Im Juli-Hochwasser zerstörtAltenberger Dom bekommt eine echt bergische Krippe
Odenthal – Maria und Joseph hatten es bei ihrer Herbergssuche nicht leicht. Das wissen wir aus der biblischen Weihnachtsgeschichte. Der Stall, den sie nach strapaziösem Weg schließlich fanden, war ein elender Schuppen bar jedweden Luxus, den sie sich zu allem Überfluss mit Ochs und Esel teilen mussten. Dass die Krippe allerdings auch noch hüfthoch voll Wasser stand, davon schweigt die Überlieferung. Denn die Bibel kennt zwar die Sintflut, aber keine Wassergeburt. Wären Maria und Joseph im Jahre 2021 unserer Zeitrechnung nicht nach Betlehem, sondern ins bergische Altenberg gewandert, dann hätte die Bibel allerdings umgeschrieben werden müssen.
Hier sorgte im Sommer so etwas ähnliches wie eine Sintflut dafür, dass der Dom voll Wasser lief. Das suchte sich seinen Weg durch das Labyrinth der Gänge und Schächte und flutete den Keller. Hier aber ruht nicht nur das technische Herz der Kirche, sondern außerhalb der Weihnachtszeit auch die große Krippe für den Dom.
Neue Krippe seit Herbst in Arbeit
Und in der war landunter: „Wasser und Schlamm standen im Keller. Der gesamte Stall war kaputt“, erinnert sich Adam Mainusch, Küster der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt. Dass Maria und Joseph das Wasser nicht bis zum Halse stand, das hatten sie nur der Weitsicht der Gemeinde zu verdanken. „Die Figuren lagern wir hier oben“, sagt der Küster und zeigt auf die Sakristei.
Mainusch ist auch dafür verantwortlich, dass die heilige Familie für die aktuelle Weihnachtszeit doch noch eine trockene Bleibe gefunden hat. Seit dem Herbst ist der Küster auch Krippenbaumeister, um das Vorgängerexemplar, das man komplett aufgeweicht zum Sperrmüll stellen musste, zu ersetzen.
Neue Krippe jetzt auch leichter zu verstauen
An Fantasie und handwerklichem Geschick mangelt es dem gelernten Dreher nicht. Allerdings betrifft der momentan herrschende Mangel an Baumaterial nicht nur Häusle-, sondern auch Krippenbauer – was ja bei genauerer Betrachtung auch kein großer Unterschied ist, sieht man einmal davon ab, dass eine klassische Krippe nicht über ein Badezimmer verfügt. Wenn sich auch die verwendeten Materialien auffallend ähneln. Mainusch verwendet nämlich Feuchtraum-Dämmstoffe für die Wände der Krippe.
Das habe gleich mehrere Vorteile, erklärt er. Erstens sei das Material gut zu bearbeiten und zweitens habe es wenig Gewicht. „Die alte Krippe aus Holz war so schwer, dass drei Männer für jedes der Einzelteile nötig waren, um sie aus dem Keller in die Kirche zu schleppen“, erzählt er.
Hintergrund als Ruinen-Kulisse
Die alte Krippe hatte ihren Ursprung in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zwar gab es bereits schon einige Jahre vorher eine Krippendarstellung im Dom, deren Figuren waren allerdings noch aus Gips und unbeweglich.
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Der Wunsch nach einer moderneren Krippe führte dazu, dass 1941 die Textilkünstlerin Tony Bachem-Heinen von der Pfarrgemeinde beauftragt wurde, Gewänder für eine neue Krippe zu entwerfen und auszuführen. Zudem kamen nach und nach bewegliche Holzfiguren eines Oberammergauer Holzkünstlers hinzu. Seit 1951 besteht die Altenberger Krippe aus zehn Figuren. 1993 schuf der Holzschnitzer Hans Häger aus Lindlar-Linde noch Ochs, Esel und drei Schafe aus koloriertem Lindenholz.
Schon damals hatten Mitglieder der Pfarrgemeinde die Figuren nicht in eine Scheune gestellt, sondern den Hintergrund als Ruinenkulisse gestaltet. Erinnerung an die Geschichte der Zerstörung des Zisterzienserklosters Altenberg. Daran hat sich auch Mainusch orientiert und eine neue, alte Ruinen-Krippe gestaltet, mit gotischen Fensterbögen und zerstörtem Mauerwerk. „Für mich hat die Heilige Familie nach einer Bleibe gesucht“, erklärt Mainusch. Und die sehe im Bergischen eben anders aus als in Betlehem.