Ein RTL-Sprecher bestätigte am Mittag, dass in Köln bis 2025 pro Jahr 100 Stellen abgebaut werden. In Köln hat RTL derzeit 4300 Vollzeitstellen.
Umstrukturierung bei RTLIn Köln sollen bis zu 300 Stellen wegfallen
Beim Hamburger Traditionsverlag Gruner + Jahr fallen 700 Stellen weg. Die Muttergesellschaft RTL Deutschland, die wiederum zum Bertelsmann-Konzern gehört, erklärte am Dienstag, sie wolle sich künftig mehr auf die „Kernmarken“ ihres Verlagsgeschäfts fokussieren. „Alle weiteren Titel und Ableger werden verkauft oder eingestellt.“ „Im Zuge der Neuaufstellung werden die Kosten in allen Bereichen gesenkt“, erklärte RTL. „Dabei werden rund 500 Stellen am Standort Hamburg abgebaut“. 200 weitere Stellen gehen demnach durch Verkauf auf neue Eigner über.
RTL: Auch in Köln werden Stellen gestrichen
Über den Stellenabbau wird seit Wochen spekuliert. Dabei gibt es auch Vermutungen, dass auch bei RTL in Köln Stellen gestrichen werden. Ein RTL-Sprecher bestätigte am Mittag, dass in Köln bis 2025 pro Jahr 100 Stellen abgebaut werden. Diese 300 Stellen sollen über die Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden. In Köln hat RTL derzeit 4300 Vollzeitstellen. Zunächst waren die Gruner + Jahre Mitarbeitenden vor Ort in Hamburg informiert worden, danach die Mitarbeitenden von RTL in einer Video-Konferenz.
Verdi übt Kritik an Zerschlagung des Verlags
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert in einer Mitteilung die „Zerschlagung und die Kündigung von Beschäftigten in dem europaweit anerkannten Zeitschriftenverlag RTL, ehemals Gruner+Jahr“. Verdi geht wegen der verbreiteten Teilzeit im Verlag von deutlich mehr Personen aus, die von Kündigungen betroffen sein werden. „Aus Unfähigkeit ein profitables und europaweit beachtetes Zeitschriftenhaus in die digitale Transformation zu führen, zerschlägt Bertelsmann nun den Magazinverlag RTL in Hamburg. Die fehlgeleitete Strategie aus Gütersloh schneidet dem Medienstandort Hamburg und der Presselandschaft ein großes Stück Vielfalt heraus“, erklärt Christoph Schmitz, für den Bereich Medien zuständiges Mitglied im ver.di Bundesvorstand. Verdi werde sich mit den Beschäftigten gegen diese Entwicklung wehren und regt an, in Hamburg nach Alternativen für dieses vom Bertelsmann-Konzern angerichtete Desaster zu suchen, mit dem Ziel, Magazin-Vielfalt und Arbeitsplätze zu erhalten
DJV sieht Aderlass des Medienstandorts Hamburg
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sieht in der geplanten Einstellung oder dem Verkauf von Zeitschriften einen verheerenden Aderlass für den renommierten Medienstandort Hamburg. „Diese Entscheidung ist durch nichts begründet als durch gewissenlose Profitmaximierung“, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Das sei die Abwicklung des renommierten Medienhauses Gruner + Jahr. Es sei zu befürchten, dass sich RTL mittelfristig doch von den verbleibenden Titeln trennen wolle und bis dahin nicht mehr investiere. Die Vorsitzende des DJV Nord Marina Friedt sieht Bertelsmann in der Pflicht, der sozialen Verantwortung für die Beschäftigten gerecht zu werden: „Das RTL-Management muss betriebsbedingte Kündigungen ausschließen. Das ist es den Kolleginnen und Kollegen schuldig.“ Darüber hinaus erwarte sie die Einbindung des Betriebsrates in die jobrelevanten Entscheidungsprozesse innerhalb von RTL. Bisher sei die Kommunikation mit den gewählten Vertretern der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer katastrophal.
Zu den Kernmarken zählen laut RTL zum einen die Magazine „Stern“, „GEO“, „Capital“ und „Stern Crime“. Die Zeitschriften und ihre Digitalversionen würden „aufgrund der großen Synergien mit den RTL-TV-Redaktionen“ künftig der Tochterfirma RTL News zugeordnet und zudem „massiv ausgebaut“. Bei Gruner + Jahr Deutschland verbleiben demnach lediglich die weiteren Kernmarken „Brigitte“, „Gala“, „Schöner Wohnen“, „Häuser“, „Couch“, „GEOlino“, „GEOlino mini“ sowie die Online-Portale Eltern.de und Chefkoch.de. Bei den Beteiligungen an der Deutschen Medien-Manufaktur (DMM) und dem Magazin „11 Freunde“ werden Verkäufe erwogen.
„Wir haben entschieden, uns auf die Kernmarken zu konzentrieren und sie mit Investitionen von etwa 80 Millionen Euro bis 2025 weiterzuentwickeln“, erklärte Bertelsmann-Geschäftsführer Thomas Rabe. Das Geld entfalle „insbesondere auf digitale Bezahlinhalte sowie digitale Dienstleistungen“, vor allem beim „Stern“. Dafür sollen 30 Millionen Euro fließen, weitere 30 Millionen Euro verteilen sich auf die übrigen Kernmarken. Die restlichen 20 Millionen Euro seien für „neue Räumlichkeiten“ vorgesehen.