Vom Bulli-Motel zur besten Fischbude10 Lieblingsorte und Tipps an der Nordsee-Küste

Sehnsucht nach der Nordsee...
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- Kennen Sie Helgoländer Knieper oder die sprechenden Grabsteine auf Föhr?
- Wir haben uns in der Redaktion umgehört und unseren Kollegen zehn Lieblingsorte an der Nordsee entlockt.
- Unsere Empfehlungen für den nächsten Nordsee-Trip.
Wer einmal dort war, kommt nicht wieder los von ihr: Die Nordsee macht uns süchtig. Was löst diese Sehnsucht in uns aus? Das Meer? Die Weite? Die Luft? Alles zusammen! Langweilig wird’s an der Nordsee jedenfalls nie. Mal begrüßt sie uns lieblich und sonnig, mal bläst uns der Wind ins Gesicht und die Lippen schmecken nach Salz. Wir haben uns in der Redaktion umgehört und unseren Kollegen zehn Lieblingsorte entlockt. Von der besten Fischbude auf Sylt bis zum Wattmuseum in Tönning.
Das Wattenmeer ist Unesco-Weltnaturerbe und immer wieder einen Besuch wert. Kennen Sie Helgoländer Knieper, eine Delikatesse aus den Scheren des Taschenkrebs oder die sprechenden Grabsteine auf Föhr? Lesen Sie hier zehn Geheimtipps und Lieblingsorte an der deutschen Küste.
1. Sonnendeck in Dangast

Ein Sundowner in der Strandbar in Dangast ist ein Muss.
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Dangast ist ein Rentnerparadies: Mit dem alten Kurhaus, das mit fabelhaftem Rhabarberkuchen, einem Pott Filterkaffee und den riesigen Sprossenfenstern aufwartet. Der Spazierroute, die direkt am Wasser entlang führt. Der traditionellen Fischbude. Dangast ist auch ein Kinderparadies: Mit dem riesigen Spielplatz hinter dem Deich. Dem Schwimmbad samt Außenanlage. Dem Strand, an dem man Sandburgen bauen kann. Dangast ist aber kein Hipsterparadies. War es zumindest viele Jahre lang nicht.
Bis vor neun Jahren das „Sonnendeck“ aufmachte – und ein kleiner Teil von Dangast sich vom betulichen Kurort in einen gemütlichen Beachclub verwandelte. Im „Sonnendeck“ fläzt man sich zu guter Musik in einen Liegestuhl oder auf eine der Pallettenbänke. Man bestellt Fritz Cola, Latte Macchiato oder Himbeer-Spritz. Dazu snackt man eine Portion Süßkartoffelpommes. Und die Füße vergräbt man natürlich im weichen Sand, während der Blick an den Palmen vorbei Richtung Wattenmeer schweift.
Ein Nachmittag im Sonnendeck fühlt sich an wie ein Tag Urlaub an einem weit entfernten Ort. Dabei fährt man von Köln aus nur dreieinhalb Stunden bis hierher. In der nächsten Saison wechselt das Sonnendeck den Besitzer und heißt dann „Pricke“. Hoffen wir mal, dass sich außer dem Namen nicht allzu viel ändert.
VON ANGELA SOMMERSBERG
2. Zum alten Fährhaus in Wrohm

Einkehren im „Zum alten Fährhaus" an der Eider.
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Am Eidersperrwerk bei Tönning mündet die Eider, der längste Fluss Schleswig-Holsteins, in die Nordsee. Doch so imposant der Mündungstrichter der Eider sein mag: Die eigentliche Natur des gemächlich quer durch Schleswig-Holstein mäandernden Flusses erfasst der Besucher viel besser, wenn er sich aufs Rad oder ins Auto setzt und ein Stück landeinwärts fährt.
Und so eine Landpartie lässt sich wunderbar verbinden mit einem Stopp am Alten Fährhaus in Wrohm, etwa auf halber Strecke zwischen der Dithmarscher Kreisstadt Heide und Rendsburg. Das Hotel-Restaurant direkt an der Eider bietet bodenständige kräftige Küche zu fairen Preisen.
Zu empfehlen sind natürlich Fischgerichte wie der Eider-Zander oder -Aal, serviert im Weckglas, aber auch andere deftige Gerichte wie die Dithmarscher Rinderrouladen. Wer nur eine Kleinigkeit essen will, ist mit den Kartoffelvariationen, die mit Sour Cream und Käse serviert werden, sehr gut bedient. Ach ja, und bevor wir es vergessen: Wer zum Kaffee kommt, kann unter einer Vielzahl an Obstkuchen und Sahnetorten auswählen , den Blick auf die Eider genießen und dabei dann den vorbeiziehenden Seglern und Kanuten zuschauen.
VON PETER SEIDEL
3. Wildnis in Helgoland

Wildes Helgoland
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Helgoland – Deutschlands einzige Hochseeinsel – liegt mitten in der Deutschen Bucht gut 70 Kilometer vom nächsten Festland entfernt. Das heißt, da kommt man nicht mal eben vorbei – da muss man hin wollen. Das Gute ist: Da ist es atemberaubend wild und schön und exotisch und, ja, gemütlich. Man sollte dort unbedingt hin.
Schon die Anreise ist ein Erlebnis: Im Sommer fahren Schiffe aus Hamburg, Cuxhaven und Wilhelmshaven die Insel an; das dauert. Passagiere werden meist von den kleinen, aber hochseetauglichen Börtebooten am Schiff abgeholt. Oder man fliegt – ein paar mal täglich starten kleine Maschinen von Cuxhaven oder Heide/Büsum und landen nach 20 Minuten auf der Düne der kleinen Strandinsel, die eine Sturmflut 1721 von der felsigen Hauptinsel abgetrennt hat.
In den Restaurants empfiehlt sich Helgoländer Knieper, eine Delikatesse aus den Scheren des Taschenkrebs; die Einkäufe sind steuerfrei und die lange Anna, den tapferen, meerumtosten Pfeiler aus Buntsandstein sollte man besuchen – solange er noch steht. Wenn im Winter die meisten Touristen die Insel wieder verlassen haben, erobern die Kegelrobben die Strände, um hier ihre Kinderstube zu eröffnen: Das Natur-Schauspiel kann man aus der Distanz bewundern.
VON KARLHEINZ WAGNER
4. Bulli-Parkplätze in St. Peter Ording

Beachlife in St. Peter Ording: Bulli-Fahrer können bequem im Beachmotel übernachten.
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Wellen, Nordseeluft und Strand soweit das Auge reicht: Für all das bekannt und beliebt ist St. Peter-Ording. Wer mit dem Bulli unterwegs ist, keine eigenen Sanitäranlagen dabei hat und auch nicht unbedingt direkt im Ort oder an überlaufenen Plätzen übernachten möchte, dem ist das fabelhafte Beach-Motel sehr zu empfehlen.
Denn neben den schönen Zimmern, die im Motel gemietet werden können, gibt es davor sieben Bulli-Stellplätze (5,10 Meter Länge und 2,60 Meter Breite). Aufgrund der geringen Anzahl empfiehlt es sich zu reservieren.Die Plätze verfügen über einen Wasser- und Stromanschluss, mit einer Chipkarte können hervorragende Duschen, WCs und ein Waschraum benutzt werden.Ein Stellplatz kostet je nach Saison 20 bis 40 Euro pro Nacht.
Weitere Angebote des Motels sind gegen Aufpreis verfügbar: So kann man entweder im Bulli frühstücken oder im Schatten des Deiches ins Motel-Restaurant schlendern. Anschließend ist das Meer fußläufig auf jeden Fall nur wenige Minuten entfernt.
VON BENJAMIN QUIRING
www.beachmotel-spo.de/hotel/highlights/bulliparkplaetze
5. Fahrradtour um Nordstrand bei Husum

Mit dem Fahrrad an der Nordsee gibt es viel zu sehen.
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Die unendliche Weite des Wattenmeeres lässt sich auf einer Nordsee-Küstenradtour genießen. Besonders beliebt ist die Strecke von Husum auf die Halbinsel Nordstrand. Die 50 Quadratkilometer große Halbinsel liegt westlich der nordfriesischen Kreisstadt Husum und ist über den Deich erreichbar. Wer mit Kindern unterwegs ist, wählt lieber eine Radtour direkt auf Nordstrand, denn die lassen sich jederzeit beliebig abkürzen.
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Unser Tipp: Eine leichte Rundtour (26 km, etwa 1,5 Stunden) startet am Parkplatz des Fähranlegers nach Pellworm. Los geht es Richtung Fuhlehörn, vorbei am Hafen von Nordstrand bis zur Windmühle Süderhafen. Über den Radweg am Wattmeer entlang führt die Tour zurück zum Parkplatz. Traumhafte Ausblicke aufs Meer und die Halligen dominieren die Fahrt.
Unterwegs gibt es im Hofladen Baumbach köstliche Lammsalami, Felle und Spezialitäten von Nordstrand. Und in der Engelmühle, Meisterbäckerei und Konditorei, leckeren Kuchen und Torten. Einen Fahrradverleih gibt es in Husum.
VON TESSA RAZZAGHI
lammfleisch.dewww.engelmuehle.de/Cafewww.husum-tourismus.de
6. Kutschfahrt durchs Watt zur Insel Neuwerk

Eine Kutschfahrt durchs Watt ist ein Erlebnis.
Copyright: dpa-tmn
Mit der Kutsche geht es über das von der Ebbe freigelegte Watt, auf hohen, gut gefederten Fahrzeugen, die von riesigen, geduldigen Pferden gezogen werden. In Cuxhaven starten die Kutschen von verschiedenen Ausgangspunkten aus. Bis zum Ziel, der Insel Neuwerk, sind es rund zehn Kilometer. Die Fahrt dauert eine gute Stunde – und während dieser Zeit hört man nur den Wind rauschen und das Traben und Schnaufen der Pferde. Manchmal auch ein bisschen Seemannsgarn vom Kutscher. Dabei erfreut man sich an der endlosen Weite drumherum.
Der Leuchtturm von Neuwerk, das älteste Gebäude der deutschen Küste, kommt langsam immer näher. Ein Stunde Aufenthalt hat man auf der winzigen, nur drei Quadratkilometer großen Insel , die im südöstlichen Teil der Helgoländer Bucht liegt. 35 Einwohner leben hier. Dann geht es wieder zurück aufs Festland. Manchmal, bei starkem Wind, füllen sich die Priele mit Wasser, dann müssen Kutscher und Pferde ganz schön aufpassen – ein Hauch von Abenteuer. Die Preise sind coronabedingt zur Zeit etwas höher. Erwachsene zahlen um die 45 Euro, Kinder die Hälfte.
VON CHRISTIANE VIELHABER
7. Faszination Wattenmeer im Multimar Wattforum in Tönning

Das Multimar Wattforum in Tönning ist unbedingt ein Besuch wert.
Copyright: Katrin Reiche
Das Leben im und auf dem Watt ist schier einzigartig. Wer mit Kindern im Unesco-Weltnaturerbe an Deutschlands Nordseeküste unterwegs ist, sollte unbedingt einen Stopp im Multimar Wattforum in Tönning einplanen. Dieses ansprechende Erlebnis-Museum schafft es, Besuchern aller Altersklassen mit einfachen Mitteln diesen besonderen Naturraum zu erklären, Neugier zu wecken und für den Naturschutz zu begeistern. Und das auf wirklich mitreißende Art und Weise.
In einem Wasserbecken wird mit Kurbeln Wasser und Sand verschoben, um die Faszination der Gezeiten spielerisch erfahrbar zu machen, die maßgeblich für die Einzigartigkeit des Wattenmeers verantwortlich sind. Hier spürt und sieht man die Kraft von Mutter Natur, wie Wind und Sturm Wiesen überfluten und Dünen wandern. Plötzlich schwebt über unseren Köpfen ein lebensgroßer Pottwal. Im Walhaus dreht sich alles um das Leben der Schweinswale, wir lauschen den Echoortungen in akustischen Kabinen, nebenan wird die schreckliche Geschichte des Walfangs lebendig.
Wie bauen Bäumchenröhrenwürmer ihre filigranen Kunstwerke im Sand? Halten Miesmuscheln das Wasser wirklich klar? Unter dem Motto „Probieren geht über Studieren“ wird in diesem Museum dazu angeregt, alles auszuprobieren. Aber auch echte Tiere dürfen nicht fehlen: In 37 Aquarien zeigt das Wattforum mehr als 280 Arten. So schön kann Bildung sein!Der Eintritt kostet 9 Euro für Erwachsene , für Kinder 6 Euro, Familienticket 25 Euro.
VON KATRIN REICHE
8. Sprechende Grabsteine auf Föhr

Sprechende Grabsteine in Föhr: Der glückliche Matthias.
Copyright: Anne Burgmer
Sprechende Grabsteine – das klingt eher nach einem Horrorfilm als nach einem schönen Ausflugsziel. Doch vor den sprechenden Grabsteinen auf der nordfriesischen Insel Föhr muss sich niemand fürchten. Auf den Friedhöfen der St.-Laurentii-Kirche in Süderende, der St.-Johannes-Kirche in Nieblum sowie der St.-Nikolai-Kirche in Boldixum erzählen die unter Denkmalschutz stehenden Grabsteine die Lebensgeschichten der Verstorbenen.
Schon als Kind bin ich im wunderschönen Friesenörtchen Nieblum liebend gern über den Friedhof gestreift und in längst vergangene Zeiten eingetaucht, denn nach dem Entziffern der zum Teil sehr alten Inschriften hat man das Gefühl, die längst Verstorbenen ein bisschen kennengelernt zu haben.
Der bekannteste Stein ist der von Matthias Petersen auf dem Friedhof von St. Laurentii, der als der glückliche Matthias bekannt wurde. Darauf abgebildet ist ein rundes Relief, das die Glücksgöttin Fortuna über einem schwimmenden Wal zeigt. Die Inschrift in lateinischer Sprache berichtet von dem Erfolg des 1706 Verstorbenen, 373 Wale in fünf Jahrzehnten erlegt zu haben. Das machte ihn reich. Und anders als viele andere Walfänger starb er als alter Mann an Land.
VON ANNE BURGMER
9. Alter Hafen in Neuharlingersiel

Der alte Hafen von Neuharlingersiel ist ein Besuch wert.
Copyright: Sommersberg
Neuharlingersiel – den Ort kennen viele nur, weil es von hier nach Spiekeroog geht. Doch anstatt direkt die Fähre anzusteuern, lohnt es sich das Fischerdorf selbst zu erkunden: Mittelpunkt ist der alte Hafen, der sich im 18. Jahrhundert zu einem Umschlagplatz für Waren aus Skandinavien mauserte.
Heute liegen hier bunte Fischerboote, denen man beim Schaukeln zugucken kann, während man in einem der Restaurants oder Cafés Rast macht. Danach läuft man nur wenige hundert Meter weiter und erreicht einen schönen großen Sandstrand. Ein asphaltierter Weg trennt den Strand vom Wattenmeer und lädt zum Spazieren ein. Außerdem gibt es hier Strandkörbe, ein Beachvolleyballfeld und eine gemütliche Bar. Wir finden: Neuharlingersiel überzeugt durch seine Kombination aus süßem Dorf und sommerlichem Strand.
VON VALERIE SOMMERSBERG
10. Beste Fischbude auf Sylt am Rantum-Becken

Tipp: Der Hafenkiosk 24 auf Sylt
Copyright: Anna Westkämper
In List mag die nördlichste Fischbude Deutschlands stehen – das beste Fischbrötchen Sylts gibt es laut vieler Insulaner wie Stammtouristen allerdings beim Hafenkiosk 24 in Rantum. Nach der rund 2 ½ stündigen Wanderung um das einzigartige Naturschutzgebiet des Rantum-Beckens schmeckt nichts besser als das frische Backfischbrötchen an der liebevoll geführten Bude am Hafen.
Draußen stehen Strandkörbe, in denen man die Füße hochlegen kann. Einmal in das schlicht belegte Brötchen mit Joppie-Sauce, saurer Gurke, Zwiebeln und wahlweise Matjes, Brathering, Bismarck, Lachs, Aal oder eben Backfisch gebissen, sind die Mühen der letzten Stunden schnell vergessen. Die Preise zwischen 3,50 bis 6,50 Euro pro Brötchen sind angesichts der Qualität mehr als fair.
VON ANNA WESTKÄMPER