Wandern, Weinkultur und RadfahrenWarum die Mosel unbedingt einen Ausflug wert ist
- In Bernkastel-Kues wird man gleich mehrfach beschwingt: Von der spektakulären Natur, der spannenden Geschichte und natürlich von den weltberühmten Mosel-Rieslingen.
- 2000 Jahre Weinkultur, alte Gassen und Orte, Wanderer benutzen den Moselsteig, Radfahrer den Moselradweg.
- Was Sie bei einem Tagesausflug an die Mosel nicht verpassen sollten. Unsere Tipps.
Die Zeiten des legendären „Saufbähnchens“ sind lange vorbei. Schade eigentlich. Denn aus dem offiziell Moseltalbahn genannten Zug heraus müssen sich herrliche Ausblicke auf den Fluss und die Weinberge zwischen Trier und Bullay eröffnet haben. Als besondere Touristenattraktion wurde an Bord sogar Wein serviert. Das hob natürlich die Stimmung der Fahrgäste, wie schon Schriftsteller Kurt Tucholsky mit großer Freude beschrieb.
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Anfang der 1960er-Jahre war Schluss, die Kleinbahnstrecke wurde stillgelegt. „In den übrig gebliebenen Bahnhöfen befinden sich heute oftmals Restaurants“, weiß Sebastian Quint. Der Mosel-Erlebnisführer begrüßt seine Gäste an diesem Abend vor dem Alten Moselbahnhof in Bernkastel-Kues und zeigt auf die Menükarte. Wein wird also immer noch entlang der Strecke ausgeschenkt. Bernkastel-Kues liegt an der Mittelmosel rund 50 Kilometer von Trier entfernt. Der Ort Bernkastel erhielt im Jahre 1291 Stadtrechte, Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Weindorf Kues auf der anderen Moselseite eingemeindet. Der Ort ist bekannt für seine moselfränkische Fachwerkarchitektur, seine verwinkelten Gassen und die so zahlreichen Weingüter, die hier vorwiegend Rieslinge produzieren.
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Die heilende Kraft von einem Fass Wein
Wanderer folgen dem Moselsteig und seinen Seitensprüngen, Radler durchfahren den Ort auf dem steigungsarmen Moselradweg. Ganz bequem lässt sich die Umgebung mit den Ausflugsschiffen erkunden, die moselabwärts in Richtung Traben-Trarbach oder moselaufwärts gen Trier schippern. Von dem historischen Kolonialstilgebäude des Moselbahnhofs spaziert Sebastian Quint in die Altstadt von Bernkastel. „Die Hebegasse heißt nicht etwa so, weil man hier früher einen gehoben hat, sondern weil hier Steuern erhoben wurden“, erklärt der Stadtführer. Die schmale Gasse mit ihren Fachwerkhäusern führt sanft den Hügel hinauf, über den Dächern ragt ein steiler Weinberg – der Bernkasteler Doctor – auf. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Legende. So war der Trierer Kurfürst Boemond II. schwer erkrankt, und kein Arzt konnte ihm mehr helfen. „Man brachte ihm dann ein Fass mit Wein von diesem Berg, und so ward er wieder gesund“, erzählt Quint. „Der Kurfürst beschloss, dass der Weinberg fortan Bernkasteler Doctor heißen sollte.“ Heute teilen sich fünf Besitzer die nur 3,25 Hektar große Steillage und erzeugen hochpreisige Rieslinge von Weltruhm. Denn die Lage gilt als teuerste landwirtschaftliche Fläche Deutschlands, und nicht selten wird der hier angebaute Wein als Geschenk bei Staatsempfängen überreicht.
Enge Gassen, Weinreben und Fachwerkhäuser
Durch enge, von Weinreben überrankte Gassen geht es weiter zum Marktplatz mit seinen Giebelfachwerkhäusern. Rund um den St. Michaelsbrunnen gruppieren sich gut erhaltene Gebäude wie das sehenswerte Renaissance-Rathaus. Das beliebteste Fotomotiv ist jedoch das schmale Spitzhäuschen von 1416. Die leichte Neigung nach links ist keine optische Täuschung, vielmehr wurde damals das verwendete Holz nicht lange genug getrocknet. Am Spitzhaus vorbei geht es über viele Stufen zur Ruine der Burg Landshut hinauf. Vor einigen Jahren wurden römische Relikte gefunden, daher wissen die Bernkasteler, dass sich in ihrer Heimat bereits ein wichtiges Kastell befand. Die spätere Höhenburg wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, heute lockt in der Ruine ein Restaurant mit Ausblick.
Cusanus war der berühmteste Sohn der Stadt
Einen Abstecher lohnt auch die andere Moselseite mit dem St. Nikolaus-Hospital. Es wurde vom berühmtesten Sohn der Stadt – Nikolaus von Kues – gestiftet. Der Theologe und Philosoph gründete 1458 ein Armenhospital für genau 33 alleinstehende Männer und spielte damit auf die Lebensjahre Jesu Christi an. „Mit den Einnahmen aus einem acht Hektar großen Weinberg konnten die Bewohner über fünf Jahrhunderte versorgt werden“, erzählt Stadtführer Sebastian Quint. Ausflügler dürfen das klosterähnliche Gebäude besichtigen, besonders sehenswert ist das historische Kellergewölbe im Innenhof des Cusanusstifts. „Hier kann man rund 140 Weine von der gesamten Mosel verkosten, ohne den Führerschein zu riskieren“, sagt der Stadtführer. Und das ganz ohne Saufbähnchen.
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Freizeit-Tipps für die Mosel-Region:
1. Wandern auf dem Moselsteig
Über 365 Kilometer und 24 Etappen führt der Qualitäts-Wanderweg von Perl an der deutsch-französisch-luxemburgischen Grenze bis zur Moselmündung am Deutschen Eck in Koblenz. Er verbindet die berühmten Wein- und Naturlandschaften mit kulturellen Highlights. Kurzurlauber nehmen sich nur eine Etappe vor oder folgen den sogenannten Seitensprüngen, die als Rundwanderwege links und rechts vom Moselsteig abzweigen. In Bernkastel-Kues lockt der sechs Kilometer lange Bärensteig. Die kurze, aber fordernde Wanderung beginnt mitten in der Altstadt nur wenige Meter vom historischen Marktplatz entfernt. Auf schmalen, naturbelassenen Pfaden erreicht man Aussichtspunkte wie den Jodlerplatz, schwindelfreie Ausflügler erklimmen das Goldene Kreuz. Die Burgruine Landshut rückt in den Blick, und die Aussicht auf die Mosellandschaft ist die Anstrengung wert.
2. Gemütlich am Fluss entlangradeln
Der grenzüberschreitende Mosel-Radweg folgt dem Fluss ab dem französischen Thionville bis nach Koblenz und ist dank der wenigen Steigungen für die ganze Familie geeignet. Auf meist asphaltierten, ufernahen Wegen können Aktivurlauber die Weinregion ganz bequem erkunden, unterwegs bieten sich urige Straußwirtschaften und Gutschenken zur Einkehr an. Wer ein Wochenende in Bernkastel-Kues verbringt, radelt gut 20 Kilometer auf der linken Moselseite durch Wehlen, Ürzig und Kröv in die Jugendstilstadt Traben-Trarbach. Zurück geht es am anderen Ufer über die Weinorte Wolf, Zeltingen und Graach oder per Schiff. Unterwegs hören Radler mit der Lauschtour-App die Audio-Tour „Lauschpunkte am Mosel-Radweg“ und erfahren so spannende Geschichten über Sehenswertes am Wegesrand.
www.mosellandtouristik.dewww.lauschtour.de
3. Die Mosel per Schiff erkunden
Die besten Blicke auf die steilen Weinberge der Mittelmosel eröffnen sich vom Schiff aus. Ab Bernkastel fahren regelmäßig die Ausflugsschiffe der Gebrüder Kolb nach Traben-Trarbach und zurück, unterwegs wird zum Ein- und Aussteigen in den Weinorten und am Kloster Machern angelegt. Besonders spannend ist die Schleusendurchfahrt bei Zeltingen, wo einige Höhenmeter überwunden werden. Wer weniger Zeit hat, unternimmt eine einstündige Moselrundfahrt, die von Bernkastel flussaufwärts nach Andel und dann flussabwärts nach Graach führt.www.moselrundfahrten.de
4. 2000 Jahre Weinkultur genießen
Schon zu Zeiten der Römer wurde an der Mosel Wein gekeltert, später übernahmen die Klöster eine wichtige Rolle im Weinbau. Der letzte Trierer Kurfürst ließ im 18. Jahrhundert minderwertige Reben roden und durch bessere Sorten ersetzen. Das erklärt, warum heute von 8776 Hektar Weinbergfläche rund 5350 Hektar mit Riesling bepflanzt sind. Die Mittelmosel bildet das Herzstück der Weinregion, und so reihen sich hier bekannte Steillagen und weltberühmte Weingüter aneinander. Bei vielen Winzern können Besucher die edlen Tropfen direkt verkosten, man sollte jedoch vorher prüfen, ob die Weingüter auch an den Wochenenden geöffnet haben. Einen guten Überblick über die Weine der Moselregion gibt die Moselvinothek in Bernkastel-Kues. Im historischen Säulenkeller können rund 140 Weine von Mosel, Saar und Ruwer probiert und gekauft werden. Das Weinmuseum nebenan gibt einen Einblick in die Weinkulturlandschaft und ihre 2000-jährige Geschichte.www.moselvinothek.de
5. Eine Zeitreise durch die Geschichte
Nur wenige Kilometer von Bernkastel-Kues entfernt, liegt das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Machern. Umgeben von Weinbergen an der Mosel gelegen, ist der historische Gebäudekomplex ein beliebtes Ausflugsziel. Seit 1084 setzt das Kloster römische Weinbautradition fort, und so findet sich im Weincabinet neben Bränden und Likören auch eine große Weinauswahl des Weinguts Reichsgraf von Kesselstadt. In der eigenen Klosterbrauerei werden Bierspezialitäten angeboten, außerdem gibt es ein Spielzeug- und ein Ikonenmuseum im Kloster. Draußen laden ein Kräuter- und Rosengarten zum Verweilen ein, die Kleinen vergnügen sich auf dem Kinderspielplatz.www.klostermachern.de
Adressen und Informationen:
Weitere Informationen gibt es bei Mosellandtouristik, Telefon 06531 97330, www.mosellandtouristik.de
Vor Ort informiert die Touristeninformation Bernkastel-Kues, Gestade 6, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 50019-0, www.bernkastel.de, Öffnungszeiten: mo.-fr. 9-17 Uhr, sa. 10-17 Uhr, so. 10-13 Uhr
Übernachtungen und Restaurant-Tipps:
Familiäres Hotel mit aussichtsreicher Terrasse mitten in der Altstadt: Moselhotel Weiskopf, Karlstraße 14, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 2351, www.moselhotel-weiskopf.com
Historisches Fachwerkhaus mit individuell gestalteten Zimmern: Märchenhotel, Kallenfelsstraße 25-27, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 96550, www.maerchenhotel.com
Urige Straußwirtschaft mit Schattenplätzen unter Weinlaub am Bärenbrunnen: Weingut Erben Karl Dillinger, Graacher Straße 32a, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 7800, www.dillinger-ferienwohnungen.de
Prämierte Weine und Kleinigkeiten von Flammkuchen bis Salat gibt es beim: Weingut Trossen, Alter Brauer Weg 6, 56841 Traben-Trarbach, Telefon 06541 2937, www.trossen-weine.de
Aktivitäten
Mosel Vinothek, Cusanusstraße 2, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 4141, www.moselvinothek.de. Öffnungszeiten im Sommer: täglich 10-18 Uhr. Preis: Besichtigung der Vinothek inklusive aller Weinproben 18 Euro
Moselrundfahrten per Boot Gebrüder Kolb, 56820 Briedern/Mosel, Telefon 02673 1515, www.moselrundfahrten.de. Preisbeispiel: Fahrt Bernkastel-Kues nach Traben-Trarbach 18 Euro, hin und zurück 24 Euro
Radverleih Stahl & Design, Cusanusstraße 15, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06531 9173114, www.fahrradverleih-bernkastel.de, Öffnungszeiten: täglich 9-13 und 15-18 Uhr; E-Bike 22 Euro/Tag, normales Rad 12 Euro/Tag
Kloster Machern – Spielzeug- und Ikonenmuseum, An der Zeltinger Brücke, 54470 Bernkastel-Kues, Telefon 06532 951640. Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr, mo. und fr. 10-17 Uhr. Eintritt: 3,50 Euro, Kinder ab zehn Jahren 1,50 Euro