Häuser nach der Flut am selben OrtVersicherer vermissen Prävention beim Wiederaufbau
Berlin – Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat kurz vor dem Jahrestag der Flutkatastrophe von Juli 2021 Kritik am Wiederaufbau geäußert. „Bis auf 34 Häuser dürfen alle Häuser an Erft und Ahr wieder am selben Standort errichtet werden“, monierte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen am Mittwoch bei einer Bilanz in Berlin. Der Wiederaufbau zeige, dass Prävention nach wie vor eine „viel zu geringe Rolle“ spiele, dabei würden extreme Wettersituationen in Zukunft statistisch immer häufiger auftreten.
Bauverbote in Hochwasserrisikozonen gefordert
Zudem nannte er die politische Forderung nach einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung nicht zielführend, sie verhindere keinen Schaden und biete auch keinen Anreiz zu Prävention. Besser seien Bauverbote in Hochwasserrisikozonen.
Nach Verbandsangaben haben die Versicherer inzwischen fünf Milliarden Euro und damit knapp 75 Prozent der versicherten Schäden von rund 8,5 Milliarden Euro ausgezahlt. Anfang des Jahres waren die Gesamtschäden der Flutkatastrophe durch das Tief „Bernd“ auf mindestens 33 Milliarden Euro geschätzt worden.
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In noch offenen Fällen hätten Versicherte vielfach schon große Teile des Schadens bereits ersetzt bekommen. „So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat schnell Geld von seiner Versicherung erhalten“, sagte Asmussen.
Insgesamt verzeichneten die Versicherer bundesweit 213.000 Schadenfälle, davon 40.000 beschädigte Fahrzeuge, 54.000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung, 91.000 beschädigte Wohngebäude und 28.000 Firmen, die durch die starken Regenfälle ab dem 14. Juli Sachschäden und Betriebsunterbrechungen meldeten.
Aus der Bilanz der Versicherungen
Gemeldete Schäden in NRW: 154 000 mit einem Volumen von 5,2 Milliarden Euro.
Davon:
71 000 Schäden an Wohngebäuden (2,1 Milliarden Euro), im Durchschnitt 31 000 Euro je Gebäude, der höchste Schaden lag bei einem Einfamilienhaus im Kreis Euskirchen mit 770 000 Euro, dort gab es Flutschäden bei mehr als jedem vierten Haus im durchschnittlichen Wert von 62 000 Euro.
39 000 Hausratschäden (0,4 Milliarden Euro)
25 000 Kfz-Schäden (0,21 Milliarden Euro)
Gemeldete Schäden in RLP: 30.000 mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro.
Davon:
10 000 Schäden an Wohngebäuden (1,3 Milliarden Euro), im Durchschnitt 137 000 Euro je Gebäude, der höchste Schaden an einem Einfamilienhaus iim Kreis Ahrweiler mit 960 000 Euro, dort war mehr als jedes fünfte Haus betroffen (Schadensdurchschnitt 209 000 Euro)
8000 Hausratschäden (0,2 Milliarden Euro).
9000 Kfz-Schäden (0,1 Milliarden Euro)
In den Katastrophengebieten mussten mehr als 2000 Einfamilienhäuser mit versicherten Schäden jenseits der 100.000 Euro wieder in Stand gesetzt werden. Im Kreis Ahrweiler lag der Durchschnittsschaden bei 210.000 Euro pro Wohngebäude. Das ist der höchste jemals gemessene Schadendurchschnitt bei Wohngebäuden. Im Kreis Euskirchen war jedes vierte Haus beschädigt, bilanzierte der GDV.
In jedem vierten Versicherungsfall dauern Wiederaufbau und Instandsetzung jedoch noch an, weil Material und Handwerker fehlen.
Schon im Oktober 2021 haben die Versicherer ein Gesamtkonzept vorgestellt, dabei würden alle Bestandsverträge in der privaten Wohngebäudeversicherung um den Elementarschutz-Baustein ergänzt. Wer das nicht will, muss das aktiv ablehnen und auch die Konsequenzen tragen. Neuverträge werden. Zudem sieht der Vorschlag Neubauverbote in hochwassergefährdeten Lagen, bessere bauliche Anpassungen und weniger Versiegelung vor. „Den Menschen ist nur langfristig geholfen, wenn Prävention konsequent mitgedacht wird“, sagte Asmussen.