Leverkusen – Die Nachricht verwundert nur auf den ersten Blick. Trotz eines ersten Impf-Durchgangs haben sich im Altenheim der Arbeiterwohlfahrt in Rheindorf 26 Bewohner und zehn Pfleger mit dem Coronavirus infiziert. Diese Zahlen nannten am Freitag Amtsarzt Martin Oehler und der Gesundheitsdezernent, Alexander Lünenbach. Für Oehler ist der Ausbruch am Königsberger Platz trotz eines ersten Impfdurchgangs zwar bedauerlich, aber nicht verwunderlich. Die erste von zwei Impfungen gegen das Virus biete bei weitem noch keine Sicherheit vor einer Ansteckung: „Der zweite Durchgang erhöht die Immunisierung in etwa um den Faktor zehn“, sagte Oehler.
Heikler Wettlauf
Der Ausbruch in Rheindorf unterstreicht eine Aussage des Arztes: „Wir befinden uns jetzt in einem heiklen Wettlauf mit dem Infektionsgeschehen.“ Auch wenn die Stadt Leverkusen mit dem Impfen etwas schneller vorankommt als der Durchschnitt, ist noch sehr viel zu tun. Am Montag soll das mobile Impfteam im letzten von zwölf Alten- und Pflegeheimen der Stadt anrücken und den ersten Impf-Durchgang vollziehen. Bis jetzt seien insgesamt 1800 Leverkusener mit der ersten Dosis versorgt worden, sagte Lünenbach. 1700 von ihnen wohnen oder arbeiten in Alten- und Pflegeeinrichtungen, die anderen sind Einsatzkräfte.
Im ersten Anlauf gibt es offenbar so gut wie keine Probleme mit der Akzeptanz – zumindest nicht bei den Bewohnern der Heime. „Nahezu 90 Prozent“ hätten sich impfen lassen. Bei den Betreuern sieht es schon ein bisschen anders aus. Von ihnen hätten sich bisher rund 60 Prozent mit dem Vakzin behandeln lassen.
Unterdessen bereiten Stadt, Malteser und Kassenärztliche Vereinigung die zweite Impfwelle vor. Und sie wird wesentlich größer ausfallen. Rund 13.000 Einladungsschreiben gehen in die Post. So viele der gut 167.000 Leverkusener sind 80 Jahre oder älter. In dem Briefumschlag liegt neben der Information der Landesregierung eine Handreichung von Oberbürgermeister Uwe Richrath und Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach.
Darin wird das Impfzentrum im Erholungshaus beschrieben und darum geworben, sich gegen das Coronavirus immunisieren zu lassen. Erklärt wird auch, dass Termine ausschließlich über die Kassenärztliche Vereinigung vergeben werden. Das Gesundheitsamt ist der falsche Ansprechpartner. Für das Impfzentrum in der Nobelstraße sollen im ersten Anlauf 700 Dosen bereitstehen.
Impfbeginn in den Krankenhäusern
Ab Montag werden auch die Beschäftigten der drei Krankenhäuser gegen das Coronavirus geimpft. Auch das wird mangels Präparaten langsam anlaufen. Utz Krug, dem Ärztlichen Direktor des Klinikums, wurden noch nicht viele Dosen angekündigt. Thomas Karls von der K-plus-Gruppe geht es nicht viel anders. Er erwartet die erste Lieferung von Corona-Vakzinen am Montag zwischen 10 und 12 Uhr. Dann werde sowohl im Sankt-Remigius- als auch im Sankt-Josef-Krankenhaus mit dem Impfen begonnen. Bestellt seien mit Blick auf die noch sehr geringen Produktionskapazitäten zunächst 100 Dosen.
Auch für die Kitas ist Montag ein Stichtag. Die Notbetreuung wird dann wieder auf den ganzen Tag hochgefahren, sagte Schuldezernent Marc Adomat. Weil es – anders als voriges Frühjahr – nun nicht mehr darauf ankommt, ob die Eltern einen „systemrelevanten“ Beruf haben, werde die Betreuung zwar häufiger in Anspruch genommen. Insgesamt aber hielten sich viele Eltern an die Empfehlung, ihr Kind möglichst daheim zu lassen. Im Schnitt betrage die Auslastung um zehn Prozent.
Die angekündigte Erstattung der Beiträge für Kitas und Ganztagsschulen sollen die Eltern im März auf dem Konto haben.
Termine nur über die Ärztekammer
Ein Gerücht besorgt den Leiter des Gesundheitsamtes: Man könne durch einen Anruf beim Gesundheitsamt einen früheren Impftermin erwirken. Das Amt gebe Codes aus, mit denen Personen bevorzugt gegen das Coronavirus geimpft würden. „Das stimmt nicht“, unterstrich am Freitag Amtsarzt Martin Oehler. Der Ablauf sei komplett Sache der Kassenärztlichen Vereinigung. (tk)