Mehr als 4,3 Millionen Singles sollen bei ElitePartner auf der Suche sein, eDarling prahlt sogar mit mehr als 13 Millionen Mitgliedern - europaweit. Und bei Parship verliebt sich angeblich alle elf Minuten ein Single. "Kostenlos anmelden und losflirten", versprechen Friendscout24 und Neu.de. Die kostenlose Mitgliedschaft ist allerdings etwa so viel wert, wie der Besuch einer Disko, in der man das Treiben nur durch eine Glasscheibe beobachten darf. Wer Kontakt zu anderen Singles aufnehmen will, muss bei den meisten Partnerbörsen zahlen. Die Tester haben sechs Singlebörsen und fünf Partnervermittlungen im Netz geprüft.
Testsieger: Am besten schnitten die beiden Singlebörsen Friendscout24 und Neu.de ab. Sie kommen aus demselben Hause und kooperieren auch miteinander. Eine dreimonatige Mitgliedschaft kostet jeweils 60 Euro. Einen kostenlosen Service bietet Finya.
Bei den Partnervermittlungen liegen Parship und ElitePartner vorn, die zum Finanzinvestor Oakley gehören. Wer einen Vertrag schließt, zahlt bei Parship 359 Euro für ein halbes Jahr, das ist die Mindestlaufzeit, bei ElitePartner 210 Euro für drei Monate.
Ergebnisse aus dem Heft "test" der Stiftung Warentest, Ausgabe Februar 2016
Wie funktionieren Singlebörsen?
Sie sind eine moderne Variante der Anzeigenseiten in Zeitungen. Das Mitglied legt ein Profil mit Fotos, persönlichen Angaben und einer Selbstdarstellung an. Über die Suche kann jeder nach passenden Partnern Ausschau halten. Die Teilnehmer sind an einer festen Bindung, an Flirts oder Freundschaften interessiert. Die Dienste fast aller Singlebörsen kosten Geld, nur eine ist komplett gratis.
Was ist der Unterschied zu Partnervermittlungen?
Diese versprechen, so etwas wie eine Glücksformel zu kennen. Natürlich ist sie streng geheim. Anhand der Formel wollen sie passende Partner zusammenbringen. Grundlage ist ein Persönlichkeitstest, den jeder ausfüllen muss. Daraus entstehen Profile, die mit Hilfe besagter Formel verglichen werden, englisch Matching genannt. Im Unterschied zu Singlebörsen, wo jeder jeden kontaktieren kann, sind Mitglieder der Partnervermittlungen auf das Portal angewiesen, das angeblich passende Partner vorschlägt. Der Service ist deutlich teurer, aber kaum erfolgversprechender, wie die Testergebnisse zeigen.
Wie wurde getestet?
Die Tester haben fünf virtuelle Singles bei den elf geprüften Börsen und Partnervermittlungen angemeldet: je zwei Frauen und Männer mit offener und konservativer Persönlichkeit sowie einen konservativen homosexuellen Mann. Da sucht etwa eine 35-jährige Frau mit Kinderwunsch, auf Sicherheit bedacht, nach einem Partner. Ein erfolgreicher, kreativer Mann, 55 Jahre, ist offen für Neues. Fotos und zur Anmeldung notwendige Daten stammten von realen Personen. Sonst hatten sie nichts mit den fiktiven Testern zu tun.
Mit den Daten und Persönlichkeitsmerkmalen der virtuellen Tester legte die Stiftung Warentest bei jedem ausgewählten Portal fünf Profile an, beantworteten bei den Partnervermittlungen die Fragen der Persönlichkeitstests und schlossen jeweils einen Vertrag ab, insgesamt 55. Nach der Testphase wurden alle Verträge gekündigt und die Löschung der Profile veranlasst. Die Partnervorschläge der Partnervermittlungen ließen die Tester von zwei psychologischen Fachgutachtern darauf prüfen, ob sie zum Charakter und den Wünschen der fiktiven Singles passten. Bei den Singlebörsen bewerteten sie, ob die Suchergebnisse mit den eingegebenen Kriterien übereinstimmten. Um den realen Mitgliedern keine falschen Hoffnungen zu machen, nahmen die "Tester" nie Kontakt auf. Anfragen von Mitgliedern der Börsen wurden mit Ausreden wie kranke Mutter oder Zeitknappheit abgewiesen.
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Wie groß war die Resonanz?
An Singles, die einen Partner suchen, herrscht kein Mangel. In allen untersuchten Onlinebörsen gab es zahlreiche Suchergebnisse beziehungsweise Partnervorschläge. Den größten Zuspruch bekam die 35-jährige konservative Frau, den geringsten der homosexuelle Mann. Wer einen Partner des gleichen Geschlechts sucht, ist bei den getesteten Portalen meist an der falschen Adresse. Besonders gering war die Resonanz bei Finya, Single.de und AcademicPartner. Die Passgenauigkeit der Suchergebnisse und Vorschläge war - zumindest der Papierform nach - recht gut. Grobe Schnitzer wie falsches Alter, falsche Körpergröße oder falsche Region unterlaufen den getesteten Börsen kaum.
Wie hoch sind die Kosten?
Alle Portale locken mit kostenloser Anmeldung. Zum Ziel kommt man damit aber kaum. Interessenten können sich zwar umsehen, die Kontaktmöglichkeiten sind aber begrenzt. Wer mit anderen uneingeschränkt korrespondieren will, muss einen Premium-Vertrag abschließen. Bei Singlebörsen kostet er für drei Monate ab 45 Euro, bei Partnervermittlungen ab 180. Komplett kostenlos ist die Singlebörse Finya, die sich durch Werbung finanziert. Wer Partnervermittlungen umfassend nutzen will, muss immer zahlen.
Wie sind die Bedingungen?
Wenn ein Vertrag geschlossen wird, kommt das Kleingedruckte ins Spiel. Die Stiftung hat die Geschäftsbedingungen der Anbieter juristisch prüfen lassen. Auffällig: Alle verlangen Vorkasse.
Das hat mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch zu tun. Paragraf 656 regelt, dass Honorare für die Partnervermittlung nicht einklagbar sind. So kassieren sie eben vorher. Kunden können den Onlinevertrag aber innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Der Anbieter Zoosk verschleiert im Kleingedruckten die Rechtslage: Er will seinen Kunden bei einer Kündigung nichts von der geleisteten Vorkasse zurückzahlen. Die entsprechenden Klauseln sind unzulässig. (td)