Schloss Bensberg bis PetersbergIn diesen legendären Hotels wird Geschichte lebendig
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Auf dem Petersberg haben zwischen 1954 und 1999 Majestäten und Staatschefs logiert.
Die Geschichte des legendären Hotels im neobarocken Stil wird heute am Fuß des Berges im ehemaligen Wachhaus des Bundesgrenzschutzes erzählt.
Fünf Hotels rund um Köln und ihre Geschichte...
Königswinter – Die Lage ist exponiert – geradezu majestätisch, könnte man sagen. 336 Meter hoch über dem Rhein thront das Hotel Petersberg, mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Siebengebirge und ins Tal. Gekrönte Häupter und Staatsgäste haben dort logiert: von 1954 bis 1969 und von 1990 bis 1999, als das repräsentable Haus der Bundesregierung zur Unterbringung ihrer Staatsgäste diente. Auch heute beherbergt das luxuriöse Grand- und Spa-Hotel an derselben Stelle prominente Gäste – neben der „normalen“ zahlenden Kundschaft. Die Preise für sie beginnen bei 150 Euro pro Nacht.
Warum der Petersberg ein legendärer Ort ist
Dafür gibt es neben der Wahl zwischen Park- oder Rheinblick auch das Privileg eines legendären Ortes. Tatsache ist: Der Petersberg hat schon früh Begehrlichkeiten geweckt, vor allem in Köln. 1834 erwarb der Kaufmann Joseph Ludwig Mertens die Domäne, aus der seine Frau – die Bankierstochter und „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaaffhausen – einen Sommersitz und Treffpunkt für Romantiker wie August Wilhelm Schlegel und Ernst Moritz Arndt machte. Nach dem Tod des Hausherrn kauften die Kölner Brüder Paul und Joseph Nelles das Grundstück und errichten darauf einen Bau im Stil der deutschen Renaissance. Bis 1911 zog der Bonner „Zauberberg“ Publikum von Rang und Namen an. Mit der Pleite der Brüder Nelles und der Zwangsversteigerung ging das Anwesen 1912 in den Besitz der Unternehmerfamilie Mühlens über: der 4711-Dynastie, deren Kölnisch Wasser später zum Duft der Wirtschaftswunderjahre avancierte. Fabrikant Ferdinand Mühlens ließ das Haus zum neobarocken Kurhotel ausbauen. Der erste Staatsmann, der dort wohnte, war 1938 der britische Premierminister, Neville Chamberlain, der im Rheinhotel Dreesen mit Hitler über die Sudetenkrise zu verhandeln hatte.
Der erste Staatsgast war Haile Selassi
Mit Familie Mühlens setzte auf dem Petersberg eine fast sieben Jahrzehnte währende Kontinuität ein – soweit es die offiziellen Besitzverhältnisse betrifft. Die Entscheidung, das Hotel als Gästehaus zu vermieten, dürfte durchaus dazu beigetragen haben. Der erste Staatsgast, der nach dem Krieg erstmals wieder dort „rauf“ durfte, war 1954 der äthiopische Kaiser Haile Selassi. Elefanten vom Circus Hagenbeck säumten seinen Weg auf der Bonner Rheinbrücke. Der mit Abstand berühmteste Gast des Hotels unter Leitung des Breidenbacher Hofs in Düsseldorf hieß jedoch Queen Elisabeth II., die 1992 sogar ein zweites Mal dort vorliebnahm. Gegen Ende der 1960er Jahre allerdings büßte das Haus seinen Glanz zusehends ein. Und so dürfte es einiges an Aufwand gekostet haben, es im Mai/Juni 1973 für den vorerst letzten Gast, Leonid Breschnew, noch einmal zu öffnen. Dass der Generalsekretär der KPdSU bei diesem Besuch seinen silbergrauen Mercedes 450 SL Coupé (ein Geschenk der Bundesregierung) zu Schrott gefahren haben soll, gehört zu den Legenden, die sich nicht weiter an historischen Fakten stoßen. Breschnew ist mit dem Wagen beim Wenden in den Graben gerutscht, die Ölwanne war danach hinüber, das Auto nicht.
Eine ähnliche Fama verbindet sich mit der Geschichte des Petersberger Abkommens. Ob Konrad Adenauer sich tatsächlich eigenmächtig über das Protokoll hinweggesetzt hat, als er am 21. September 1949 das Besatzungsstatut von den Siegermächten entgegennehmen sollte, und dabei einfach zu den drei Hohen Kommissaren der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf den Teppich getreten ist, ist nicht so ganz sicher. Zuzutrauen wäre es ihm – in rheinischer Nonchalance.
Sei‘s drum: Besagte „Teppichszene“ ist heute ein Blickfang der Ausstellung „Schauplatz Petersberg – Erlebnisraum für Geschichte und Natur“. Die Geschichte des legendären Gästehauses wird auf rund 200 Quadratmetern und in fünf sechseckigen Waben erzählt: untergebracht im ehemaligen Wachhaus am Fuße des Berges. Dessen äußere Unscheinbarkeit gab aus guten Gründen nichts von der Hochsicherheitstechnik im Innern und der Besetzung durch Bundesgrenzschutz, (äußerer Objektschutz) und das Bundeskriminalamt (zuständig für Hotelräume und Personenschutz) preis. Mit Türen und Scheiben aus Panzerglas war es „bombensicher“ und mit eigenem Luftfilter sogar vor Giftgas geschützt. Dass auf das Thema Personenschutz so großer Wert gelegt wurde, erklärt sich aus der Zeit, als die Bundesregierung auf Drängen ihres damaligen Kanzlers Helmut Schmidt den Petersberg mit allen Gebäuden und dem gut 109 Hektar großen Gelände für 18,5 Millionen Mark von der Familie Mühlens kaufte.
Vom Wachhaus aus wird der Zugang kontrolliert
Dies war 1979, der „Deutsche Herbst“ mit der Ermordung Hanns Martin Schleyers und der Entführung der „Landshut“ gerade einmal zwei Jahre her. Die Lage des über eine kurvenreiche Straße erreichbaren Hotels empfahl sich damals vor allem als gut abzusichern. Von 1986 bis 1990 wurde das Bundesgästehaus neu gebaut. Damit zusammen entstand auch das Wachhaus, von dem aus die Zufahrt kontrolliert, das Gipfelplateau oder sogar der gesamte Petersberg gesperrt werden konnte.
Auf der Gästeliste der Jahre bis 1999 finden sich unter anderem Michail und Raissa Gorbatschow, Palästinenserführer Jassir Arafat, Boris Jelzin, US-Präsident Bill Clinton, Nelson Mandela und der Dalai-Lama. Gäste wie sie hatten auf dem Petersberg absoluten Vorrang. So gehörte für alle anderen zum Einchecken auch das Einverständnis, eventuell aus- oder umquartiert zu werden.
Diese Zeiten sind längst vorüber. Zwar steht auf dem Petersberg nach wie vor Deutschlands einziges Hotel in Staatsbesitz, doch die Bundesregierung hat dort kein Erstbelegungsrecht mehr. Geführt wird das Fünf-Sterne-Haus unter dem Dach des Unternehmens Deutsche Hospitality (vormals Steigenberger Hotel Group), das seit 2020 wiederum einer chinesischen Gruppe gehört. Durch den Umbau von 2017 bis 2019 für rund 40 Millionen Euro sind auch die spartanischen Zimmer für Chauffeure, Sicherheitspersonal und LKA-Beamte verschwunden. Geschichte ist Wandel, und das gilt so auch auf 336 Meter Höhe.
Wichtige Infos auf einen Blick
Die Ausstellung „Schauplatz Petersberg“ ist täglich geöffnet
Öffnungszeiten: Der Schauplatz Petersberg ist seit dem 22. Mai 2021 wieder geöffnet bis 1. November, täglich von 11 bis 17 Uhr. Im Winter gelten andere Öffnungszeiten.
Tickets: Ein Besuch ist mit Terminticket möglich, erhältlich über den Onlineshop von Schloss Drachenburg unter www.schloss-drachenburg.de
Eintritt: Erwachsene; vier Euro. Ermäßigt: zwei Euro. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.
Wege der Demokratie: Der Petersberg ist einer der Meilensteine auf dem Weg der Demokratie. In Bonn und Umgebung können insgesamt 64 Gebäude und Institutionen besucht werden, an denen entscheidende Weichen für den Aufbau der Bundesrepublik Deutschland gestellt und wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Weitere Infos unter www.wegderdemokratie.de.
Vier Hotels im Rheinland mit großer Geschichte
Berühmte Gäste, prunkvolle Gebäude, besondere Lage: Im Rheinland gibt es mehrere Hotels mit Historie. Vier Häuser, die man kennen sollte.
1.) Rheinhotel Dreesen - Das weiße Haus am Rhein
Das Rheinhotel Dreesen in Bad Godesberg-Rüngsdorf wurde 1893/94 mit schmucker, von Jugendstil inspirierten Fassade errichtet, seitdem mehrfach umgebaut und wird bis heute von der Rüngsdorfer Gastwirtfamilie Dreesen betrieben. Die Gästeliste zählt unter anderem Kronprinz Wilhelm, die Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg sowie in den 1920er Jahren Gustav Stresemann, Walter Rathenau, Charlie Chaplin, Hans Albers, Greta Garbo und Marlene Dietrich auf.
Adolf Hitler, der sich bei seinem ersten Besuch 1926 noch als „staatenloser Schriftsteller“ eingetragen hatte, ist danach noch häufiger dort eingekehrt. Im September 1938 verhandelte er dort mit dem – im Hotel Petersberg logierenden – britischen Premierminister Neville Chamberlain über die Sudetenfrage. Während der Zweiten Weltkriegs okkupierte das Nazi-Regimes das Hotel zu militärischen Verwendung. Im März 1945 bezog der US-amerikanische Oberkommandierende und spätere Präsidenten der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, dort Quartier.
1945 und 1946 stand das beschlagnahmte Haus britischen Truppen als Erholungsheim der Royal Air Force und kurzzeitig auch belgischen Streitkräften zur Verfügung und diente danach als Unterkunft für Vertriebene. In den ersten zehn Jahren der Bundesrepublik beherbergte es zahlreiche Diplomaten, bevor die meisten Staaten eine offizielle Botschaft mit eigener Residenz eröffneten. Das Rheinhotel Dreesen gehört heute der Kooperation Ringhotels an und ist nach dem pandemiebedingten Lockdown seit 1. Juni wieder geöffnet.
2.) Grandhotel Schloss Bensberg, Bergisch Gladbach – Fünf Sterne für die Region
Das im frühen 18. Jahrhundert erbaute Jagdschloss wird heute als Luxushotel genutzt und als eines der weltweit führenden Häuser in dieser Kategorie geführt. Von 1840 bis 1918 diente das Schloss als preußische Kadettenanstalt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dort eine Kaserne für Besatzungstruppen eingerichtet. Seit 1922 fand sich für das mittlerweile stark renovierungsbedürftige Schloss ab 1922 offenbar keine passende Verwendung.
Teile des riesigen Gebäudes wurden von der Gemeindeverwaltung Bensberg und von der Evangelischen Kirche genutzt. Zeitweise waren dort bis zu 41 obdachlose Familien untergebracht. Von 1935 richteten die Nationalsozialisten eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (im Volksmund auch Napola genannt) ein, die dort zehn Jahre bestand . Nach 1945 wurde es zunächst von amerikanischen, englischen und belgischen Besatzungstruppen genutzt und war von 1965 bis 1997 Sitz des belgischen Gymnasiums Koninklijk Atheneum Bensberg. 1997 wurde das ehemals fürstliche Jagdschloss für umgerechnet 75 Millionen Euro umfassend restauriert und zu einem Fünf-Sterne-Grandhotel mit 120 Zimmer umgebaut. Eigentümer ist die Generali Deutschland Lebensversicherung AG, Betreiber die Gruppe Althoff Hotels.
3.) Breidenbacher Hof Düsseldorf – Wo Udo Lindeberg das Handtuch schmiss
Die Adresse des Breidenbacher Hofes war schon immer erstklassig: zwischen der Königsallee und der Heinrich-Heine-Allee mit dem Hoteleingang auf der Theodor-Körner-Straße und grenzt direkt an die Altstadt. 1806 ersteigerte Wilhelm Breidenbach, der zuvor in der Altstadt eine Gaststätte betrieben hatte, das Grundstück, um darauf ein Grandhotel zu errichten. 1808 bis 1812 entstand ein erster klassizistischer Bau nach den Plänen des Architekten Adolph von Vagedes. Der Breidenbacher Hof galt Mitte des 19. Jahrhunderts als eine der besten Adressen der Stadt: Könige und Königinnen, Adelige, Politiker und Künstler stiegen dort ab. Die von zahlreichen Besitzerwechseln und Umbauten bestimmte Geschichte des Hauses war turbulent, nicht immer ganz so glamourös und erinnert mitunter an Monopoly.
Zwischenzeitlich gehörte das Hotel der Bank. Am Pfingstsamstag 1943 wurde der Breidenbacher Hof bei einem Bombenangriff völlig zerstört, und anschließend unter der Leitung von Georg Linsenmeyer nach Plänen von Emil Fahrenkamp am 15. August 1950 wieder eröffnet. In den 1970er Jahren gingen Filmstars wie Peter Ustinov, Curd Jürgens und Hans Albers im Breidenbacher Hof ein und aus.
Heute gehört der zu Beginn der 2000er Jahre aufgrund seiner schlechten Bausubstanz abgerissen und in drei Jahren neu gebaute Breitenbacher Hof der Pearl-oft-Kuwait-Gruppe und wurde am 19. Mai 2008 als Haus der „West Paces Hotel Group“ unter der Luxusmarke Capella wiedereröffnet. Mit der Geschichte des Hauses verbindet sich ein Name, den man vielleicht nicht direkt im Kopf hätte: Im Alter von 16 Jahren begann Udo Lindenberg dort eine Lehre. Die allerdings endete alsbald mit der fristlosen Kündigung.
Die Premiumlage ist allein schon ein Bonus für sich unter den Hotels der Luxuskategorie in der Region. Geschichte hat das Fünf-Sterne-Haus ebenfalls im Portfolio. Am 16. Mai 1863 eröffnete Carl Ernst – „Königlicher Hofrestaurateur am Centralbahnhof“ – das Haus im Stadtzentrum und verkaufte es nach nur acht Jahren an Friedrich Kracht. Im Besitz seiner Familie hat das „Hotel Ernst“ historisch turbulenten Jahre erlebt. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es vom 6. Dezember 1918 an für sieben Jahre zum Hauptquartier der Britischen Truppen. Nach deren Abzug am 31. Januar 1926 musste das Haus von Grund auf renoviert werden. Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Hotel von größeren Kriegsschäden verschont, sodass sich im März 1945 vorübergehend amerikanische Soldaten dort einquartierten, die das Mobiliar beschädigten und den Spirituosen- und Weinvorrat dezimierten. Anschließend wurde das Hotel bis 1948 von der britischen Militärverwaltung beschlagnahmt. Von März 1950 an beherbergte das Hotel als die diplomatische Mission der Türkei am Regierungssitz Bonn, die im Juli 1952 endgültig nach Bonn umzog.
Heute verfügt das Hotel über 142 Zimmer (davon 34 Suiten) auf sechs Etagen. Das Kölner Excelsior gehört heute wie auch der Breidenbacher Hof in Düsseldorf zur Allianz „The Leading Hotels of the World“ und ist Mitglied der Selektion Deutscher Luxushotels.
In allen genannten Hotels herrscht normaler Betrieb, auf gewissen Strecken kann es aufgrund der Überschwemmungen sowohl mit der Bahn als auch mit dem Auto eventuell zu Rückstau kommen oder Umleitungen eingerichtet sein.
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