewerteten Modelle haben eine ausgeprägte Dämpfung.
Wechsel nach 1000 Kilometern
Viele Anbieter empfehlen, die Schuhe nach etwa 1000 Kilometern auszutauschen. Die Tester prüften die Haltbarkeit im Labor, unter anderem die Scheuerbeständigkeit von Fersenfutter und Einlegesohle. Die Laufschuhe erwiesen sich meist als gut haltbar. Bei manchen hinterließ der Dauertest jedoch Blessuren. Drei Modelle zeigten deutliche Schwächen bei der Biegefestigkeit der Sohlen. Die Stiftung Warentest hat die zehn Anbieter gebeten, ihnen die Tore ihrer Produktionsstätten zu öffnen und Unterlagen zu Löhnen, Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und Umweltschutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Damit wollte sie die Unternehmensverantwortung ("Corporate Social Responsibility", kurz CSR) auf den Prüfstand stellen. Nur fünf Anbieter zeigten sich transparent: Adidas, Brooks, Reebok und Salomon, die ihre Schuhe in Asien produzieren lassen, sowie Lunge, der als einziger in Deutschland fertigt. Asics hat immerhin drei der vier Fragebögen beantwortet, die Fabriktore aber blieben verschlossen. Die Firmen Mizuno, New Balance, Nike und Saucony haben einen Blick hinter die Kulissen komplett verweigert.
Die Fabriken, die die Tester in Asien besuchen durften, haben sie positiv überrascht. Beim Umweltschutz sind die Verhältnisse besser als das, was sie in Deutschland gesehen haben. Vor allem die Arbeitsbedingungen in Vietnam und Indien haben die Prüfer beeindruckt. An einigen Stellen drückt der Schuh aber noch: So haben die Anbieter meist nur die Sohlenhersteller und die Konfektionäre, die den Schuh zusammensetzen, im Blick. Wie es weiter unten in der Lieferkette aussieht, wissen sie oft nicht. Problematisch sind auch die geringen Löhne, wodurch sich viele Arbeiter zu massiven Überstunden gezwungen sehen. Vier Unternehmen haben einen Blick hinter die Kulissen nicht gestattet. In China haben die Tester mit Fabrikarbeitern gesprochen, die Schuhe jener Unternehmen fertigen, die sich dem Test verweigert haben. Auch sie berichten teils von exzessiven Überstunden und geringer Bezahlung, vorenthaltenen Löhnen und Mängeln beim Gesundheitsschutz. Einige Arbeiter erzählten, dass sie weder kranken- noch unfallversichert seien. (td)