- Anwohner des Barmer Platzes befürchten, dass die Gegend weiter herunterkommt.
- Neuer Anlass der Sorge ist für sie, dass eine weitere Shisha-Bar eröffnet werden soll.
- Auch Polizeirazzien haben die Nachbarn schon öfter erlebt: Mitglieder der stadtbekannten Leverkusener Großfamilie wohnen im Viertel.
- Innenminister Herbert Reul ist sich sicher, dass viele dieser Bars Brennpunkte für „krumme Geschäfte“ sind, so hat er das neulich während einer der zahlreichen Razzien gesagt.
- Städische Behörden haben bei dem Mieter-Wechsel keine Handhabe.
Leverkusen-Wiesdorf – Seitdem im alten Zentrum von Wiesdorf, am Barmer Platz, das koreanische Restaurant „Soul-Kitchen“ geschlossen hat, befürchten die Anwohner, dass die Umgebung weiter herunterkommen könnte. Denn, was der Nachbar Klaus Stamm nur befürchtet hatte, bewahrheitet sich durch eine direkte Nachfrage bei Handwerkern, die das Lokal zur Zeit umbauen: Es wird eine Shisha-Bar.
Shisha-Bars im Visier des Innenministeriums
Es ist möglich, dass die neue Wasserpfeifen-Bar eine freundliche offene Gaststätte wird. Die Befürchtungen des Nachbarn könnten aber nach vielen Aktionen der Sicherheitsbehörden in den vergangenen Monaten auch nicht ganz unbegründet sein. Denn NRW-Innenministers Herbert Reul und die ihm zugeordneten Sicherheitsbehörden haben inzwischen die Wasserpfeifen-Konsumräume in vielen Städten auf dem Kieker.
Herbert Reul ist sich sicher, dass viele dieser Bars Brennpunkte für „krumme Geschäfte“ sind, so hat er das neulich während einer der zahlreichen Razzien gesagt.
Wiederholt wurden Rechtsbrüche festgestellt – etwa gegen Nichtraucher-, Jugend- und Gesundheitsschutz, Steuer-, Zoll- und Hygienevorschriften. Sogar eine Aktuelle Stunde im Landtag hat es im Herbst 2018 zum Thema Shisha-Bars gegeben. Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Schnelle sagte im Landtag, dass solche Bars oft nur deshalb überleben können, weil in ihnen illegalen Geschäfte organisiert werden.
Die Gegend um Kaiserstraße und Barmer Platz ist auch jetzt schon ein nicht ausschließlich idyllisches Pflaster. Anwohner, die eine bessere Zeit in Wiesdorf kennengelernt haben, beklagen das seit Jahren. Die Wiesdorfer Apothekerin Sabine Stausberg sagt, dass sich im Stadtteil 40 Jahre Vernachlässigung zeigten. Das jüngste Beispiel sei, dass der Beginn des Integrierten Handlungskonzepts für Wiesdorf verschoben wurde. Der Malermeister Klaus Stamm sagt, das liege auch daran, dass von denen, die die Entscheidungen treffen, niemand in der Innenstadt wohne.
Die Shisha-Bars sind in den Innenstädten in Windeseile an der Seite von Wettbüros und Spielsalons „wie Pilze aus dem Boden geschossen“ (Reul). Die Zahl der Wettbüros hält die Stadt Leverkusen mit Hilfe des Vergnügungsstättenkonzepts inzwischen stabil – zur Erleichterung vieler Innenstadtbewohner. In Leverkusen haben sich Shisha-Bars in Opladen an der Bahnhofstraße und in Wiesdorf an der Breidenbachstraße angesiedelt.
Polizeirazzien im Viertel in Wiesdorf
Es gibt trotz der neuen Verordnung in einigen Quartieren immer noch gefühlt mehr Wettbüros als Bäckereien. Immerhin stagniert deren Zahl, aber geschlossen wurde noch keins. Auch Polizeirazzien haben die Nachbarn schon öfter erlebt: Mitglieder der stadtbekannten Leverkusener Großfamilie wohnen im Viertel.
Nicht mal ein Jahr ist seit der jüngsten großen Razzia bei dem auffälligen Familienclan vergangen. Inzwischen gibt es auch ein eigenes Fachwort für das Protzen mit Luxusautos, unter dem die Wiesdorfer in ihrer Altstadt seit Jahrzehnten leiden: „Carposing“.
Es ist nicht leicht, diesem manchmal gefährlichen Problem beizukommen. Ein Versuch der Verwaltung war, das Tempo auf dem Abschnitt vor dem „Topos“ auf zehn Kilometer pro Stunde festzusetzen. „Da hält sich niemand dran“, sagt die Fußpflegerin Doris Engelhardt, die dort ihre Praxis betreibt.
So wehrhaft sich der Innenminister aus Leichlingen zeigt, so wehrlos sind städtische Behörden gegen den Gastronomie-Trend der Wasserpfeifen-Stuben. Bei einem Geschäftswechsel ohne Leerstand ist keine neue Genehmigung erforderlich.
Laut Pressestelle der Stadt gibt es bei der aktuellen Rechtslage keinen Hebel. Die neue Shisha-Bar läuft im Amt ganz einfach unter Gastgewerbe – genau wie die koreanische „Soul-Kitchen“ bisher. Von der heißt es, dass sie vor ihrer Geschäftsaufgabe eine saftige Mieterhöhung erhalten haben soll.