Hohe Inzidenz in BonnStadt sieht keine konkreten Faktoren für Stagnation
Bonn – Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bonn stagniert nun bereits seit mehr als zwei Wochen auf verglichen mit dem gesamten Umland und auch mit anderen Großstädten im Rheinland relativ hohem Niveau. Seit Sonntag, 16. Mai, schwankt dieser Wert, der die Zahl der Coronavirus-Infektionen pro 100.000 Einwohner in den jeweils vergangenen sieben Tagen angibt, zwischen Werten von knapp über 90 und etwas über 70 Fällen.
Zuletzt fiel er am Sonntag auf 71,3 Fälle nur um tags darauf, am heutigen Montag, wieder um mehr als acht auf 79,5 Fälle pro 100.000 Einwohner zu steigen. Das städtische Gesundheitsamt zuckt, gefragt nach konkreten Faktoren, die das Infektionsgeschehen in der Stadt negativ beeinflussen, mit den Schultern. „Konkrete Faktoren, die die Stagnation schlüssig erklären könnten, hat die Stadt Bonn nicht", teilt die städtische Pressestelle auf Anfrage mit. In einer Mitteilung der Stadt zu dem Thema wird die Gesundheitsdezernentin Margarete Heidler zitiert: „Es gibt weder einen größeren Ausbruch noch ein örtlich auffälliges Geschehen, so dass kein Muster erkennbar wäre, aufgrund dessen die Stadt gezielt eingreifen könnte.“
Im Weiteren verweist die Stadtverwaltung dann eher allgemein darauf, dass bereits ein geringer Anstieg an positiv getesteten Personen täglich die Inzidenz deutlich nach oben schnellen lassen könne. Außerdem betont die Verwaltung ihre rigorose PCR-Teststrategie für Personen in Quarantäne. Die PCR-Tests förderten wöchentlich weitere 30 Personen zutage, die zwar kein Symptome zeigten, aber trotzdem das Coronavirus in sich trügen. Auch diese flössen in die Inzidenzzahl ein.
Argumentation der Verwaltung nicht stichhaltig
Krisenstabsleiter und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs bringt darüber hinaus das Durchschnittsalter der Bevölkerung Bonns ins Spiel, dass niedriger als der Landesdurchschnitt und niedriger als der vergleichbar großer Städte liege. Der Anteil der mobilen, jüngeren Bevölkerung sei in Bonn größer. Das ist allerdings so kaum haltbar.
Zum Vergleich: Bonn hat bei einem Durchschnittsalter von 42,1 Jahren eine Inzidenzzahl von 79,5. Die beiden von der Einwohnerzahl her am ehesten mit Bonn vergleichbaren NRW-Städte Münster und Bielefeld stehen bei sehr ähnlichem Durchschnittsalter ungleich besser da. Münster (315.000 Einwohner) hat bei einem Durchschnittsalter von 41,2 Jahren (Stand: 2018) eine Inzidenz von 15,9 Fällen.
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Die 334.000 Einwohner der Stadt Bielefeld haben ein Durchschnittsalter von 42,8 Jahren (Stand: 2018) und eine Inzidenz von 52,1 Fällen. Die angeblich in Bonn höhere Mobilität der Bevölkerung lässt sich also als Faktor, der zur hohen Inzidenz in der Stadt beiträgt, schwerlich isoliert heranziehen.
Und auch in den Nachbarstädten im Rheinland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz durchweg um mehr als 30 Fälle niedriger: Bei 42 Fällen in Köln, bei 42,9 Fällen in Düsseldorf, 45,2 Fällen in Leverkusen und 42,2 Fällen in der Städteregion Aachen.
Keine Aussicht auf zusätzliche Impfdosen für Bonn
Hohe Inzidenz hin oder her: Das Landesgesundheitsministerium sieht weiterhin keine Möglichkeit, Bonn ähnlich wie zuvor Köln mit einem Sonderkontingent an Impfdosen auszuhelfen, damit in besonders betroffenen statistischen Bezirken die Impfkampagne intensiviert werden kann. Das teilte das NRW-Gesundheitsministerium auf Anfrage dieser Zeitung mit. Zwar habe Bonn am bereits am 14. Mai „Interesse an einem Impfstoffsonderkontingent für aufsuchende Impfangebote bekundet“, so das Ministerium.
Für eine Zuteilung eines solchen Kontingentes seien 15 Kreise und kreisfreie Städte in Betracht gekommen. Das Ministerium habe eine Rangfolge basierend auf dem Anteil von Sozialhilfeempfängern im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung und der damals aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz errechnet. In dieser Rangfolge liege Bonn auf Platz 30. Das Gesundheitsministerium teilt weiter mit, es sei unklar, ob das Land künftig erneut einzelnen Städten oder Kreisen Sonderkontingente an Impfstoffen schicken könne. Aktuell jedenfalls sind dafür keine Impfdosen übrig.