Mit Kindern in der Eifel unterwegsWandern, wo einst glühende Ascheströme flossen
Lesezeit 9 Minuten
Im zweiten Teil ihres Freizeitführers „Vulkane, Erz und dunkle Höhlen" nehmen unsere Autoren, Claudia Lehnen und Sven von Loga, Kinder und Familien mit auf geologische Abenteuer-Touren.
Spannende Ausflüge quer durch die Vulkaneifel - alle von Kindern erprobt.
Unser Tipp: Die Trasshöhlen im Brohltal – Abenteuer mit dunklen Höhlen, einem Wasserfall in einer Wolfsschlucht und sprudelndem Römerbrunnen.
Brohltal – Einst war das Brohltal mit bis zu 60 Meter dicken Lavaschichten des Laacher See-Vulkans ausgefüllt. Vor 12.800 Jahren schossen bis zu 800 Grad heiße Aschewolken, sogenannte pyroklastische Ströme, durch das Tal, füllten es auf und bildeten letztendlich im Rhein einen Staudamm. Jahrhunderte lang wurde die helle Lava abgebaut. Man nennt sie auch Trass. Rings um das Gasthaus Jägerheim gibt es zahlreiche Trasshöhlen zu entdecken.
Was den Kindern am besten gefallen hat:
„Am besten haben mir die Höhlen gefallen. Am Anfang hatte ich wirklich ein bisschen Angst hindurchzugehen. Es war so dunkel und ich konnte den Ausgang nicht sehen. Aber dann war ich mächtig stolz, als ich doch mutig genug war.“ (Pina, 7 Jahre)
Tourbeschreibung kurzer Weg (2 km):
Kurzer Weg (Zwei Kilometer) Beim Parkplatz unter dem Viadukt gähnt in der weißen Wand schon ein Eingang zu den Trasshöhlen. Nichts wie rein, links herum und die Höhlen erkunden. Wer aus den Höhlen raus ist, folgt dem Traumpfad über die große Wiese und traut sich gleich rein in die nächsten Höhlen. Anschließend gehen wir den Traumpfad weiter, überqueren die Straße, biegen links ab zur ehemaligen Kurklinik Bad Tönisstein, die heute eine Seniorenresidenz beherbergt. Um den kurzen Weg zu nehmen, geht es jetzt über die Straße, hinter dem Parkplatz führt der Wanderweg hangaufwärts (er heißt Quellenpfad).
Unterwegs liegen rechts am Pfad abgestürzte Trassblöcke, die viel Bims enthalten und als weiße Brocken gut im Gestein zu erkennen sind. Wer mag, klopft sie mit dem Hammer heraus und nimmt ein paar Brocken mit nach Hause. Oben auf dem Waldweg biegen wir dann nach rechts ab und gehen bis zur Aussichtsbank. Von dort haben wir einen schönen Blick auf den Eisenbahntunnel des Vulkanexpress, der ab und zu vorbeijuckelt und dann in den Trassfelsen verschwindet. 50 Meter hinter der Bank geht es rechts steil hangabwärts (Hermann-Löns-Pfad) wieder zurück zum Jägerheim.
Geo Exkurs 1: Wie Tuff und Bimstein entsteht
Bimsstein: Bims ist ein ganz besonderer Stein. Das merkt man spätestens dann, wenn man den weißen Brocken ins Wasser wirft – anders als alle anderen Steine schwimmt er nämlich. Das liegt daran, dass er sehr viele Luftlöcher in sich trägt und seine Dichte damit geringer als die von Wasser ist – das führt dazu, dass er auf Wasser schwimmt. Je mehr Luft im Bims enthalten ist, umso heller wird er übrigens – ein Zeichen dafür, dass der Bimsstein hier im Brohltal ebenso viel Luft enthält wie der Bimsstein, den man vielleicht zu Hause im Badezimmer liegen hat und der sich zur Entfernung von Hornhaut an den Füßen eignet. Auch bei der Herstellung von Jeans kommt der Bims zum Einsatz. Er kommt nämlich mit in die Waschmaschine, um den so genannten stone-washed Effekt hervorzurufen. Chemisch handelt es sich beim Bims übrigens einfach um Lava, die durch Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid während eines Vulkanausbruchs aufgeschäumt wurde.
Buchtipp und Bestellungen
NEU Band 4: „Korallen, Kalk & Kletterfelsen: Geo-Exkursionen für Familien im Bergischen Land" von Sven von Loga und Claudia Lehnen, Band 4, Eifelbildverlag, 2022, 128 Seiten, 14,90 €
Band 3: „Römer, Moor & Eiszeithöhlen: Geo-Exkursionen für Familien in der Nordeifel von Sven von Loga, Claudia Lehnen, Band 3, Eifelbildverlag, 2021, 128 Seiten, 12,90 €
Band 2: „Vulkane, Erz und dunkle Höhlen: Geo-Exkursionen für Familien in der Vulkaneifel“von Sven von Loga, Claudia Lehnen, Band 2, Eifelbildverlag, 2020, 128 Seiten, 12,90 €
Band 1: „Kiesel, Gold und schroffe Felsen", Geo-Exkursionen für Familien im nördlichen Rheinland" von Sven von Loga und Claudia Lehnen, , Eifelbildverlag, 128 Seiten, 12,90 Euro
Trass: Der Rheinische Trass, den wir im Brohltal finden, entstand beim Ausbruch des Laacher See-Vulkans. Es handelt sich eigentlich um Tuff, also um Gestein, das beim Vulkanausbruch aus verschiedenen Gesteinen zusammengebacken wurde und sich dann verfestigt hat. Man findet Trass übrigens auch im Baumarkt, gibt man nämlichWasser und Zement hinzu, kann man ihn als Mörtel verwenden. Das Besondere: Er macht Zement quasi wasserdicht, weshalb man mit Trasszement Wasserbecken auskleiden oder Natursteinmauern verputzen kann.
Tourbeschreibung langer Weg (5 km):
Hier geht es an der Seniorenresidenz weiter durch das Tönissteiner Tal, wir überqueren dafür aber nicht die Straße. Noch vor der Seniorenresidenz folgen wir stattdessen rechts hinter den Häusern entlang dem Weg hangaufwärts, wir befinden uns immer noch auf dem Traumpfad. Links des Weges taucht auf einmal die Burgruine Tönisstein im Wald auf, wenn die Bäume voller Blätter sind, ist sie schwer zu sehen und man läuft vorbei.
Wir kommen an eine Straße, überqueren diese aber nicht, sondern biegen gleich wieder rechts in einen Pfad im Wald ein. Der Weg führt weiter durch die Wolfsschlucht, vorbei an den Kaskaden des Tönissteiner Baches über eine Holzbrücke, wer dort stehen bleibt und in den Bach schaut, sieht an etlichen Stellen Gasblasen aufsteigen. Es sind Mofetten, vulkanisches Gas dringt hier aus dem Eifelplume nach oben. Bald stehen wir am Wasserfall, es geht den Steig hoch, über die Straße, dann rechts. Hinter dem gemauerten Wasserhaus biegen wir rechts ab, am Wegesrand liegt der Eingang zu einem alten Bergwerksstollen. Hier wurden 28 29 Trasshöhlen im Brohltal 21 einst Blei-Zink-Erze abgebaut.
Bergwerke in dieser Größe gab es früher zahlreich in der Eifel. Und das kam so: Als sich vor 350 Millionen Jahren das Variszische Gebirge auffaltete, entstanden nicht nur Falten, sondern auch sehr viel Brüche im Gestein. Aus der Tiefe drang heißes Wasser nach oben, in dem neben Quarz auch Metallverbindungen gelöst waren. Nahe der Erdoberfläche kühlte das Wasser ab und Quarz und Erze fielen aus, verstopften die Spalte im Gestein. Irgendwann verwitterte das aufliegende Gestein und der Erzgang schaute an der Erdoberfläche hervor. Menschen fanden ihn und holten neugierig die Hacke hervor.
Immer dem Erzgang folgend gruben sie einen Gang in den Berg hinein. Bergwerke entstanden. Weiter des Weges geht es bis zum Römerbrunnen. Hier sprudelt wie wild vulkanisches Gas aus dem Untergrund. Wir folgen dem Weg zur Straße, kommen dabei an Schafen und Hühnern und einem prächtigen Hahn im Wald vorbei. Von dort überqueren wir die Straße und biegen gleich rechts auf den Weg ab, der uns zurück zur ehemaligen Kurklinik führt.
Geologischer Exkurs: Eifelplume
Dass die Eifel überhaupt eine Geschichte der Vulkanausbrüche hinter sich hat, verwundert zunächst. Vulkane entstehen sonst hauptsächlich dort, wo Kontinentalplatten aneinanderstoßen. Dort schiebt sich dann die eine Erdplatte unter die andere, in der Tiefe des Erdmantels wird die abtauchende Platte aufgeschmolzen. Aufgrund geringerer Dichte steigt diese Schmelze auf, findet vielleicht den Weg nach oben und kommt an der Erdoberfläche als Vulkan heraus.
Die Eifel liegt aber mitten auf einer Kontinentalplatte Die Ursache für den Eifel-Vulkanismus ist eine andere und liegt in zwischen 45 und 400 Kilometern Tiefe im Erdmantel. Dort befindet sich der Eifelplume, ein Bereich, der heißer ist als seine Umgebung und von wo Magma in die Magmakammern der Vulkane nach oben dringt. Das kann man sich ein bisschen so vorstellen wie in einer Lavalampe. Nur mit dem Unterschied, dass die Aktivität unter der Eifel ziemlich langsam von statten geht. Das etwa 1000 bis 1400 °C heiße Gestein des Plumes steigt etwa zehn Zentimeter pro Jahr nach oben. Plumes, was im englischen »buschige Federn« heißt, liegen auch unter dem Yellowstone Nationalpark in den USA, unter Island, der Insel La Réunion und Hawaii.
Infos zur Wanderung:
Geeignet für: Kinder ab vier Jahren, ungefährlicher Weg, keine besonders steilen Stellen
Ausgangspunkt: Jägerheim im Brohltal
Streckenlänge: 2–7 Kilometer (kurzer /langer Weg)
Wanderzeit: 2–4 Stunden (kurzer /langer Weg)
Höhenmeter : 120–250 Meter (kurzer /langer Weg)
Anforderungen: eigentlich gemütlich
ÖPNV: mit dem Vulkanexpress von Brohl-Lützing bis Haltestelle Jägerheim, www.vulkan-express.de
KFZ-Navi/Parken: Brohltalstraße 123, 56626 Andernach (Gasthaus Jägerheim), Parken links neben dem Jägerheim auf dem Wiesenparkplatz unter dem Viadukt
Einkehr: In der Seniorenresidenz gibt es einen „Bierkeller“, in dem man deftige Speisen von Kartoffelsuppe über Wiener Schnitzel bis Strammen Max oder Tourensnacks wie Spießbratenbrötchen oder Flammkuchen bestellen kann.
Picknickplätze: Direkt am Wasserfall steht eine Bank, wenn man Glück hat, ist sie frei und man kann Brezeln und Bananen vespern, während das Wasser vor einem nach unten tost. Wer ein bisschen länger durchhält, findet auch am Römerbrunnen einen idealen Platz, um seinen Pausenrucksack zu öffnen. Die Kinder können auf der Wiese rumrennen und Steine in den kleinen Bach werfen. Damit sind sie mindestens so lange beschäftigt, bis auch die Eltern satt sind.
Attraktionen mit Eintritt: Eine Fahrt mit einer der letzten Schmalspurbahnen Deutschlands, der Brohltalbahn. Der sogenannte „Vulkanexpress“ legt die knapp 18 Kilometer zwischen Brohl am Rhein und Engen in der Eifel in den Sommermonaten noch beinahe täglich zurück. Die nostalgische Fahrt dauert einfach 90 Minuten, hin und zurück zahlen Erwachsene 13 Euro, einfach 11 Euro.
Empfohlene Ausrüstung: Festes Schuhwerk und einen Hammer zum Bimsklopfen, aber auch eine Taschenlampe kann in den Trasshöhlen nicht schaden. Was man sammeln und entdecken kann: Wer Bims klopft, kann ein bisschen vom bröckeligen Gestein mit nach Hause zu nehmen und dort genauer unter die Lupe nehmen.
Tipp: Einst war das Brohltal mit bis zu 60 Meter dicken Lavaschichten des Laacher See-Vulkans ausgefüllt. Vor 12.800 Jahren schossen bis zu 800 Grad heiße Aschewolken, sogenannte pyroklastische Ströme, durch das Tal, füllten es auf und bildeten letztendlich im Rhein einen Staudamm. Jahrhunderte lang wurde die helle Lava abgebaut. Man nennt sie auch Trass. Rings um das Gasthaus Jägerheim gibt es zahlreiche Trasshöhlen zu entdecken.
Die Sage der Herchenberg-Juffer: Im Tal soll einmal eine sehr fromme Familie mit nur einer wunderschönen und stolzen Tochter gewohnt haben. Ein Edelmann mit schlechtem Ruf soll ihr den Hof gemacht haben, was sie sich gerne gefallen ließ. Die Eltern aber waren besorgt und baten einen Mönch, der Tochter ins Gewissen zu reden. Diese lachte den Kirchenmann aber nur aus, sperrte ihn in den Keller, wo ihn der Edelmann ausräuchern wollte. Vor seinem Tod verwünschte er das junge Paar, das sich hohnspottend vom Acker machte. Und in der Tat, am kommenden Morgen fanden die Eltern ihre »Juffer« (Jungfrau) und deren arroganten Edelmann zu Stein erstarrt im Tal stehen. Noch heute sind in der Gegend durch Steinschlag, Erosion und Verwitterung einige Felsformationen so bizarr, dass der Besucher mit ein bisschen Phantasie Gestalten in ihnen zu erkennen vermag.
**Dieser Artikel ist im Oktober 2020 zuerst erschienen.