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Bonner RheinuferAusstellung „mit roher Gewalt“ beschädigt – Staatsschutz ermittelt

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Eines der von unbekannten Tätern demolierten Fotos

Bonn – Der Schock, sagt der Bonner Künstler Till Eitel, sitzt immer noch tief. Unbekannte Täter haben in der Nacht zu Montag fast die Hälfte der Fotos, die er für die Open-Air-Ausstellung „Es war einmal ... Paris“ am Bonner Rheinufer aufgehängt hatte, heruntergerissen, demoliert und entwendet. Eitel hatte die 40 Fotos erst einen Tag zuvor mit Mitstreitern an Laternenpfählen der Uferpromenade zwischen der Tempelstraße und dem ehemaligen Wasserwerk im früheren Regierungsviertel befestigt. „Als wir die Fotos aufhängten, haben etliche Leute positiv reagiert und das als super Idee bezeichnet", berichtet Eitel im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Täter waren womöglich nicht irgendwelche angetrunkenen Randalierer, sondern Menschen, die aus fremdenfeindlichen Motiven die Ausstellung sabotieren wollten. „Es wurden alle Bilder heruntergerissen, die Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe zeigen, ein Frau mit Kopftuch, ein homosexuelles Pärchen mit einem strickenden Mann oder einen orthodoxen Juden“, berichtet der Künstler. 19 insgesamt. „Alle Fotos, die aus einer rechtsextremen Brille betrachtet neutral sind, hängen dagegen noch.“

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Eines der Fotos, die im Rahmen des Kunstspaziergangs „Es war einmal ... Paris“ am Rheinufer hängen.

Die Zerstörungen fielen einem Passanten am Montagmorgen auf, der daraufhin den Künstler alarmierte. Eitel wiederum rief die Polizei an. „Die Fotos wurden mit roher Gewalt heruntergerissen. Wissen Sie, die sind auf Alu-Dibond aufgezogen. Das ist ein recht stabiles Verbundmaterial“, erläuterte der Künstler.

Auch die Polizei sieht einen möglichen fremdenfeindlichen Hintergrund hinter der Tat. Deshalb hat der Staatsschutz der Bonner Polizei die Ermittlungen aufgenommen.

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Eitel berichtete weiter, dass er beim Betrachten des Schadens am Rheinufer auch ein heruntergerissenes Foto gefunden hatte, von dem er zunächst dachte, dass es nicht in das Erklärschema fremdenfeindliche Tat passe. „Es zeigt eine ältere Frau, die in einer Pariser Metro sitzt.“ Er habe das Foto dann am Montag einem der Ermittler gezeigt und seine Zweifel geäußert.

Doch der Beamte habe nur auf eine Hand gedeutet, die sich auf dem Foto an einer Stange in der Metro festhält. Die Hand ist schwarz. Für Eitel ist klar: „Hinter der Tat steckt eine ganz klare Message: Da will jemand am Bonner Rheinufer keine schwarzen Menschen, keine Menschen mit anderer als heterosexueller Orientierung, keine Muslime sehen.“

Fotos aus der französischen Hauptstadt

Der Bonner Künstler Till Eitel sichtete im vergangenen Winter in der corona-bedingten Zwangspause sein Fotoarchiv und stieß dabei auf „Straßenfotografie“, wie er selbst sagt, die er in Paris angefertigt hatte. Er zeigte sie via Email einem begrenzten Kreis und erhielt viel positive Resonanz. „Diese Bilder geben wieder Hoffnung in dieser Zeit und weil das so ist, entstand die Idee, sie einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen.“ Eitel hängte die 40 Fotos als Kunstspaziergang am Bonner Rheinufer auf einer Länge von 1,2 Kilometern auf. (ps)

Der Künstler ist sich noch nicht sicher, wie er auf die „feige Tat“, wie er den Anschlag auf die Ausstellung nennt, reagieren will. „Möglicherweise hänge ich ein Statement auf, ich weiß es noch nicht.“

Die Bonner Polizei bittet mögliche Zeugen, die in der Nacht auf Montag Personen in der Nähe des Tatortes beobachtet haben, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten, sich unter 0228/15-0 zu melden.