In Teil 2 unserer Serie gibt Masih Samin Tipps, wie Sie mit Ihrem Hund den Rückruf üben und wie er gerne zu Ihnen zurückkommt.
Serie mit Hunde-Therapeut Masih SaminWie bringt man einem Hund den Rückruf bei?
Zu den häufigsten Sorgen von Hundehaltern gehört mit Sicherheit der Rückruf, das haben uns auch viele Leserinnen und Leser geschrieben. Vor einiger Zeit hatten wir in dieser Zeitung dazu aufgerufen, uns Ihre typischen Problemsituationen mit Hunden zu schicken, die wir dann mit dem Kölner Hunde-Verhaltenstherapeuten Masih Samin besprechen. Die fünf häufigsten Probleme und ihre Lösungen stellen wir wochenweise in dieser Serie vor. Nicht jedes Problem lässt sich allerdings ganz einfach in einem Artikel oder Video klären. Viele sind so individuell, dass eine längere persönliche Beratung nötig ist. In den Folgen geht es auch nicht um reine Hundeerziehung, sondern um ein entspannteres Zusammenspiel von Mensch und Tier.
„Eigentlich hört er ja“
Zu den meistgenannten Problemen gehört auf jeden Fall der Rückruf. Ist der Hund ohne Leine unterwegs und erkundet gerade das Gebiet, hat er meist wenig Lust, seine Tour abzubrechen und zu seinem Halter oder seiner Halterin zurückzukommen. Noch schwieriger wird es, wenn er gerade mitten in einem wilden Spiel mit anderen Hunden ist. Auch Hunde-Verhaltenstherapeut Masih Samin kennt dieses Problem von seinen Klientinnen und Klienten: „Meistens wird gesagt: Eigentlich hört er ja. Aber was ist mit den anderen Malen?“ Der Rückruf des Hundes sollte zuverlässig funktionieren.
Auf der Hundewiese oder anderen Freilaufflächen sind schließlich auch viele Menschen unterwegs, die Hunde nicht so mögen oder vielleicht sogar Angst vor ihnen haben. Der Rückruf ist auch dann wichtig, wenn eine Gefahrensituation droht – und sollte auch darüber hinaus zuverlässig funktionieren.
Wie bringt man einem Hund den Rückruf bei?
Damit der Hund zuverlässig zu seinem Menschen zurückkehrt, sollte man den Rückruf am besten schon von klein auf üben. Zu Masih Samins Leitsätzen gehört, dass man nichts von einem Hund verlangen kann, was man ihm nicht vorher beigebracht hat.
Zudem ist es wichtig, regelmäßig mit dem Hund zu trainieren. „Es ist wie bei uns Menschen mit dem Fremdsprachenunterricht in der Schule. Wer spricht von uns schon noch das, was wir damals gelernt haben? Für den Hund ist es noch schwieriger, uns zu verstehen, da es sich nicht nur um eine fremde Sprache, sondern auch noch um eine fremde Spezies handelt“, macht Masih Samin klar.
Weitere Teile der Serie im Überblick
Der Hund muss den Menschen sehen können
Damit der Rückruf besser funktioniert, ist es zunächst wichtig, eine einladende Stimme zu haben. Samin: „Bemühen Sie sich, nicht den Ton zu verfälschen und nicht mit Ärger oder negativer Aufregung in der Stimme zu rufen, weil Sie Angst haben.“
Weil der Hund nicht so deutlich sehen kann wie Menschen, ist es wichtig, sich für ihn sichtbar zu machen. „Wir sehen auf der Wiese jeden Grashalm scharf, für den Hund ist die Wiese eher eine Art Teppich, aus dem der Mensch herausstechen muss“, erklärt Masih Samin. Stehen Sie also aufrecht und bewegen Sie sich, nicht still stehen bleiben. Noch besser kann der Hund sich orientieren, wenn Sie zusätzlich den Arm heben oder winken. Anschließend rufen Sie laut und deutlich den Namen des Hundes. Am besten übrigens nur einmal und nicht mehrere Male hintereinander.
Mit Lob und Leckerli kommt der Hund lieber zum Menschen zurück
Sehr wichtig ist dabei, dass der Hund das Zurückkommen mit etwas Positivem verknüpft. Deshalb sollte man ihn, wenn möglich, nicht direkt anleinen, sondern stattdessen loben oder auch mit einem Leckerli belohnen. „Er soll ja gerne zu mir kommen!“, erklärt Samin. Wichtig ist allerdings, dass das Leckerli nur eine zusätzliche Belohnung ist und niemals zum Locken verwendet wird, der Hund also nicht nur deswegen kommt. Damit der Hund sich bei ihm gut fühlt, macht Masih Samin einen Schritt nach hinten, wenn er vor ihm steht oder sitzt, so hat der Hund genug eigenen Freiraum.
Damit der Hund die Rückruf-Prozedur dauerhaft positiv abspeichert, sollte er möglichst einige Male anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden. So lernt er, dass es nicht automatisch zurück an die Leine geht, wenn er zu seinem Menschen läuft. Masih Samin ist allerdings sehr wichtig, dass der Hund nicht sofort wieder abzieht, nachdem er sich das Leckerli abgeholt hat, sondern dass er so lange sitzen bleibt, bis der Mensch ihm wieder das Frei-Signal zum Laufen gibt. Sein Tipp zum Üben: Den Hund mit einem zweiten Leckerchen zunächst bei sich behalten und dann ein drittes Stück wegwerfen und damit ein Frei-Signal geben.