Bei einer Bürgerversammlung kamen 170 Personen und trugen ihre Bedenken vor. 156 Wohneinheiten sollen in dem neuen Baugebiet entstehen.
Verkehr und HochwasserErftstädter haben Sorgen wegen Liblarer Baugebiet Ville Wohnquartier
Das Interesse war größer als erwartet. Erst einmal mussten zusätzliche Stühle in der Aula der Liblarer Realschule aufgestellt werden, bevor die Stadtverwaltung das Projekt Ville Wohnquartier vorstellen konnte. Rund 170 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, viele trugen ihre Bedenken vor.
Zwei Punkte sind es, die offenkundig vielen Menschen Bauchschmerzen bereiten: der Verkehr und die Hochwassergefahr. Die einen fürchten, dass Bewohner und Besucher des Quartiers auf der Suche nach Parkplätzen die benachbarten Straßen verstopfen. Die anderen fürchten, dass die Kanäle die gestiegene Belastung nicht verkraften.
156 Wohneinheiten sollen nach derzeitiger Planung auf einem bisher landwirtschaftlich genutzten Gelände am Stadtrand von Liblar entstehen. Tatsächlich gehört das Areal zur Gemarkung Bliesheim. Realisieren will das Projekt die Markus Mertens Vermögensverwaltung, die auch die benachbarte Hochschule des Bundes bauen wird.
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Marc Böhnke von Green! architects Düsseldorf stellte den Entwurf des Wohngebiets vor. Ein Teil soll mit Einfamilienhäusern bebaut werden, der andere mit mehrgeschossigem Komplexen. Als „Gelenk“ dazwischen soll ein Platz fungieren, auf dem alle Verkehrsteilnehmer – Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer – gleichberechtigt sein sollen. Shared space nennen das Verkehrsplaner.
Dass dieses Miteinander funktioniert, wurde allerdings von vielen in der Versammlung bezweifelt. „Die meisten Leute wissen nicht mal, was eine Spielstraße ist“, sagte eine Bürgerin. Dass pro Wohneinheit nur ein Tiefgaragenplatz geplant ist, fanden ebenfalls viele unrealistisch.
Böhnke erläuterte das Spannungsfeld, in dem sich die Planung bewege. Einerseits soll das Quartier weitgehend vom Autoverkehr freigehalten werden. Andererseits soll bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, Tiefgaragen sind aber nun mal teuer zu bauen. Und schließlich sollen die Eingriffe in den Boden gering gehalten werden.
Angst vor dem nächsten Hochwasser
Der Erftstädter Technische Beigeordnete Dirk Schulz und Amtsleiter Markus Lamberty machten aber auch klar, dass die vorgestellte Planung zunächst nur ein Entwurf sei. Ohnehin liegen die erforderlichen Gutachten zu Verkehr, Lärm- und Hochwasserschutz beispielsweise noch nicht vor.
Vor allem die Frage, ob die Bebauung das Risiko erhöhe, dass in den angrenzenden Wohngebieten wie im Sommer 2021 die Keller volllaufen, bewegte viele im Saal. Doch die Fachleute zeigten sich überzeugt, dass im Gegenteil die Situation entschärft werde.
Zu wenig Parkplatz am Kindergarten
Begrünte Dächer sollen Wasser auffangen, das meiste soll in Auffangbecken geleitet werden und dort zeitverzögert versickern. Die Stadtwerke seien dabei, die Kanäle zu überprüfen und neu zu dimensionieren, an der Kreisstraße 44 müsse ein neuer Sammler gebaut werden, sagte Beigeordneter Schulz.
Unverständnis äußerten einige Liblarer an der Planung für die neue Kita am Schlunkweg. Dort sind nämlich keine Parkplätze vorgesehen, sondern ein Streifen, auf dem die Eltern vorfahren und ihre Kinder aus dem Auto aussteigen lassen können, wie Lamberty erläuterte.
Rasches Wachstum macht Sorgen
Das sei unrealistisch, ein zwei- oder dreijähriges Kind lasse man nicht allein in den Kindergarten gehen, wandte eine Frau ein. Und wo denn die Angestellten parken sollten und was bei Feiern in der Kita sei? Das Gegenargument: Man könne keinen großen Parkplatz anlegen, der nur für eine Stunde am Tag benötigt werde.
Das rasche Wachstum Liblars – neben der Hochschule des Bundes ist auch eine Zweigstelle der TH Köln geplant – macht vielen Anwohnern Sorgen. Die Vorschläge, wie es dort weitergehen könnte, lagen allerdings weit auseinander.
Sie reichten von dem Wunsch, das Wohngebiet nicht zu verwirklichen und stattdessen das Grünland zu erhalten über die Idee, das Areal als Regenrückhaltefläche zu nutzen, bis zu der Variante, statt der Hochschule des Bundes doch weiteren Wohnraum zu bauen.
Die Einwände, Bedenken und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger sollen nun in die weitere Planung einfließen. In diesem Jahr werde es ohnehin keine weiteren Verfahrensschritte geben, sagte Markus Lamberty. Und in einer späteren Phase soll zu einer weiteren Bürgerversammlung eingeladen werden.