Ausstellung im PetersdomWeihnachtskrippe aus Kall steht im Vatikan
Kall/Rom – Es ist für Ferdi Saßmann aus Kall so etwas wie der „Ritterschlag“ als Krippenbauer: Eine seiner Kreationen ist zurzeit im Vatikan bei der Ausstellung „100 Krippen aus aller Welt“ zu sehen. „Das ist für mich eine besondere Ehre“, sagt der 70-Jährige, der seine Werke auch schon bei vielen anderen Anlässen präsentiert hat.
Vor rund 20 Jahren entdeckte Saßmann seine Leidenschaft für den Krippenbau. „Meine Frau hat mich damals zu einer Ausstellung nach Schleiden geschickt. Anschließend sollte ich dann eine Krippe bauen“, erinnert sich der 70-Jährige. Aus der einen sind bis heute rund 70 Krippen geworden. Einige hat er mit den Jahren verschenkt, etwa 50 bewahrt er in einem kleinen Museum in seinem Haus in Kall-Straßbüsch auf.
Kaller Krippenbaumeister gibt sein Wissen weiter
Als Krippenbaumeister gibt er sein Fachwissen mittlerweile auch weiter. „Die Ausbildung dauert vier Jahre“, sagt Saßmann. Im ersten Jahr werden verschiedene Techniken vermittelt. In den beiden Jahren danach müssen mit Hilfestellung eine orientalische und eine heimatliche Krippe gebaut werden. „Als Meisterstück stehen dann im vierten Jahr Planung und Bau einer eigenen Krippe auf dem Prüfungsplan.“
Der 70-Jährige ist auch Leiter der Krippenbauschule im Klüsserath an der Mosel, der „ältesten Krippenbauschule in Deutschland.“ Darüber hinaus, so erzählt Saßmann weiter, sei er auch am Bau und der Einrichtung eines Krippenbaumuseums an der Mosel beteiligt gewesen.
Kaller Krippenbaumeister erhält besonderen Auftrag vom Bistum Aachen
2016 erhielt er einen besonderen Auftrag: „Ein Mitarbeiter des Bistums Aachen rief an und fragte, ob ich Interesse hätte, die Weihnachtskrippe für den Kreuzgang im Aachener Dom zu bauen.“ Von seinem Entwurf seien die Verantwortlichen gleich begeistert gewesen.
Mit Unterstützung von Krippenbauern aus dem Raum Jülich sei die Planung schließlich umgesetzt worden. „Die Gebäude waren bis zu vier Meter hoch, die Figuren hatten eine Größe von 1,50 Meter.“
Ein weiterer Höhepunkt für Saßmann war dann 2020 der Weltkrippenkongress Euregio Mass-Rhein, der in Aachen, Belgien und den Niederlanden stattfand: „Da habe ich in einer Ausstellung in Monschau 30 meiner Krippen gezeigt. Die Besucher kamen damals aus aller Welt.“ Auch die jetzt im Vatikan ausgestellte Dioramakrippe war dort zu sehen.
Kaller zeigt in kleinem Museum rund 50 Krippen
Unter den gut 50 Kreationen in seinem kleinen Museum gibt es Heimatkrippen aus verschiedenen Regionen der Welt, Krippen im orientalischen Stil sowie Ruinen- und Dioramakrippen. Ein Hingucker sind auch die Krippen, die er in ein Landschaftsbild integriert hat. Als sein „Flaggschiff“ bezeichnet Saßmann eine orientalische Krippe mit Szenen aus dem Heiligen Land: „Zu sehen sind unter anderem die Geburt Jesu, die Flucht aus Ägypten, die Einreise der Heiligen Drei Könige und die Anbetung der Hirten.“
Auch seine Indianerkrippe ist ein Unikat: „So etwas findet man nirgendwo. Auf die Idee bin ich auf meinen Reisen nach Amerika gekommen.“ Josef und Maria sitzen da mit dem Jesuskind vor einem Indianerzelt, Präriewölfe und Stinktiere schauen zu. Bei seiner Schwedenkrippe mit viel Wald und den typischen Holzhäusern dürfen natürlich die Elche nicht fehlen. Das Werk, dass aktuell unter den Kolonnaden am Petersplatz im Rom zu sehen ist, hat er Jahr 2010 gebaut.
In aufwendige Krippe stecken rund 400 Stunden Arbeit
„Für die Krippe habe ich mir von einem österreichischen Schreiner eigens einen Schrank aus Fichtenholz bauen lassen.“ Anschließend sei das gute Stück dann in Südtirol mit Bauernmalerei verziert worden. Auf den beiden Türen sind außen Engel abgebildet, innen wird in Reimform die Weihnachtsgeschichte erzählt.
Die Krippe hat Saßmann in den Schrank eingebaut. „Die Szenerie habe ich mir ausgedacht. Sie spielt irgendwo im Alpenraum.“ Das Hintergrundbild habe ein Maler aus Österreich beigesteuert. Die Figuren seien von einer Fachfirma entworfen worden. „Ich habe in der Krippe LED-Technik eingebaut. Mit dem Wechsel aus Hell und Dunkel werden Tag und Nacht simuliert.“
Zwischen 300 und 400 Arbeitsstunden müsse er in eine so aufwendige Krippe investieren, sagt Saßmann. Für den Bau verwendet er unter anderem Styrodur, Mörtel aus Kreide, Leimwasser, Schleifstaub und Sägemehl, Korkrinde sowie Gips und verschiedene Hölzer. Bemalt werden die Materialien mit Pulver- und Volltonfarben.
Anfang Oktober, erzählt der 70-Jährige, habe dann Martin Martelreiter, Präsident des Verbandes Bayerischer Krippenfreunde, angerufen und gefragt, ob er eine Krippe für die Ausstellung im Vatikan zur Verfügung stellen wolle. Da musste Saßmann nicht zweimal überlegen. Dann musste alles sehr schnell gehen. Innerhalb von zwei Tagen musste n Fotos von der Krippe samt einer Beschreibung und Informationen zu den Figuren für den Katalog an den Vatikan geschickt werden.
Ende November brachte er das gute Stück nach Klüsserath. Den Weitertransport nach Rom übernahmen Martelreiter und Klaus Porten, der Vizepräsident des Verbands Bayerischer Krippenfreunde, der auch Mitglied im Verein internationaler Krippenbauer ist. „Unter den Krippen, die am Vatikan in Holzbuden zu sehen sind, sind nur zwei aus Deutschland. Ich bin stolz, dass eine davon von mir ist“, sagt Saßmann. Das andere Stück stamme aus Bayern. Insgesamt sind sogar 126 Krippen aus der ganzen Welt von den USA bis nach Indonesien zu sehen.
Krippenausttellung am Petersplatz in Rom noch bis 9. Januar
Eröffnet wurde die Krippenausstellung „100 presepi in Vaticano“ am Petersplatzes bereits am 5. Dezember. Besucher können die Krippen noch bis zum 9. Januar täglich von 10 bis 20 Uhr besichtigen. Papst Franziskus gilt als großer Krippenfreund. In dem Apostolischen Schreiben „Admirabile signum“ hatte er 2019 die Bedeutung der Weihnachtskrippe hervorgehoben.
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Anfang Januar will Saßmann dann mit dem Auto nach Rom fahren und seine Krippe wieder mit nach Hause bringen. Im April will er in Italien an einem Krippenbau-Kursus teilzunehmen: „Mich reizt es, neue Techniken kennenzulernen.“ Um neue Ideen zu bekommen, sei er häufiger in Österreich, Spanien und Italien unterwegs. Wenn er an einer Krippe arbeite, könne er gut entspannen: „Ich bin dann wie in einer anderen Welt.“