Queen-Sänger Adam Lambert im InterviewNoch ist die Rhapsody-Tour nicht abgesagt
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Adam, deine neuen Songs klingen so sexy wie nie. Was hast du dir dabei gedacht?
Ich wollte einen neuen Sound ausprobieren. Eine Mischung aus Funk, Rock und Soul war mein Ziel. Ich will mich ja nicht wiederholen, und habe in Sachen Pop, Dance und Electro schon ziemlich viel ausprobiert. Ich finde, zu mir passen alle möglichen Stile, ich bin nicht festgelegt. Mein größtes Anliegen war, ein Album aufzunehmen, das authentisch und ungezwungen wiedergibt, wo ich im Leben gerade stehe.
Ich bin so glücklich wie seit vielen Jahren nicht mehr. Ich vertraue mir selbst mehr und mehr, beruflich wie persönlich. Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich weiß, wer ich bin und was ich vom Leben will. Nenn' es Lebenserfahrung oder meinetwegen fortgeschrittenes Alter.
Im Video zu „Coming In Hot“ feierst du eine wilde Party. Ist das deine Art von Spaß?
Die Botschaft des Songs ist unmissverständlich: Verbindet euch, seid sinnlich und ein bisschen geil. Wenn ich feiere, mag ich es heiß und ausschweifend.
Wie verbringst du deine Freizeit sonst so?
Ich habe mein neues Haus umfangreich dekoriert. Ich habe außerdem einen Hund, mit dem ich gern spazieren gehe. Ansonsten treffe ich mich – normalerweise – mit Freunden zum Essen, gehe ins Kino, lebe ein recht normales Leben. Ich male auch gern. Mich künstlerisch zu verwirklichen, tut mir einfach sehr gut.
Ein anderer neuer Song heißt „Superpower“. Hast du selbst eine geheime Superkraft?
Wenn ich mir was aussuchen könnte, würde ich am liebsten fliegen können. Der Song soll dir eine riesige Ladung Energie ins Gesicht schleudern. Ich will, dass die Leute dazu tanzen und sich stark fühlen. Die Aussage ist: Wenn du in einer Situation bist, die dir nicht guttut, dann ändere sie, notfalls ändere dich selbst. Es geht darum, deine persönliche Stärke zu finden. Wenn du dich selber nicht mehr runtermachst, dann steigerst du dein Selbstvertrauen damit quasi automatisch.
Du hörst dich an, als wüsstest du, wovon du redest.
Ja. Vor ein, zwei Jahren hatte ich echt einen kleinen Hänger. Mir ging es nicht gut, und ich suchte nach etwas, ohne zu wissen, was das war. Im Nachhinein weiß ich, ich wollte wieder fühlen, lieben, etwas empfinden. Ich war ein bisschen taub und abgestumpft geworden. Mit Schuld daran sind diese kleinen Geräte, mit denen wir das Leben simulieren. Ich verteufele das nicht, nur wenn du die Balance zwischen dem virtuellen Leben und dem echten Leben verlierst, kann dich das sehr unfroh machen.
Welches Mittel hilft?
Mein Hund. Gassi gehen kannst du nicht online. Du musst vom Sofa runter und raus.
Hast du dich nicht im Internet in deinen neuen Freund, das Model Javi Costa Polo, verliebt?
Wir haben uns im Netz kennengelernt, das ist wahr, aber um uns zu verlieben, mussten wir uns natürlich schon auch persönlich treffen.
Du wirkst immer so extrovertiert. Hast du eigentlich auch eine schüchterne Seite?
Und ob! Früher litt ich regelrecht unter sozialen Phobien. Ich hatte Angst vor Menschen. Doch dann lernte ich es, vor Leuten aufzutreten und konnte meine Furcht abstreifen. Heute mache ich mich gerne nackig da vorne. Queen-Gitarrist Brian May nannte dich jüngst einen „geborenen Exhibitionisten“. Wenn Brian das sagt, ist das für mich ein Kompliment.
Ist das knifflig für dich, die Solokarriere mit der Tätigkeit als Sänger bei Queen zu vereinen?
Überhaupt nicht, das ist ein Traum. Mit Queen durfte ich dieses Jahr die Oscar-Verleihung eröffnen, was will ich mehr? Für mich sind das ohnehin nicht zwei verschiedene Karrieren. Das bin ja alles ich. Keiner der Pfade, auf denen ich unterwegs bin, kommt dem anderen in die Quere, im Gegenteil, sie ergänzen sich und bereichern mich.
Du hast dich bereits zu Beginn deiner Karriere vor zehn Jahren als schwul geoutet. Wie blickst du auf die Zeit zurück?
Mit Stolz. Als ich sagte, dass ich schwul bin, gab es noch keine Mainstreamkünstler am Beginn ihrer Karriere, die sich geoutet hatten. Es war ein Risiko, aber ich bin glücklich, dass ich den Mut hatte. Zehn Jahre später scheint es kein Abenteuer mehr zu sein, sich zu outen. Die Musikindustrie ist diesbezüglich gelassener geworden, und die Sexualität des Künstlers hält ihn nicht mehr davon ab, ein bunt gemischtes Publikum zu finden.
Queen + Adam Lambert „The Rhapsody“-Tour unter anderem am 26. Juni 2021 – Köln, LANXESS arena (Um ein Jahr verschoben)