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Vier Modelle genehmigtTÜV testet – wie sicher sind die E-Scooter wirklich?

Lesezeit 3 Minuten

Auf Straßen und Radwegen rollen E-Scooter seit Kurzem durch Köln. 

  1. Die Benutzung der seit dem 15. Juni zugelassenen E-Scootern klingt einfach.
  2. Theoretisch kann sich jeder auf das Rollbrett stellen und losfahren.
  3. Um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen braucht es aber vor allem eines: Übung.

Köln – Ausklappen, aufsteigen, losfahren: So einfach die Benutzung der seit 15. Juni im Straßenverkehr zugelassenen E-Scooter klingt, so strittig sind sich Verkehrsexperten über die Auswirkungen der elektrisch beschleunigten Tretroller für die Verkehrssicherheit. Das Thema Sicherheit bewegt auch den TÜV Rheinland, der am Donnerstag auf einer Teststrecke in Köln über die Sicherheit von E-Scootern informierte.

Das Fazit: „Die von uns getesteten und geprüften E-Scooter erfüllen Anforderungen an die technische Sicherheit der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge“, sagt Thomas Rohr, Zweirad-Experte vom TÜV Rheinland und ergänzt mit einem obligatorischen „Aber“: Am Ende hänge die sichere Teilnahme am Straßenverkehr auch von Einflussfaktoren wie dem Fahrer, der Umwelt und dem Miteinander mit anderen Verkehrsteilnehmern ab.

Aufbau, Gewicht, Stabilität, Fahrverhalten und Bremsen getestet

Wenngleich es an E-Scootern am Markt nicht mangelt, ist die Zahl jener Geräte, die auf deutschen Straßen legal betrieben werden darf noch gering, so der Verkehrssicherheitsexperte: In den ersten vier Tagen seit Inkrafttreten der neuen Verordnung am 15. Juni seien gerade vier Modelle vom Kraftfahrtbundesamt zugelassen worden. Mittlerweile seien einige, wenige Modelle dazugekommen, so Thomas Kampmann, Leiter des Technologiezentrums Verkehrssicherheit beim TÜV Rheinland: „Zwei Modelle haben wir hier positiv getestet.“

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Das tut der TÜV im Auftrag der Hersteller, die den Prüfbericht für die Erteilung einer Allgemeinen Betriebserlaubnis beim Kraftfahrtbundesamt benötigen. Aufbau, Gewicht, Stabilität, Fahrverhalten und Bremsen werden in einem zwei bis dreiwöchigen Testverfahren ebenso analysiert wie die Batteriesicherheit, die Beleuchtung und die sogenannte Funkentstörung, die Rückkopplungen mit Funk- und Telekommunikationsgeräten ausschließen soll.

Keine europaweite Norm für E-Scooter

Getestet wird im Labor sowie auf einer Teststrecke, die verschiedene Fahrbahnbeläge und Bordsteintypen simuliert. Das ist aufwendig und koste Hersteller bis zu 20.000 Euro. Neu sind derartige Tests für den TÜV Rheinland nicht, wie Rohr betont: „Ziemlich genau vor 20 Jahren haben wir das erste Elektrokleinstfahrzeug hier für eine Typgenehmigung beim Kraftfahrtbundesamt geprüft, so dass er europaweit gültig war.“

Ein Roller mit Sitz, so Kampmann: „Für Kleinstfahrzeuge mit Sitz gibt es eine europaweite Norm, nicht aber für Stehroller. Die neue Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge gilt ausschließlich in Deutschland, so dass zugelassene E-Scooter nur hier gefahren werden dürfen.“

Nachfrage nach Prüfverfahren ist groß

Trotz komplexer Rechtslage sei die Nachfrage der Hersteller nach Prüf- und Zulassungsverfahren für den deutschen Markt groß, spricht Kampmann aus der Praxis. E-Scooter seien nicht bloß ein Hype, ist sich der Experte sicher: „Wenngleich die genauen Entwicklungen schwer einzuschätzen sind, glaube ich, dass solche E-Scooter beim Verbraucher insbesondere für die Mobilität im städtischen Raum eine wichtige Rolle spielen können. E-Scooter könnten eine Lösung für die letzte Meile sein, also die Lücke zwischen einer Bahn- oder Bushaltestelle und der Arbeit und dem Zuhause.“

So könne letztlich der Nahverkehr von E-Scooter-Pendlern profitieren, so Kampmann. Vor einem spontanen Umstieg raten die Experten für Verkehrssicherheit allerdings ab: „Vorher heißt es: Üben, üben, üben. Und bitte nur mit Helm, am besten sogar mit Handschuhen und Protektoren.“