Köln – Früher war die Sache klar: Oma und Opa gingen zur Bank und eröffneten für ihre Enkelkinder ein Sparbuch. Früher gab es auch noch Zinsen, richtig üppige sogar – heute gehen sie für Einlagen gegen null, Sparbücher gibt es kaum noch, und steigende Inflationsraten fressen zunehmend das Ersparte auf. Viele Eltern fragen sich nicht nur angesichts des heutigen Weltspartags, wie sie noch am besten für ihr Kind Geld anlegen können. Die Bandbreite ist groß, doch welche Geldanlage ist sinnvoll?
Aktienfonds
Die besten Renditechancen bieten Aktien, sie bergen allerdings auch das größte Risiko. Da der Nachwuchs in der Regel aber einen langen Anlagehorizont hat, lassen sich Kursschwankungen an der Börse über die Jahre aussitzen. Der Anlagehorizont sollte darum mindestens zehn Jahre betragen, raten Experten.
Verzicht auf Zins
34 Prozent der Deutschen – also rund 24 Millionen Menschen – horten mehr als 5000 Euro auf unverzinsten Konten. Das ergab eine YouGov- Umfrage im Auftrag des Verbraucherportals Check 24. Darin gaben weitere 36 Prozent an, Vermögen bis zu 5000 Euro etwa auf dem Girokonto oder in Bargeld angelegt zu haben, ohne eine Rendite zu erhalten. Bei vier Prozent beläuft sich das unverzinste Vermögen sogar auf über 50000 Euro. Die Corona-Krise habe viele Sparer stark verunsichert, hieß es zur Begründung. So habe die Geldanlage auf Girokonten und in bar im Vergleich zum Mai 2020 jeweils um sieben Prozentpunkte zugenommen. (EB)
Die oberste Devise ist dabei die Risikostreuung: Anleger sollten ihr Geld nicht auf wenige Einzelaktien setzen, sondern in viele Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern investieren, sagt Thomas Schlüter vom Bundesverband deutscher Banken (BDB). „Wer in Aktien für seine Kinder investiert – und das ist grundsätzlich sinnvoll – , sollte ETF oder einen Fonds wählen.“ ETF sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Aktienindex wie etwa den Dax abbilden. Sinnvoll ist hier ein Sparplan mit monatlichen Raten. Diese beginnen oft schon ab zehn Euro im Monat.
„Wer einen breit aufgestellten Index wählt, hat gute Chancen, eine Rendite oberhalb der Inflationsrate zu erwirtschaften“, sagt Michael Herte von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Der Stiftung Warentest zufolge erwirtschafteten weltweit anlegende ETF in der Vergangenheit im Durchschnitt über einen Zeitraum von 18 Jahren eine Sparplanrendite von 7,8 Prozent pro Jahr. Bei einer Sparrate von monatlich 50 Euro wären nach 18 Jahren so 23000 Euro zusammengekommen.
„ETF-Sparpläne haben zudem den Vorteil, dass sie geringe Abschluss- und Verwaltungskosten verursachen“, sagt Herte. Stiftung Warentest zufolge sollten bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro Kosten für einen Sparplan von höchstens zehn Euro pro Jahr anfallen. Darüber hinaus bieten viele Banken für Minderjährige unter 18 Jahren kostenlose Depots an. Zudem lässt sich die Sparrate jederzeit nach oben oder unten anpassen oder auch mal ganz aussetzen.
Festgeldkonto
Eltern, denen das Risiko an den Aktienmärkten zu groß ist, können sich für ein Festgeldkonto entscheiden. Dabei wird ein Sparbetrag für einen festgelegten Zeitraum zu einem garantierten Zinssatz angelegt. Stiftung Warentest zufolge bieten zwar nur wenige Banken attraktive Festgeldkonten für unter 18-Jährige mit Laufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren an. Doch je nach Anlagebetrag und -dauer sei zwischen 0,51 und einem Prozent Rendite pro Jahr drin. Und: Geht die Bank pleite, sind die Einlagen bis 100000 Euro abgesichert. Bevor ein Konto eröffnet wird, sollte allerdings vorab geklärt werden, auf welchen Namen dieses eingerichtet wird. Dies ist beispielsweise für die Steuer relevant: „Erträge auf Kapitaleinkünfte sind von den Eltern zu versteuern“, sagt Herte. Auf Kinderkonten sind diese 2021 hingegen bis 10581 Euro steuerfrei.
Sparkonto
Hin und wieder gibt es laut Stiftung Warentest zudem noch ordentlich verzinste Sparkonten für Kinder, allerdings meist nur für kleinere Geldbeträge. Ein Beispiel ist etwa die Stadtsparkasse München, die ein Führerschein-Sparen mit einem Zins von einem Prozent anbietet – allerdings nur bis zu einem Guthaben von 3000 Euro.
Auch Herte hält das Sparkonto nach wie vor für sinnvoll. „Spareinlagen sind das sicherste und kalkulierbarste Fundament für die Geldanlage der Kinder“, sagt er. „Ohne dieses Sparen gäbe es keine Möglichkeit, eine Anschaffung zu tätigen.“ Die geringe variable Verzinsung sollte laut Herte nicht abschrecken, „und wer weiß, vielleicht steigen die Zinsen in den nächsten Jahren wieder an?“
Doch wie Eltern sich auch entscheiden, Schlüter vom BDB rät, bei der Auswahl der Geldanlage für Kinder behutsam vorzugehen: „Vorsicht bei verlockenden Angeboten, die häufig auch auf Social-Media-Plattformen geteilt werden. Je höher die Rendite, umso größer ist das Risiko – bis hin zu einem Totalausfall.“