Noch liegt das Elektro-Schiff in der Lux-Werft in Niederkassel. Wir haben uns das Schiff vor der ersten Probefahrt mit neuem Antrieb angeschaut.
AutofähreDie „Konrad Adenauer“ fährt künftig klimaneutral zwischen Bonn und Königswinter
Nicht mit Schiffsdiesel, sondern umweltfreundlich mit Öko-Strom wird die Autofähre „Konrad Adenauer“ noch im Jahr 2024 den Rhein bei Bad Godesberg nach Niederdollendorf und zurück überqueren. Noch liegt das Schiff auf der Helling der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf. „Eine erste Probefahrt mit dem neuen Antrieb ist Ende August oder Anfang September geplant; je nachdem, wie wir vorankommen“, berichtet Ingo Schneider-Lux, Betriebsleiter der Fährbetriebe der Lux-Werft beim Rundgang auf dem Schiff. Überall arbeiten Fachleute, die mit den verschiedenen Umbau-Aufgaben an Bord betraut sind.
Auf der Brücke der Fähre programmiert Elektroingenieur Abdullah Kayrouz gerade den neuen Antrieb. „Fachwissen und Kompetenz ist dabei wichtig“, betont Schneider-Lux. Die Werft in Niederkassel-Mondorf baut schon seit Jahrzehnten solche Motoren ein, denn auf vielen Seen dürfen Ausflugsschiffe keinen Dieselantrieb haben, um die Umwelt zu schonen.
Die im Jahr 1967 gebaute „Konrad Adenauer“ ist jedoch spät berufen. Sie fuhr ursprünglich mit Schiffsdiesel und wird jetzt auf den vollelektrischen Betrieb umgestellt. Die neuen Motoren stammen vom Siemens. „Wir arbeiten schon lange mit der Firma zusammen und haben gute Erfahrungen“, sagt Schneider-Lux beim Blick in den Maschinenraum. Unspektakulär wirken die grauen Motoren, die bald jedoch kräftig arbeiten müssen.
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In Bad Godesberg befindet sich auf einem Ponton die Ladestation für die elektrische Autofähre über den Rhein
Versorgt werden sie von 64 Batteriepacks, die aus Sicherheitsgründen auf zwei Räume im Bauch der Fähre verteilt sind. Die beiden Anschlüsse zum Laden werden auf einem schwimmenden Ponton am linksrheinischen Ufer in Bad Godesberg zu finden sein. Die Anlage wird noch errichtet. Der Ponton wird an zwei Pylonen gehalten und schwimmt bei sich ändernden Wasserständen auf und ab. „Damit ist er bei Hochwassersituationen gut gesichert“, schildert Schneider-Lux.
Dass der Fähre mal „mitten im Strom der Strom ausgeht“, befürchte er nicht: „Da wir mit der Fähre den Rhein nur queren und nicht permanent gegen die Strömung fahren, wird die Speicherkapazität ausreichend sein.“ Dennoch ist die „Konrad Adenauer“ ein kleines Experiment. Deshalb wird der elektrische Fährbetrieb mit ihr erst auf der Strecke zwischen Mondorf und Graurheindorf getestet. „Das hat den Vorteil, dass die Werft in direkter Nähe ist und eventuelle Kinderkrankheiten schnell beseitigt werden können“, erläutert Schneider-Lux. Geplant ist, dass als nächster Schritt die Fähre Mondorf elektrifiziert wird.
Schon im Jahr 1908 gab es eine elektrische Fähre über den Rhein bei Bad Godesberg
„Bereits 1908 bis zum Kriegsende 1945 verkehrte zwischen beiden Ufern eine elektrisch betriebene Autofähre“, berichtet Schneider-Lux. „Allerdings konnte sie nur zwei bis drei Gefährte aufnehmen und diente eher als Personenfähre.“ Als dann der Fährbetrieb wuchs, konnten nur noch starke Dieselmotoren genutzt werden. Die technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre hätten jedoch ermöglicht, dass auch Fähren mit Elektroantrieb mehr Last befördern könnten. Bei Frachtschiffen sieht Schneider-Lux übrigens erst einmal keine Perspektive für den Elektroantrieb. Gerade bei Fahrten gegen den Strom sei der Akku zu schnell erschöpft.
Die „Konrad Adenauer“ ist 40 Meter lang und knapp zwölf Meter breit. Sie wird nach dem Umbau die einzige Autofähre auf dem gesamten deutschen Rhein sein, die den Fluss mit drei jeweils 190 PS starken Elektromotoren und drei Schottel-Ruderpropellern bis zu 15 Stunden am Tag überqueren wird. Die 64 Batteriepacks haben eine Gesamtleistung von 1400 Kilowattstunden.
Die Überfahrt mit der Autofähre über den Rhein von Bad Godesberg nach Niederdollendorf dauert fünf Minuten
Die Überfahrt über den Rhein von Bad Godesberg nach Niederdollendorf wird dann fünf Minuten dauern. Die „Konrad Adenauer“ kann bis zu 18 Autos und 250 Personen befördern. Sie wird bei genauer Ansicht auch optisch auffallen: Der frühere Farbton Elfenbein wird durch ein klares Weiß ersetzt.
Die Lux-Werft betreibt den Fährbetrieb zwischen Niederdollendorf und Bad Godesberg an Rhein-Kilometer 647 seit dem Jahr 2014. Als zweite Linie bei Rhein-Kilometer 659 betreut Lux die Verbindung zwischen Graurheindorf und Mondorf. In beiden Betrieben gewährleisten jeweils rund 20 Mitarbeitende im Zwei-Schicht-Betrieb zwischen 6 und 21 Uhr die Verbindung über den Rhein.