Stadtteil feiert JubiläumSo sah Wiesdorf vor 100 Jahren aus
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Im März 1920 erhielt Wiesdorf seine Stadtrechte.
Im Jubiläumsjahr werfen wir einen Blick auf die Historie des Ortes.
Vom Rathaus, über das Bayer-Kaufhaus bis zur Christuskirche:
Bei einem Stadtspaziergang zeigt sich, was sich in den letzten Jahren verändert hat – und was geblieben ist.
Leverkusen – Auf 100 Jahre als Stadt kann Wiesdorf mittlerweile zurückblicken. Das Jubiläum – verliehen wurden die Stadtrechte im März 1920 – wollte der Kolonieverein gemeinsam mit den Leverkusenern Gästeführern eigentlich schon im Frühjahr feiern. Nachgeholt wurde die Tour coronabedingt nun im Spätsommer.
Maria Rubeque, Egon Morsch und Ellen Lorentz schlenderten mit knapp 20 interessierten Bürgerinnen und Bürgern durch den Stadtteil, der kurz vor der Jahrhundertwende noch ein beschauliches Dorf war.
Wiesdorfs Aushängeschilder: Das Rathaus und das Bayer-Kaufhaus
Von 1900 an stieg die Zahl der Einwohner aber rasant an, schildert Lorentz. Treiber der Entwicklung: Natürlich Bayer mit seinem Werk. Mit Wiesdorf wuchs auch die Düsseldorfer Straße, die es bereits seit dem 16. Jahrhundert gibt, und die im Zuge des Wachstums von Bayer und Wiesdorf auch immer mehr an Bedeutung gewann.
Eine Kleinstadt, die etwas auf sich hält, möchte das auch zeigen. In Wiesdorf ging diese Entwicklung mit dem Bau des ersten Rathauses 1909 einher. Es war sowieso die Zeit, in der sich die Städte mit ihren Bürgerinnen und Bürgern ihres Standes bewusst wurden – in der ganzen Region wurden um die Jahrhundertwende repräsentative Rathäuser gebaut. In Wiesdorf kam 1911 noch das Bayer-Kaufhaus hinzu. „Der Konsum-Tempel schlechthin“, beschreibt ihn Stadtführerin Ellen Lorentz. Davor mussten die Wiesdorfer zum Einkaufen nach Mülheim fahren.
Die Kolonie II beherbergt wachsende Bevölkerung
Durch das rasante Bevölkerungswachstum mussten ebenfalls Wohnungen geschaffen werden: Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren die ersten Häuser der Kolonien entstanden. Anregungen für die Architektur hatte sich Carl Duisberg, ab 1912 Generaldirektor der Farbenfabriken und „Erbauer“ des Leverkusener Bayerwerks noch in England geholt.
Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der Stadtteil viel von seinem aktuellen Gesicht. Ein markantes Gebäude aus dieser Zeit ist die Christuskirche: 1904 wurde der Grundstein gelegt, erzählt Pfarrer Detlev Prößdorf. In nur 20 Monaten wurde die komplette Kirche außen wie innen gebaut, sodass sie 1906 eingeweiht werden konnte. Schaut man heute aus der Glastür der Kirche auf die gepflasterte Fußgängerzone und die City B, kann man sich kaum vorstellen, dass der Blick damals auf eine Wiese und dann auf die Eisenbahn gefallen sein muss. An der Stelle, wo aktuell der Rossmann steht, habe eine Kapelle gestanden, schildert Prößdorf. Beim Eröffnungsgottesdienst gab es so einen großen Andrang, dass man die Plätze verlosen musste.
Die Christuskirche: In 20 Monaten gebaut, im 2. Weltkrieg massiv zerstört
Am 26. Oktober 1944 wird die Christuskirche wie auch ganz Wiesdorf schwer von Bomben getroffen: Kirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus werden durch Brandbomben und Luftminen massiv zerstört, heißt es in der Chronik des Opladener Geschichtsvereins zur Evangelischen Gemeinde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gestaltete sich der Wiederaufbau als schwierig – es fehlte an Baumaterialien. Der äußere Charakter der Kirche wird beibehalten, der Innenraum nach den Plänen des Architekten Wilhelm Fähler vollkommen neugestaltet. Am 1. Advent 1945 wird die neu aufgebaute Kirche eingeweiht.
Und heute? Ein Dorf ist Wiesdorf längst nicht mehr. Knapp 18343 Personen leben hier (Stand Ende Juni) – im Laufe der Jahrzehnte hat der Stadtteil sein Gesicht enorm verändert. Doch einiges ist immer noch gleich geblieben.