Der Guide Michelin hat das Kölner Restaurant „Sahila“ von Julia Komp mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Das „Maître“ im Landhaus Kuckuck von Erhard Schäfer verliert dagegen seinen Michelin-Stern.
Guide Michelin in KölnEin Michelin-Stern für das „Sahila“ von Julia Komp
Die Ansage hätte klarer kaum sein können, als Julia Komp im Januar 2022 ihr erstes eigenes Restaurant eröffnete. „Sahila“ heißt es, was übersetzt etwa so viel bedeutet wie „Anführerin der Sterne“. Auch wenn Komp es zu diesem Zeitpunkt noch nicht so deutlich aussprechen wollte - das Ziel der ehemals jüngsten Sterneköchin Deutschlands konnte eigentlich kein geringeres sein als eine Sterne-Bewertung im Guide Michelin. Keine anderthalb Jahre nach der Eröffnung geht der Traum in Erfüllung. Der international führende Gastro-Ratgeber hat Julia Komp und ihr Gourmet-Restaurant am Dienstag in Karlsruhe mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. „Darauf haben wir hingearbeitet. Dass es nun geklappt hat, ist eine riesige Erleichterung für uns“, freut sich Komp. „Das ist die größte Belohnung, die es gibt.“
Sieben Jahre nach ihrem ersten erkochten Stern im Schloss Loersfeld in Kerpen hat sie die begehrte Auszeichnung wieder zurück. Komp ist erst die zweite Kölnerin überhaupt mit einem Michelin-Stern. Sonja Baumann hält die Auszeichnung im „Neobiota“ gemeinsam mit Erik Scheffler seit 2018.
Besonders ist das Sahila vor allem, weil es ein Stück weit auch die Geschichte der Inhaberin und Küchenchefin erzählt. 14 Monate war Komp auf Weltreise und sammelte Inspirationen für ihr erstes eigenes Restaurant. Asien und der Orient faszinierten Komp dabei ganz besonders. Und so entstand das Konzept für das Sahila, bei dem die fünf, sechs oder sieben Gänge des wechselnden Menüs jeweils für ein Land repräsentieren und in der Summe eine kulinarische Reise um die Welt ergeben.
„Sahila“: Julia Komp sammelte Inspiration auf ihrer Weltreise
Dabei orientiert sich Komp sowohl an der Gourmet-Küche der jeweiligen Länder, greift aber gerne auch mal Streetfood-Gerichte oder ihre Eindrücke aus familiengeführten Restaurants aus aller Welt auf. Teil des aktuellen Menüs ist etwa der indische Snack Pani Puri, kleine und knusprige Teig-Bällchen. Weitere Stationen der Weltreise sind unter anderem Peru, Japan, Äthiopien, Sri Lanka oder Vietnam.
„Das ist mittlerweile unser achtes Menü. Jedes Menü ist immer noch ein Stückchen besser geworden“, meint Komp. Auch die Abläufe hätten sich stetig verbessert. Noch immer seien viele Ideen für neue Gänge da, auch ihr Team habe noch jede Menge Ideen. „Ohne mein tolles Team würde gar nichts gehen“, bedankt sich die Köchin.
Alle Lebensmittel stammen aus artgerechter Haltung. Einige der Produzenten hat Komp auf ihrer Reise persönlich kennengelernt. Ebenfalls ein Ergebnis der Reise sind ein eigenes Olivenöl, eine Kaffeemischung, ein Gewürzset und ein Kochbuch. Im gleichen Gebäude wie das „Sahila“ betreibt Komp mit ihrem Partner Yunus Özananar die orientalisch geprägte „Yu*lia Mezze Bar“ mit vielen kleinen Gerichten zum Teilen.
Während in der Innenstadt künftig ein neuer Stern am Kölner Gastro-Himmel glänzt, verschwindet ein anderer im Westen der Stadt. Für das „Maître“ im Landhaus Kuckuck hat es in diesem Jahr nicht für eine erneute Sterne-Bewertung gereicht.
Erhard Schäfer verliert Michelin-Stern des „Maître“
Als „Großmeister der kulinarischen Klassik“ bezeichnete der Guide Michelin Küchenchef Erhard Schäfer noch in seinem Kommentar zur Auszeichnung im vergangenen Jahr. Klassiker wie „Tournedo Rossini“, Rinderfiletschnitten mit einer Scheibe gebratener Gänsestoffleber, zeigten, „dass Erhard Schäfer ein Koch alter Schule ist, der aber dennoch offen ist für wohldosierte moderne Einflüsse“. Auch die „sehr guten“ Fonds und Saucen hoben die Tester 2022 noch hervor.
Als „Großmeister der kulinarischen Klassik“ bezeichnete der Guide Michelin Küchenchef Erhard Schäfer noch in seinem Kommentar zur Auszeichnung im vergangenen Jahr. Klassiker wie „Tournedo Rossini“, Rinderfiletschnitten mit einer Scheibe gebratener Gänsestoffleber, zeigten, „dass Erhard Schäfer ein Koch alter Schule ist, der aber dennoch offen ist für wohldosierte moderne Einflüsse“. Auch die „sehr guten“ Fonds und Saucen hoben die Tester 2022 noch hervor.
„Maître“: „Vielleicht ist das der Zahn der Zeit“
„Vielleicht ist das der Zahn der Zeit, dass die Klassik nicht mehr so geschätzt wird“, vermutet Schäfer. „Ich werde aber trotzdem weiter für die Klassik stehen. Mit gutem Fisch, einer leckeren Soße und anständigen Beilagen.“ Und möglicherweise, hofft Schäfer, werde sich der Trend hin zu immer moderneren Konzepten auch wieder umkehren. Dass die Klassik wieder mehr Wertschätzung bekomme, sei beispielsweise schon in Frankreich zu beobachten.
Der Stern am Sportpark Müngersdorf war jahrelang einer der wenigen Kölner Dauerbrenner in der ersten Liga der Kölner Spitzenrestaurants. 2010 verlieh der Guide Michelin die Auszeichnung erstmals ans „Maître“, das in einem Seitentrakt des Landhaus Kuckuck zu finden ist. Einen Stern erkochte Erhard Schäfer auch zuvor schon seit 1999 im „Börsenrestaurant Maître“ in der Innenstadt, das 2009 dem Umbau des IHK-Gebäudes zum Opfer fiel.
Guide Michelin: Zwölf weitere Kölner Restaurants behalten ihren Stern
Zwölf Kölner Sterne-Restaurants haben ihre Bewertung bestätigt. An der Spitze stehen die beiden Zwei-Sterne-Restaurants „Ox & KIee“ von Daniel Gottschlich und das „Le Moissonnier“ von Vincent Moissonnier, das Ende Juni schließen wird. Mit einem Stern bewertet der Gastroführer erneut die Restaurants „La Cuisine Rademacher“, „Pottkind“, „Zur Tant“, „Alfredo“, „Astrein“, „La Société“, „Maibeck“, „Maximilian Lorenz“, „Neobiota“ und „Taku“.