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Wut und Buhrufe gegen US-HymneTrump verhängt Strafzölle – Mexiko, China und Kanada reagieren sofort

Lesezeit 4 Minuten
Donald Trump verhängt Strafzölle gegen China, Kanada und Mexiko. Peking warnt vor einem Handelskrieg. (Archivbild)

Donald Trump verhängt Strafzölle gegen China, Kanada und Mexiko. Peking warnt vor einem Handelskrieg. (Archivbild)

Donald Trump verhängt Zölle gegen Kanada, Mexiko und China. Die Länder reagieren. Auch bei einem Eishockeyspiel zeigt sich die Wut.

Kanada, Mexiko und China und haben Gegenmaßnahmen gegen die von US-Präsident Donald Trump verhängten weitreichenden Zölle auf die Waren der drei Länder angekündigt. Kanada reagierte sogleich mit Gegenzöllen. Ab Dienstag sollen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt werden, kündigte Ministerpräsident Justin Trudeau am Abend bei einer Pressekonferenz an.

Die von Kanada geplanten Zölle seien für US-Waren im Gesamtwert von 155 Milliarden Dollar vorgesehen. Daneben erwäge die kanadische Regierung Maßnahmen in anderen Bereichen, etwa im Handel mit kritischen Mineralien. Auch der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von Trudeau, der seinen Rückzug angekündigt hatte, fand scharfe Worte für Trumps Schritt.

„Die heute von den Vereinigten Staaten verhängten Zölle stellen einen klaren Verstoß gegen unsere Handelsabkommen dar und erfordern die gravierendsten handels- und wirtschaftspolitischen Reaktionen unserer Geschichte“, erklärte Mark Carney in einer Stellungnahme. „Das Fieber, das unsere südlichen Nachbarn befallen hat, wird vorübergehen. Kanada wird resolut bei seinen Werten bleiben“, kündigte Carney weiter an.

Kanada reagiert mit Gegenzöllen – Zuschauer buhen bei US-Hymne

Der Ärger über Trumps Maßnahmen wurde in Kanada auch abseits politischer Reaktionen am Samstagabend schnell deutlich: Beim Eishockeyspiel der Ottawa Senators gegen die Minnesota Wild buhten die kanadischen Zuschauer, während die US-Hymne abgespielt wurde. In der Eishockey-Liga NHL sind Teams aus beiden Ländern aktiv.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum teilte auf X unterdessen mit, sie habe Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard angewiesen, einen Plan umzusetzen, der Gegenzölle in Betracht ziehe. „Probleme werden nicht durch die Erhebung von Zöllen gelöst, sondern durch Gespräche und Dialog“, schrieb Sheinbaum und reagierte auch auf Berichte, wonach Trump das US-Militär gegen Drogenkartelle in Mexiko einsetzen wolle.

Sheinbaum reagiert: Mexiko spricht von „Verleumdungen“

„Wir weisen die Verleumdungen des Weißen Hauses gegen die mexikanische Regierung, sie unterhalte Bündnisse mit kriminellen Organisationen und strebe jegliche Absicht einer Intervention auf unserem Territorium an, entschieden zurück“, erklärte Sheinbaum. Trump wirft Mexiko vor, nicht genug gegen die Einfuhr von Fentanyl in die USA zu tun.

„Wenn die US-Regierung und ihre Behörden den schweren Konsum von Fentanyl in ihrem Land bekämpfen wollten, könnten sie beispielsweise den Verkauf von Betäubungsmitteln auf den Straßen ihrer Großstädte bekämpfen“, konterte Sheinbaum nun. Mexiko wolle keine Konfrontation.

China warnt Donald Trump vor Handelskrieg

Auch China kündigte „entsprechende Gegenmaßnahmen“ an. Zudem werde man eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) einreichen, um die Rechte und Interessen Chinas zu schützen, teilte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums mit. In einem „Handels- oder Zollkrieg“ gebe es „keine Gewinner“, erklärte das chinesische Außenministerium.

US-Präsident Trump hatte zuvor seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Trump unterzeichnete entsprechende Anordnungen. Demnach werden Zölle in Höhe von 10 Prozent auf alle Einfuhren aus China erhoben und 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada. Für Energie-Einfuhren aus Kanada wiederum soll ein Satz von 10 Prozent gelten.

Mexiko-Zölle treffen deutsche Unternehmen hart

In Trumps Dekreten gibt es auch einen Passus, wonach die Zölle noch erhöht oder ausgeweitet werden könnten, falls die Länder mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren sollten – etwa mit Gegenzöllen auf Waren aus den USA. Zölle sind eine Art Zuschlag auf importierte Waren. Sie werden an der Grenze fällig. Trumps Entscheidung hat gravierende Folgen.

Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Kein anderes Land exportiert mehr in die Vereinigten Staaten. Trumps Zollpolitik dürfte Ökonomen zufolge beiden Volkswirtschaften durch höhere Inflation und den Verlust von Arbeitsplätzen schaden. Mehr als 80 Prozent der gesamten Ausfuhren Mexikos gehen in die USA. Tausende Unternehmen und Millionen Jobs hängen davon ab.

Ist als Nächstes die EU an der Reihe?

Zölle gegen Mexiko dürften auch Unternehmen aus Deutschland hart treffen, vor allem die Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort – und bedienen von dort aus den US-Markt. VW, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan. Und allein bei Audi gehen 98 Prozent der Autos in den Export, davon 40 Prozent in die USA.

Auch die Europäische Union muss derweil mit Zöllen von Trump rechnen. „Absolut“, sagte der Präsident zuletzt auf die Frage, ob er auch Zölle auf Produkte aus der EU erheben werde. „Die EU hat uns so schlecht behandelt“, sagte er zur Begründung. Die USA hätten ein „gewaltiges Defizit“ im Handel mit der Europäischen Union. „Also werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen“, kündigte er an – ohne Details zu nennen.

Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Unternehmen in der EU. Einen heftigen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben. Trump hatte in seinen Regierungsjahren von 2017 bis 2021 insgesamt im großen Stil auf Zölle gesetzt, um Handelskonflikte mit anderen Ländern auszutragen. (mit afp/dpa)