Das Lokal „Zur Siegfähre“ wurde leergeräumt, ein Campingplatz in schickte die Gäste nach Hause. Die Auswirkungen des Hochwassers im Überblick.
Hohe PegelCampingplatz geräumt, Lokal „Zur Siegfähre“ dicht – So trifft das Hochwasser Rhein-Sieg
Die Auswirkungen der steigenden Pegel an Rhein und Sieg sind am Pfingstwochenende auch im Rhein-Sieg-Kreis deutlich spürbar. Bereits am Samstagabend, 18. Mai, musste das 88. Strandfest am Fähranleger in Niederkassel-Mondorf frühzeitig abgebrochen werden. Das Ausflugslokal „Zur Siegfähre“ in Troisdorf wurde komplett leergeräumt, ein Campingplatz in Rheinbreitbach schickte die Gäste nach Hause. Wir informieren in unserer Übersicht über die Lage in der Region.
Ausflugslokal „Zur Siegfähre“ räumt komplette Einrichtung aus
Felix Heyne, Betreiber der Gaststätte „Zur Siegfähre“ in Troisdorf-Bergheim, hat sich am Samstag ein Bild von der Lage am Rhein in Niederkassel-Mondorf gemacht. Danach war ihm klar: Er musste sein Lokal ausräumen. ‚Die Entscheidung habe ich um 13 Uhr getroffen‘, sagte er am Sonntagnachmittag. „Am frühen Abend haben wir noch eine Eiserne Hochzeit mit 22 Personen gehabt.“
Danach kam alles raus, alle Tische, alle Stühle, die Kücheneinrichtung, einfach alles, was sich bewegen lässt. „Es ist im ersten Jahr das zweite Hochwasser, das erste im laufenden Betrieb.“ Dabei ist er erst in der achten Öffnungswoche. „Für das Pfingstfest hatten wir alles aufgebaut“, bedauerte Heyne. Viele Helfer fassten mit an, dennoch dauerte es bis etwa 3.30 Uhr. „Ich war um 4.30 Uhr im Bett“, erinnerte sich Julia Gerlach, seine Partnerin.
Am Anfang der Woche hatte noch niemand damit gerechnet. Erst am Samstagmorgen zeigten die Prognosen, dass es auch die Siegfähre treffen wird. Doch die Flut stieg schneller als erwartet. Am Sonntagmorgen, 19. Mai, war Heyne wieder vor Ort. Plötzlich stand Jo Langen neben ihm. Der Lohmarer hatte von der Schließung über die sozialen Medien erfahren. Der Katastrophenschutzexperte machte ihm einen Vorschlag.
Er wollte mit seinem Team von Jola-Rent einen doppelten und 1,25 Meter hohen Ring aus Folie legen, die anschließend mit Wasser gefüllt wird. „Das gibt eine sichere Stauhöhe bis einen Meter“, erklärte Langen. Die beiden wurden sich einig. Kurz vor 13 Uhr am Sonntag fuhr der Lohmarer mit einem Truck vor, einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brachten weitere Fahrzeuge mit.
Mit Freischneidern schnitten sie eine Schneise rund um die Gaststätte. Ein Radlader fuhr anschließend rückwärts um das Gebäude herum und Jola-Mitarbeiter rollten die Folie aus. „Wir haben zwei mal 200 Meter Schlauch verlegt, innerhalb von einer Stunde“, so Langen. Viel später hätten sie nicht anfangen dürfen, das Wasser stieg weiter kräftig an, übertraf alle bis dahin erstellten Prognosen deutlich.
Wasser aus der Sieg wurde in einen Doppelschlauch hineingepumpt
Zunächst wurde der Doppelschlauch mit Luft aufgeblasen, dann Wasser aus der Sieg hineingepumpt. Nach einer weiteren Stunde war der erste Ring schon so weit gefüllt, dass er einen Schutz bieten konnte. Der dahinterliegende zweite dient als Widerlager. Der Katstrophenschützer war sicher, dass es funktionieren und das Gebäude nicht überschwemmt wird.
„Es ist der erste Versuch eines Hochwasserschutzes“, wusste Heyne zu berichten. „Eigentlich kommt das für uns nicht in Frage.“ Gerade im Herbst und Winter ist Ruhezeit, Hochwasser erreichen dann auch deutlich höhere Pegelstände. Da würde der Schlauch nicht mehr ausreichen. Aber bei der jetzigen Lage könnte der zusätzliche Meter Stauhöhe tatsächlich den Schaden gering halten. „Mal abwarten, wie es abläuft“, gab sich der Gastronom vorsichtig optimistisch.
Strandfest in Niederkassel-Mondorf frühzeitig abgebrochen
Ebenfalls dem Hochwasser zum Opfer gefallen ist das Strandfest am Fähranleger in Niederkassel-Mondorf. Die Großveranstaltung wurde am Samstagabend frühzeitig beendet, das traditionelle Feuerwerk fiel aus.
Campingplatz in Rheinbreitbach schickt Gäste nach Hause
Es war alles angerichtet für ein gelungenes Pfingstwochenende am Rhein in Rheinbreitbach. Der Campingplatz „Auf dem Salmenfang“ war für das Wochenende restlos ausgebucht, 90 Prozent der Parzellen bereits belegt, weitere Urlauber wurden am Nachmittag erwartet. Dann aber machte das Hochwasser Betreibern, Dauercampern und Urlaubern auf dem Platz in direkter Nähe zu Bad Honnef einen Strich durch die Rechnung.
„Wir mussten alle nach Hause schicken und alle Buchungen stornieren“, sagte Daniela Klein, die den Platz mitsamt eines angeschlossenen Biergartens betreibt. Der Campingplatz, der ohnehin nur zwischen Mai und Oktober geöffnet ist, war erst vor rund einer Woche in die neue Saison gestartet.
Spezialfirma aus Bonn braucht Genehmigung am Pfingstsonntag
Am Samstag rückten neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch zahlreiche Freunde an, um bei der Räumung des Platzes zu unterstützen. Die gestaltet sich derweil alles andere als einfach. Seit dieser Saison sind sämtliche Einrichtungen, wie die Theke, die Küche und das Lager, in fünf mobilen Containern untergebracht. Um mögliche Zerstörungen zu vermeiden, müssen die Container am Sonntag vermutlich abtransportiert werden.
Dafür hat Klein bereits eine Spezialfirma aus Bonn gefunden, die am Pfingstsonntag mit einem Kran und einem Monteur-Team auf dem Platz anrücken kann. „Am Pfingstsonntag brauchen die eine Sondergenehmigung, damit sie überhaupt fahren dürfen“, so Klein.
Die versucht die Betreiberin nun über das Ordnungsamt zu bekommen. „Sollten wir keine Genehmigung kriegen, stehen hier Container im Wert von 70.000 Euro, die dann kaputtgehen“, sagt Daniela Klein.
Doch auch mit der Genehmigung und einem Rückgang des Hochwassers in der nächsten Woche muss der Betrieb einen kräftigen wirtschaftlichen Schaden kompensieren. „Die Containerfirma hat uns schon gesagt, dass sie die nächsten eineinhalb Wochen keine Kapazitäten haben wird, die Container wieder aufzustellen“, so Klein. Der Biergartenbetrieb werde daher für die nächsten Wochen, inklusive Fronleichnam, auf Eis liegen. „Der Mai ist gelaufen.“